Aibon-Teufel
leicht nervös zu machen.
»Ich habe nicht viel Zeit, du auch nicht, und deshalb alles Weitere in aller Kürze.«
»Okay, ich höre.«
Ich hörte hinter mir ein Geräusch, und als ich mich umdrehte, stand Maxine Wells im Flur. Sie hatte mich sprechen hören und schaute mich fragend an.
Mit den Lippen formulierte ich den Namen Carlotta. Sie hörte es, nickte und kam näher.
Ich konzentrierte mich auf Carlotta’s Monolog und spürte, dass es mir einige Male kalt den Rücken hinablief. Was Carlotta gesehen hatte, war nicht zum Lachen, und zum Schluss berichtete sie davon, dass auch der Aibon-Teufel unterwegs war.
»Das hast du alles gesehen?«
»Ich schwöre es.«
»Was hast du jetzt vor?«
»Klar, dass ich wieder zu euch komme. Aber ihr werdet mich nicht sehen. Ich bleibe draußen und kann euch so den Rücken freihalten.«
»Carlotta!«, rief ich, aber es hatte keinen Sinn mehr, denn sie hatte das Gespräch beendet.
»Und?«, flüsterte die Tierärztin mir zu.
»Ich glaube, dass es bald losgeht. Jedenfalls weiß die andere Seite, wo wir uns aufhalten.«
»Wer ist das alles?«
»Drei Männer und der Aibon-Teufel.«
Maxine trat einen Schritt zurück. »Wie? Auch dieses verdammte Monster?«
»Genau. Carlotta hat es gesehen, und ich denke nicht, dass sie sich getäuscht hat.«
»Und wo ist es genau?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Max. Es scheint sich auf dem Weg zu uns zu befinden, ebenso wie die drei Männer, die ihr Gewissen wohl verloren haben. Sie werden uns töten wollen.«
»Das wird eng.«
»Mal schauen. Geh du zu Edna Randall zurück. Ich bleibe hier an der Tür.«
»Außen oder innen?«
»Außen auch.«
»Und was ist mit Carlotta?«
»Sie will uns den Rücken freihalten.«
Maxine verdrehte die Augen. »Wenn das mal gut geht. Himmel, wie oft habe ich ihr gesagt...«
»Hab doch Vertrauen.«
Maxine lachte auf. »Das muss ich wohl.« Dann fragte sie: »Brauche ich eine Waffe?«
Verdammt, ich hätte mir eine zweite Beretta gewünscht. Okay, sie konnte meine bekommen. Ich war schon dabei, sie zu ziehen, da schüttelte Maxine den Kopf.
»Lass sie stecken, John. Ich komme schon ohne klar. Du musst nur die Typen aufhalten.«
»Ich werde es versuchen.«
»Aber ich werde mich mit Mrs. Randall in die obere Etage zurückziehen, das ist sicherer. Da kann man nicht so leicht durch die Fenster schießen.«
»Tu das.«
Ich wusste die alte Frau bei Maxine in guten Händen. Sie war eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand und sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Sie sprach kurz mit Edna. Dann hörte ich ihre Schritte, und wenig später stiegen beide die Stufen der schmalen Treppe hoch. Von oben winkte mir Maxine kurz zu.
Ich hatte meine Probleme, dies alles zu begreifen. Wie war es möglich, dass normale Menschen sich über Jahre hinweg so hatten terrorisieren lassen?
Die Antwort war eigentlich leicht. Es lag an der Angst, und zwar an der Angst vor dem Unheimlichen und Unbekannten. Etwas anderes sah ich darin nicht.
Von den beiden Frauen war nichts mehr zu hören.
Für mich wurde es Zeit, den Plan in die Tat umzusetzen, von dem ich hoffte, dass er klappte. Auf den kleinen Mann mit dem langen Messer wollte ich ein besonderes Auge werfen, und dann gab es noch den Kerl mit dem Schrotpuster. Ob der dritte Mann eine Waffe besaß, war mir unbekannt. Aber der Kleine hieß Flock, leicht zu behalten.
Das Haus lag in einer Seitenstraße, und so erfasste mein Blick auch nicht viel von der Umgebung, als ich durch den Spalt schaute. Jedenfalls sah ich keine Bewegung. Ich huschte ins Freie.
Weg von der Vorderseite. Hin zur seitlichen Hauswand, an der ich in die Knie ging. Ich riskierte einen Blick in die Höhe, aber von Carlotta war nichts zu sehen, was ich auch gut fand. Möglicherweise konzentrierte sie sich auf den Aibon-Teufel, der hier im Haus die Früchte einsammeln wollte, die andere für ihn geerntet hatten.
In meiner Umgebung blieb es still. Im Haus hatten wir bewusst das Licht brennen lassen. So musste die andere Seite annehmen, dass sich jemand dort aufhielt.
Die Zeit des Wartens fing an. Ich setzte darauf, dass sie sich nicht zu sehr in die Länge zog. Ich wollte eine Entscheidung, und ich dachte dabei an den schwer verletzten Holbrook, der unbedingt ärztliche Hilfe benötigte.
Wo Carlotta steckte, sah ich nicht. Aber sie würde schon das Richtige tun, da vertraute ich ihr.
Kamen sie nur von vorn, oder waren sie so schlau, sich zu trennen? Ich an ihrer Stelle hätte
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