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African Queen

African Queen

Titel: African Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Timmerberg
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nirgendwo, nicht in Bangkok, nicht in Shanghai, nicht in Paris und auch nicht in Nairobi, haben wir einen Stau wie diesen gesehen. Was heißt gesehen? Gehört, gefühlt, gerochen, erlebt. Ohnmacht. Falle. Aus. Seit gut zwei Stunden fahren wir alle zehn Minuten zwei Meter voran oder alle fünf Minuten einen halben. Manchmal stehen wir auch zwanzig Minuten einfach nur rum, um dann zwanzig Meter weiterzukommen. Der Fahrer meint, wir hätten Glück. Normalerweise ginge das nicht so schnell. Die Straße, obwohl im Zentrum der Metropole, ist aus Lehm, die meisten Straßen rechts und links auch. Und es regnet. Ergebnis: eine irre Sauerei für Reifen, Karosserien und Fußgänger. Die Fußgänger quetschen sich durch die Autoschlangen, wenn sie die Straße überqueren wollen. Das ist für sie nicht ganz ungefährlich. Wir haben gerade einen angefahren. Nichts Schlimmes, wir standen ja halb, ein blauer Fleck am Oberschenkel oder ein schmerzendes Knie, und muss nicht jeder selber wissen, was er tut? In Kampala zur Rushhour über die Straße zu gehen, tut halt weh. Wir sitzen wenigstens, und noch dazu im Trockenen. Reisen, liebe Leute, ist der Hammer. Der Traum, dass es immer und immer weitergeht, wird bezahlt mit seinem verfickten Gegenteil.
    Lisa ist sauer, weil ich nicht in das von Chinesen geführte Hotel will, obwohl es ganz in der Nähe ist. Wir sehen es seit geraumer Zeit, wir könnten zu Fuß hin. Das Paradies ist immer zu Fuß in fünf Minuten erreichbar, aber wir glauben es einfach nicht. Nein, ich glaube es nicht, sie schon. Ich glaube, das Paradies für Reisende in Kampala heißt «Le Bougainvillier». Ich habe die Fotos im Internet gesehen. Ich bin ganz sicher. Außerdem darf man da rauchen, bei den Chinesen merkwürdigerweise nicht. Lisa ist sauer, weil sie klüger ist als ich und meistens recht behält. Nachdem wir irgendwann dann doch noch das «Le Bougainvillier» erreichen, entschuldigt sie sich aber. Von außen sieht es wie eine kleine Burg aus, drinnen ist es ein wunderschöner Garten mit einem künstlichen Wasserfall und kleinen Treppchen, und was die Bepflanzung angeht, nun ja, ich bin kein Florist, ich sage immer nur Rosen und Orchideen, wenn mir Blumen gefallen, und das stimmt so wahrscheinlich nicht, aber davon abgesehen gedeihen hier alle Rosen und Orchideen ausgesprochen prächtig, denn die Erde Ugandas ist die fruchtbarste des Kontinents. Man braucht nur draufzuspucken, und schon kommt eine Kakaopflanze raus oder ein Kaffeestrauch oder ein Tabakblatt. Churchill hat das Land «die Perle Afrikas» genannt. Idi Amin warf sie den Säuen vor, und dreißig Jahre nach seiner unendlich dämlichen Schreckensherrschaft sind die Perlenputzer wieder da. Uganda boomt, wächst und erblüht, was im Straßenverkehr nervt, aber im Garten des «Le Bougainvillier» nur Freude schafft. Der Besitzer ist ein Franzose um die sechzig, seine ugandische Frau ist rattenscharf, wunderschön und doof, und auch mit den Zimmern hat er alles richtig gemacht. Dafür zahle ich gern hundertzwanzig Dollar ein paar Tage lang. Und dann wird man weitersehen.
    Lisa träumt bereits jetzt von Ruanda und/oder dem Südsudan, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Uganda die letzte Station vor Kairo ist, und Kairo wird das Ende sein. Ich beziehe diese Sicherheit aus meinem Körpergefühl. Um die Nachwirkungen einer Malaria zu beschreiben, reichen drei Worte: schlapp, schlapp, schlapp. Man will keinen Meter zu viel machen. Dieser Bewegungsfreudigkeit entsprechend bleiben wir fünf Tage in dem Hotel oder in den Restaurants der unmittelbaren Nachbarschaft, einmal gehen wir auch ins Kino und sehen uns im Rahmen eines ugandisch-deutschen Filmfestivals einen der letzten großen Filme von Bernd Eichinger im Original mit englischen Untertiteln an. Die Geschichte der RAF gefällt den Afrikanern. Uns auch. Und jeden Tag werfen wir die Reisepläne des Vortags um. Wohin wir von Kampala fahren werden, wenn wir das «Le Bougainvillier» verlassen. Vorgestern dachten wir noch an die Gorillas in den Nebelbergen. Affengeil. Die letzten frei lebenden Riesenprimaten laden uns zwar nicht ein, aber auch nicht aus. Sie sollen harmlos sein. Weil sie Vegetarier sind, müssen sie nicht töten, um zu fressen, und unnützes Töten kostet Kraft. Deshalb drohen sie nur, wenn ihnen was stinkt. Nicht in die Augen blicken, das stinkt ihnen. Und nicht weglaufen, dann kommen sie hinterher. Die richtige Reaktion auf ausflippende Riesenprimaten ist Stehenbleiben, auf den Boden

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