Aibon - Land der Druiden
hatte von ihnen Besitz ergriffen und warf seinen Schein auch in das Quadrat.
Selbst die Schwertklinge hatte sich verändert. Der matte, manchmal auch strahlende goldene Glanz war verschwunden. Statt dessen fluoreszierte sie grünlich nach und schien noch mehr durchgebogen zu sein wie normalerweise.
Und Kara musste warten. Ihr Gesicht nahm immer mehr einen maskenhaften Ausdruck an. Es blieb starr, nichts deutete auf die Gefühle hin, die Kara durchtobten. Sie befand sich in keiner beneidenswerten Lage. Zwar konnte sie die Verbindung zu Aibon hin aufrechterhalten, doch es gelang ihr nicht, einen Blick in dieses fremde Land hineinzuwerfen. Die Dimension der Druiden blieb ihr verschlossen. Aber dort geschah etwas.
Kara sah es nicht. Sie fühlte nur, wobei ihre Nerven wie Seismographen reagierten, so empfindlich waren sie. Kara konnte Ströme und Gefühle ertasten, sie wusste mit einemmal, dass dort nicht alles klappte und dass die Gefahren größer waren, als sie überhaupt angenommen hatte. Die Freunde steckten in der Klemme! Auch Myxin. Und er besonders. Zwischen ihm und Kara existierte ein weiteres Band, das man nicht als ein magisches umschreiben konnte. Es war das Band des Vertrauens, der Partnerschaft. Da konnte sich einer auf den anderen verlassen, und dies sogar blindlings. Wenn einer von ihnen unter Sorgen litt oder in einer Gefahr schwebte, merkte das der andere sofort. Auch über unsichtbare, ferne Grenzen hinweg. Wie jetzt!
Plötzlich durchlief ein heftiges Schütteln den Körper der schönen Kara. Etwas war geschehen, und zwar mit Myxin. Sie nahm seine Verzweiflung auf, seine Hilferufe, die telepathisch in das Quadrat hineingelangten, dort verstärkt wurden und auch Kara, die mit dem Quadrat in Verbindung stand, erreichten.
Nicht allein in einer Gefahr schwebte Myxin, sie war noch stärker geworden. Und es gab nur einen Ausdruck dafür. Todesgefahr!
Kara!
Sie hörte den verzweifelten Schrei ihres Partners, der den Weg gefunden hatte. Myxin verließ sich auf sie. Kara konnte seine Rettung sein, wenigstens glaubte er das. Aber sie war nicht in der Lage, etwas für ihn zu tun. Die Schöne aus dem Totenreich musste Myxin seinem Schicksal überlassen, das verlangte der Zwang, unter dem sie stand. Und niemand sah die beiden gläsernen Tropfen, die aus ihren Augen rannen. Es waren die Tränen der Trauer…
***
Ich erlebte einen Traum, der gleichzeitig Wirklichkeit für mich geworden war.
Hinter einem Wesen saß ich, das es einfach nicht geben konnte, dennoch existierte. Durch Aibon hatte ich erfahren, dass die Legenden und Märchen der Menschen trotz allem einen Ursprung gehabt hatten, und der lag nun einmal in Aibon begraben, diesem grünen Land, das mir gegenüber einen Teil seiner Geheimnisse gelüftet hat. Hätte ich denn je daran gedacht, dass der rote Ryan Anführer der Elfen, Feen und Trooping Faires war?
Nie wäre ich darauf gekommen, und ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass Wesen dieser Art überhaupt existierten. Von nun an sah ich alles mit anderen Augen.
Wir jagten über das Land. Ich klammerte mich an einer Gestalt fest, die durchscheinend und trotzdem existent war. Man kann es schwer erklären. Ich spürte Widerstand, und trotzdem war es nicht so, als hätte ich hinter einem normalen Reiter auf dem Pferd gesessen. Auch mein Kreuz hatte sich mit den neuen Verhältnissen abgefunden oder daran gewöhnt. Jedenfalls meldete es sich nicht mehr. Keine Reaktion. Weder ein grünes noch ein silbernes Strahlen ging von meinem Talisman aus.
Wo lag unser Ziel? Nicht einmal raten konnte ich, weil ich überhaupt keine Bezugspunkte besaß. Ich musste mich voll und ganz auf meinen Führer verlassen, der sein strahlendweißes Pferd durch den Himmel von Aibon dirigierte, umweht von einem warmen Wind und manchmal gestreichelt von flatternden Wolkenformationen.
Hin und wieder ritten wir über den Wolken, dann war der Himmel wieder klar, und ich konnte hinuntersehen auf ein Land, das noch immer so grün und fruchtbar wirkte. Nur in den fernen, weiten Bergen, die dort lagen, wo der Horizont und ein weiter Ozean miteinander zu verschmelzen schienen, lagen dicke Dunstschwaden in der Luft, die auf die andere Seite des Reiches Aibon hinwiesen.
Wir näherten uns diesen Bergen. Zwar waren wir nicht so schnell wie der Wind, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass nicht viel fehlte. Jemand blies in meinen Rücken. Eine Kraft war einfach da, die uns vorantrieb, denn das weiße Pferd bewegte sich
Weitere Kostenlose Bücher