Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
jeden Tag um ein Zeichen von ihm gebetet. So suchte sie ab und zu Trost in seinen Aufzeichnungen und forschte nach Hinweisen auf seinen Verbleib. Aber bis jetzt hatte sie noch keine Ahnung. Sie trat ans Fenster und sah über den Schwarzwald. Die Tannen waren wie immer so dunkelgrün, dass sie fast schwarz wirkten und die vereinzelten Laubbäume sprossen gerade hellgrün ihr Laub aus. Annabelle war versucht, die Haarnadeln aus ihrem schweren Knoten zu lösen und nach draußen zu laufen, in den Wald hinein, mit wehenden Haaren, um den Wind am Kopf zu spüren, aber die Arbeit wartete. Die Verantwortung war zu groß.
    Seufzend drehte sie sich um und beugte sich wieder über die Okulare ihres Mikroskops.
    * * *
    Paul hatte Mühe noch rechtzeitig auszuweichen, als die Türe des »Amtes für Ætherangelegenheiten« ihm entgegen flog. Eine Truppe von Soldaten wollte schnell zu ihrem Einsatz. Er wartete, bis die acht uniformierten und bewaffneten Männer an ihm vorbei waren, und betrat dann das Gebäude.
    „Guten Morgen, Frau Liebknecht”, grüßte er die Empfangsdame. „Was ist los?” Er zeigte auf die Tür.
    „Guten Morgen, Herr Falkenberg”, antwortete das Fräulein lächelnd. „Es soll eine spontane Verwandlung in der Trinkhalle gegeben haben. Sie wissen ja, wie empfindlich die dort sind, wegen der vielen reichen Gäste. Deshalb ist gleich eine ganze Einheit vom Exekutivkommando raus geschickt worden.”
    Paul nickte verständnisvoll. Niemand wollte bei seinem morgendlichen Bummel vor dem Kurhaus von einem Verdorbenen überrascht werden. Und natürlich konnte der auch gefährlich sein.
    „Ist Dr. Burger schon da?”
    Das Fräulein nickte: „In seinem Büro.”
    Paul ging zunächst in sein eigenes Arbeitszimmer und hängte Mantel und Hut an die Garderobe. Er sah kurz die Papiere auf seinem Schreibtisch durch, ein paar Briefe und die neuesten Nachrichten aus dem Adlerhorst. Es war ein ganz schöner Packen. Nachdenklich ließ er die Mitteilungen sinken, bevor er sie gelesen hatte. Das musste warten. Er stand auf und klopfte bei Dr. Burger an die Tür.
    „Herein”, hörte er den Patenonkel von Annabelle rufen. Als Paul eintrat, schien es, als ob er in einen Spiegel schaute, denn Karl Burger sah genauso überarbeitet und unausgeschlafen aus, wie er sich fühlte. Äußerlich hätten sie allerdings kaum gegensätzlicher sein können. Während er, Paul, schlank war, braune Haare und Augen hatte, war Karl Burger ein Hüne von einem Mann mit einem Schopf sandfarbenem Haar, blauen Augen und einen prächtigen Schnurrbart. Er hatte seine Anzugjacke ausgezogen und die Ärmel seines Hemds hochgekrempelt. Paul wusste es nur aus Erzählungen, aber immer wenn er die kräftigen mit goldenen Haaren bedeckten Arme sah, konnte er sich gut vorstellen, dass sie lieber ein Gewehr hielten als einen Brieföffner.
    „Karl”, begrüßte er den Mann, der ihm ein Freund geworden war.
    „Paul, schön dich zu sehen. Was führt dich zu dieser jungen Morgenstunde zu mir?” Burger packte einen Stapel Papier auf einen anderen Haufen und stabilisierte das wackelige Gebilde notdürftig.
    „Arbeit.”
    Karl machte eine abwehrende Handbewegung: „Bleib mir weg. Ich hätte abhauen sollen, als ich noch konnte. Als Scharenburg mir diesen Posten anbot, hätte ich gleich wissen sollen, dass ich nicht für den Schreibtisch geboren bin.”
    Paul nickte: „Es ist zu viel Arbeit. Wir haben zu wenig Personal. Ich komme nicht vorwärts. Vor allem nicht mit der Katalogisierung der Rosenherz-Sammlung. Wir brauchen mehr Leute.”
    Burger stand auf und lief in seinem Büro hin und her wie ein Tiger im Käfig. Paul wusste, dass er lieber unbewaffnet einen Löwen in der Savanne verfolgt hätte, als hier zu sitzen. Mehr Personal zu fordern bedeutete einigen höheren Beamten in der Markgrafschaft Baden um den Bart zu gehen und um Geld zu bitten.
    Das »Amt für Ætherangelegenheiten« war eine einzigartige Einrichtung im Reich, aber es musste seine Nützlichkeit noch beweisen. Der Markgraf hatte sich dem Kaiser gegenüber durchgesetzt und erwartete nun viel. Alles musste gründlich und dennoch effizient erledigt werden. Man sollte eine Vorbildfunktion für weitere Ämter haben, und erst kürzlich war eine Abordnung aus Österreich-Ungarn durch die Räumlichkeiten geführt worden, um das nötige Wissen für die Gründung eines eigenen Amtes zu erlangen.
    „Ich schau, was ich tun kann”, sagte Karl resigniert. „Wie geht es Annabelle?”
    „Gut, soweit ich das

Weitere Kostenlose Bücher