Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
erst mit Æther geschossen, und dann versucht hatte zu reden. Aber die Zeiten hatten sich geändert, die Befehle lauteten nun anders und er war nicht bereit, das zu diskutieren.
    „Bringt ihn in den Adlerhorst”, befahl er. Er stützte seinen rechten Arm mit seinem linken und sah sich nach einem Hinweis auf die Identität des Schlangenmenschen um. Irgendwo musste doch seine Kleidung noch zu finden sein. Dann trank er ein wenig von dem Wasser der Heilquelle und dankte Gott, dass es so gut geendet hatte.
    „Ich muss zu einem Arzt”, unterrichtete er seinen Adjutanten. „Sorgen Sie dafür, dass die Kreatur und alle Spuren im Adlerhorst ankommen.”
    Als er den Raum verließ, drängten sich schon die ersten Schaulustigen an ihm vorbei, die unbedingt einen Blick auf den Tatort werfen wollten. Einige Menschen dankten und applaudierten ihm, aber er spürte auch finstere Blicke. Er musterte die bunten Kleider, feinen Stoffe und reich geschmückten Damenhüte, die steifen Zylinder und die rot bebänderten Strohhüte, die blitzenden Uhrenketten und Manschettenknöpfe.
    Jeden von ihnen konnte es als Nächsten treffen, sie konnten alle zu Monstern werden und niemand konnte das verhindern.
    * * *
    „Hier sind die Akten, die Sie gefordert haben.” Fräulein Schneider und legte einen Stapel auf Annabelles Schreibtisch.
    „Vielen Dank für Ihre Arbeit”, sagte Annabelle zu der Sekretärin.
    Fräulein Schneider schob ihre Brille höher auf die Nase. „Der Neue, den sie gerade eingeliefert haben, ist aber noch nicht dabei.”
    Annabelle sah auf: „Was ist es denn?”
    „Ich weiß es nicht genau, ich glaube so eine Art Reptil, eine große Schlange”, sagte Fräulein Schneider schaudernd.
    „Ein Schlangenmensch?”, sagte Annabelle neugierig. „Das ist interessant. Ich gehe ihn mir ansehen”, beschloss sie, verließ das Labor und suchte den Neuankömmling. Sie wusste ungefähr, wo in dem Komplex man ihn untergebracht haben könnte.
    Durch die Gänge zu laufen, war jedes Mal bedrückend für sie, die vielen Türen und Stahlgitter waren immer noch da – es war allerdings beruhigend, selbst jemand mit Schlüsseln zu sein. Sie öffnete eine Tür, die auf ein großes Außengelände führte. Unter strenger Bewachung tummelten sich die verschiedensten Wesen auf dem eingezäunten Areal. Zwei Jahre lang hatte man hier Veränderte gesammelt, um sie zu Soldaten für finstere Zwecke zu trainieren. Jetzt musste man versuchen, für diese Wesen einen anderen Platz zu finden. Bis jetzt hatte niemand eine zündende Idee, daher platzte der Adlerhorst aus allen Nähten. Das Zusammenleben so vieler Verdorbener gestaltete sich äußerst schwierig. Viele von ihnen konnten sich noch nicht wirklich mit ihrer neuen Gestalt anfreunden und gaben sich lieber dem Wahnsinn hin.
    Annabelle konnte das nachvollziehen. Sie hatte den Wahn erlebt, diese Grenze gespürt, war sogar einige Schritte über diese Grenze hinaus gegangen, und befürchtete, es könne jederzeit wieder geschehen.
    Aber sie war hier, außerhalb des Zauns, frei, sogar mit Schlüsseln. Wie winzig klein war der Schritt, zwischen hier und dort, fast wie ein Spinnennetz – für die Gefangenen eine Todesfalle, für Menschen nur ein Ärgernis. Annabelle überquerte das Gelände und betrat ein weiteres Gebäude. Es war eine Art Gewächshaus, bis in etwa sechs Meter Höhe war es gemauert, darüber aus Glas. In dieser Höhe befand sich innen ein weiteres solides Stahlgitter, welches den Zugang zum Glasdach verwehrte. Hierhin brachte man Vogelwesen und alles, was es warm brauchte. Sie öffnete die schwere Stahltür: Es war heute sehr heiß und stickig hier drin.
    Annabelle wandte sich an den Soldaten am Eingang: „Ist der Neuankömmling hier?”
    Der Soldat nickte ihr freundlich zu: „Ein Schlangenmensch ist in Zelle vier gebracht worden.”
    Annabelle ging an vergitterten Räumen vorbei in Richtung Nummer vier. Sie hielt sich nicht lange mit der Betrachtung der anderen Insassen auf, sie kannte alle schon. Es machte sie traurig, die Veränderten zu sehen, gefangen und hilflos, und sie hatte dafür gesorgt, dass alle eine Rückzugsmöglichkeit in ihrer Zelle hatten, wo man sie nicht beobachten konnte.
    Eine Eulenfrau saß auf einem Baumstamm und betrachtete Annabelle aus riesigen Augen, die sie wegen der Helligkeit mit ihren schweren Lidern fast verschlossen hatte. Nach der Verwandlung behielten die meisten Verdorbenen ihre Größe. Manche wurden größer, aber nicht sofort. Nur ganz selten

Weitere Kostenlose Bücher