Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
Vom Netzwerk:
besprechen.« »In Ordnung.« Duane hielt die Arme steif von sich gestreckt, als er in dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nahm. Hakkie ergriff ein Klemmbrett.
     
    »Also, hier steht, daß Sie sich weigern, Ihre Medizin zu nehmen.«
     
    Duane bückte kurz auf und senkte den Kopf dann wieder. »Ich mag's nicht, wie ich mich danach fühle.«
     
    Hakkie nickte. »Okay, in Ordnung. Lassen Sie uns darüber reden. Wir geben Ihnen diese Medizin aus einem ganz bestimmten Grund, Duane: wegen Ihres gewalttätigen Verhaltens.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
»Weil wir nicht möchten, daß Sie wieder jemanden verletzen.«
    Duane nickte zustimmend, aber das Nicken ging schnell in ein krampfartiges Zucken seiner Lippen über, das immer heftiger wurde, so als kämpfe er mit einem inneren Dämon. Dr. Hakkie beobachtete ihn leidenschaftslos.
    »Hören Sie noch immer Stimmen?«
     
    »Ich bin nicht verrückt, Doc. Duane Barry ist nicht wie diese anderen Jungs hier.« Er schien nicht zu bemerken, daß das Zucken seiner Lippen weiter zunahm.
     
    »Nein«, gab ihm Hakkie recht. »Jeder Patient hier ist anders.«
     
    Duane blickte auf. Seine Augen funkelten. »Sie kommen wieder. Ich kann es fühlen. Sie werden Duane Barry zu diesem Ort bringen.«
     
    »Niemand kommt, Duane.«
    Duane ließ den Kopf hängen. »Niemand kann sie aufhalten.« Seine Stimme klang gleichzeitig aufgebracht vor Angst und monoton vor Resignation. Er begann, abwechselnd vor- und zurückzuwippen. Es sah so aus, als habe er körperliche Schmerzen.
    Dr. Hakkie musterte den Mann mit nicht mehr Mitgefühl, als er einer Fliege entgegengebracht hätte. Und tatsächlich war es genau das, woran er gerade dachte. Angeln mit Fliegenködern. Und daran, ob eine normale Dosis Thorazin für Duane Barry und seine feindseligen Phantasien ausreichte. Er kam zu dem Schluß, daß die Standarddosis genügen würde. Vielleicht konnte er den Rest des Nachmittags freinehmen, nach Hause gehen und seine neue Angelrute ausprobieren, sobald er Duane ruhiggestellt und gründlich außer Gefecht gesetzt hatte.
Er stand auf und drehte sich zu dem Schrank hinter seinem Schreibtisch um.
    »Ich werde Ihnen jetzt eine Spritze geben. Ich glaube, Sie brauchen nur ein wenig Ruhe.« Dr. Hakkie öffnete den Schrank und zog eine in Plastikfolie eingeschweißte Spritze und eine Ampulle mit einer farblosen Flüssigkeit hervor.
    »Danach werden Sie wunderbar schlafen können.« Das würde einen ausgewachsenen Elefanten mattsetzen, dachte er. »Und wenn Sie wieder aufwachen, werden Sie sehen, daß wir nicht zugelassen haben, daß Ihnen irgend jemand etwas antut.« Oder daß du irgend jemandem etwas antust...
    Während Dr. Hakkie die Plastikfolie von der Spritze entfernte und die Kanüle durch den Deckel der Ampulle stach, fiel Duanes Blick auf den Schreibtisch und die scharfe Spitze des Füllfederhalters, der dort lag. Er holte tief Luft und beugte sich vor.
    »Okay, Duane?« Als sich Dr. Hakkie wieder umdrehte, saß Duane nicht mehr auf seinem Stuhl. Hakkie erhaschte nur noch einen kurzen Blick auf den Rücken des Mannes, bevor die Bürotür hinter ihm ins Schloß fiel.

2
    Der Wärter, ein korpulenter Mann, spürte deutlich, wie ihm sein Waffengürtel schmerzhaft in den Bauch schnitt, als er sich zu dem Wasserspender neben Dr. Hakkies Büro hinabbeugte, um seinen Plastikbecher zu füllen. Er nahm sich fest vor, seinen Konsum von gegrillten Hähnchen, Steaks und Bier demnächst etwas zu mäßigen. Er bemerkte nicht, wie Duane Barry auf ihn zuglitt, bis dieser ihm mit seinen gefesselten Händen die spitze Feder des dicken Füllfederhalters in den Rücken rammte.
    Der Wärter fuhr, durch den plötzlichen Schmerz aufgeschreckt, in die Höhe. Er ließ den Becher fallen und stieß einen überraschten Schrei aus. »Duane!« hörte er Dr. Hakkie von irgendwoher rufen. Dann schlugen zwei schwere Fäuste auf seinen Hinterkopf ein, und er sah nur noch Sterne, als er zu Boden ging.
    Duane fingerte hektisch an der Pistolentasche des Wärters herum. Gesichter, die bis zu diesem Moment stumpf und teilnahmslos gewesen waren, drehten sich zu ihm um, mit einem Mal zu einem irrwitzigen Ausdruck von Erregung und Interesse verzerrt.
    »Ja!« schrie irgend jemand. »Bring ihn um, den Bastard!«
    Endlich gelang es Duane, die Holsterschnalle zu lösen. Er riß die Waffe heraus, wirbelte herum und umklammerte den Kolben unbeholfen mit beiden Händen. Dr. Hakkie rannte mit weit aufgerissenen glänzenden Augen auf ihn zu.
    »Gehen

Weitere Kostenlose Bücher