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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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1    ENGELSHERZ
    Das aufgeregte Gemurmel von Frauenstimmen floss durch den Korridor auf Gideon zu. Er drehte sich um, sah die Wand an, zog einen Schrubber aus dem Reinigungskarren und fuhr damit über den bereits glänzenden Boden.
    Was machen sie hier?
    Die Akademie öffnete erst heute Abend zum Unterricht. Offiziell waren noch Ferien.
    Als sich ihm zwei Mädchen näherten, zog er den Schirm seiner Kappe tiefer in die Stirn und hielt den Kopf gesenkt, während er weiter so tat, als würde er den Boden schrubben. Sie gingen an ihm vorbei, ohne einen Blick in seine Richtung zu werfen, und waren ganz mit ihrem wichtigtuerischen Geplapper beschäftigt. Reinigungskräfte waren für sie unsichtbar, was ihm sehr gelegen kam.
    Bald waren die Mädchen hinter einer Biegung verschwunden. Noch immer kicherten und schwatzten sie; seine Gegenwart hatten sie überhaupt nicht wahrgenommen.
    »GUT GEMACHT, MEIN KIND.« Ealunds durchscheinende Gestalt schwebte über dem Boden; seine ätherische Schönheit spiegelte sich in den glänzenden schwarzen Fliesen.
    Mit einem raschen Blick versicherte sich Gideon, dass die Mädchen nicht mehr in der Nähe waren. Dann steckte er den Schrubber in den Wagen und schob diesen aufsein ursprüngliches Ziel zu. Die unkörperliche Erscheinung glühte, ihre durchsichtige Gestalt war von einer silber-blauen Aura umgeben. Als er diese unirdische Schönheit ansah, tat Gideons Herz weh. Ealund zeigte sich nur ihm und sonst niemandem.
    Er war ein Abbild engelhafter Pracht, hatte hüftlanges goldenes Haar, das ihm um den Kopf wehte, erschreckend schöne azurfarbene Augen und trug blasse, fließende Gewänder. Es fehlten nur noch die Schwingen. Aber Ealunds vollkommene und reine Bösartigkeit zwang Gideon immer wieder fast auf die Knie.
    Abgesehen von den beiden Mädchen waren die Korridore verlassen. Er hielt den Kopf gesenkt und spähte hinüber zu einer Sicherheitskamera über einer der Türen zu den Klassenräumen. Nach dem ersten Mord vor einigen Wochen waren sie überall auf dem Campus angebracht worden, aber er wusste genau, wo sie sich befanden, und konnte sie daher meiden.
    »BEEIL DICH, MEIN KIND« , psalmodierte Ealund. »DIE ZEIT WIRD KNAPP.«
    Gideon hielt den Wagen an und beobachtete den Gang, bevor er den Hauptschlüssel herausnahm und damit die schwere Holztür entriegelte, vor der er nun stand. Nach einem letzten Blick betrat er das Zimmer und zog seinen Karren mit hinein. Leise schloss er die Tür wieder und sperrte sie zu. Aufregung brodelte in seiner Magengrube. Er wollte spüren, wie sich warmes Blut über seine Finger ergoss.
    »LANGSAM« , hallte Ealunds Stimme aus der Luft um ihn herum. Sie war tief und dunkel und erschuf eine feuchte Kälte in Gideons Rückgrat. »KONZENTRIERE DICH, MEIN KIND. ÖFFNE DEINEN GEIST, DAMIT ICH DICH LEITEN KANN.«
    Gideon nickte, zog die Schuhe aus und atmete tiefdurch, als er sie auf den Karren neben seinen Rucksack stellte. Er wackelte mit den Zehen in den dünnen Slippern, die er wie Strümpfe getragen hatte und die wegen ihrer Gummisohlen keinen Laut von sich gaben.
    »ER IST HIER.« Ealund schnüffelte. »AH, DER SÜSSE DUFT DER KÖSTLICHEN JUGEND.«
    Der moschusartige, beinahe wilde Geruch eines jungen Mannes überlagerte den staubigen Gestank von Büchern und Wissen. Gideon fuhr den Reinigungswagen hinter ein Bücherregal in der Nähe der Tür und bewegte sich leise durch das Labyrinth, geleitet von einem schrägen, unmelodischen Pfeifen.
    Das rhythmische Quietschen eines Bücherkarrens verstummte in der Regalreihe vor ihm. Gideon drückte sich mit dem Rücken gegen das Ende eines Regals und spähte vorsichtig um die Ecke. Der Junge war groß, viel größer als die anderen. Sein Handkarren war beinahe leer. Es würde nicht mehr lange dauern.
    Gideon wich zurück und lehnte sich gegen den massiven Eichenstollen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals – teils aus Angst davor, entdeckt zu werden, teils vor angespannter Erregung. Die Jagd war fast so gut wie der Fang. Fast.
    Gideons Mund wurde trocken, und sein Schwanz versteifte sich, wie er es in diesem Stadium der Jagd immer tat. Nun hatte sie begonnen.
    Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich darauf, seine Atmung zu verlangsamen. Die Dunkelheit besänftigte sein heftig schlagendes Herz.
    Erneut unterbrach das regelmäßige metallische Quietschen des Bücherkarrens die Totenstille in der nur schwach erhellten Bibliothek. Gideon wagte einen weiteren raschen Blick.
    »ER SPÜRT DICH NICHT

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