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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Erstes Kapitel
    Der Unbekannte Krieger zügelte sein Pferd auf einer Anhöhe, von der aus er den einst so friedlichen Hafen Arlen überblicken konnte. In der aufkommenden Dämmerung und im herankriechenden Nebel tobte eine Schlacht in den Straßen der Stadt am See. Überall im Ort waren Brände ausgebrochen, dicker Rauch stieg auf und verstärkte den Dunstschleier. Das Donnern und Krachen der Sprüche hallte von den Bergen im Norden wider, dunkelblau auf der Seite von Xetesk und grell orangefarben bei den Magiern aus Dordover. Die Rufe der Männer und das vom Nebel gedämpfte Waffenklirren drangen bis auf den Hügel.
    In den letzten beiden Jahreszeiten hatte es reichlich Belege dafür gegeben, dass die Beziehungen zwischen den Kollegien sich zusehends verschlechterten, doch dies hier war unendlich schlimmer. Es war ein regelrechter Krieg. Er hatte gehofft, seine Familie in Sicherheit bringen zu können, ehe es losging. Er hatte sogar gedacht, sein Plan könne Frieden stiften. Nun sah er den Beweis für seine Narrheit vor sich.

    »Müssen wir wirklich durch diesen Tumult zum Hafen reiten?« Diera war neben ihm, ihr Pferd stupste seines mit den Nüstern an.
    Er drehte sich zu ihr um, dann blickte er auf Jonas hinab, seinen kleinen Sohn, den er in seinem großen Arm wiegte. »Ich will euch beide in Sicherheit wissen, und deshalb müsst ihr Balaia verlassen.«
    »Tomas war anderer Meinung«, wandte Diera ein. Einige Strähnen ihres blonden Haars drängten sich aus der Kapuze ihres Mantels.
    »Tomas ist der sturste Mann, den ich kenne«, entgegnete der Unbekannte lächelnd. Er hatte sich redlich bemüht, auch Tomas zu bewegen, mit seiner Familie zu fliehen und den Krähenhorst zu verlassen. Der Gasthof, den sie zusammen geführt hatten, war von einem Wirbelsturm zerstört worden. »Abgesehen von einem einzigen anderen. Tomas hat Korina nie verlassen, er verschließt die Augen vor den Seuchen, den Ratten und der Hungersnot. Er hofft, es würde besser, sobald der Frühling beginnt. Ich glaube es nicht. Ich habe mehr von Balaia gesehen und glaube, dass es schlimmer wird und nicht besser. Ich will dich nicht hier lassen. Ich kann nicht.«
    Diera schauderte, und als spüre er ihr Unbehagen, obwohl er geborgen im Arm seines Vaters lag, begann Jonas zu wimmern.
    »Sch-sch«, machte der Unbekannte sanft und wiegte das Kind. »Alles ist gut.«
    »Es ist nicht alles gut«, widersprach Diera. »Schau nur dort hinunter. Da bringen sie sich gegenseitig um, und du willst, dass wir mitten hindurchreiten.«
    »Das ist erst der Anfang, glaube mir.« Er sah ihr tief in die Augen. »Bitte, Diera. Der Krieg ist ausgebrochen. Jetzt ist es in Balaia nirgends mehr sicher.«

    Sie nickte. »Wie kommen wir zum Hafen?«
    »Wir müssen beide auf einem Pferd reiten, also musst du bei mir mit aufsteigen. Setze dich vor mich und halte Jonas. Ich passe auf, dass du nicht herunterfällst. Hab keine Angst.«
    »Sag das nicht«, erwiderte sie. »Ich habe schreckliche Angst. Du bist an den Lärm und an das Blut gewöhnt.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand etwas antut.«
    »Das will ich doch hoffen.« Beinahe lächelte sie.
    »Vergiss nur nicht zu tun, was ich dir sage. Es wird da unten schwieriger, und dort haben wir keine Zeit mehr für Diskussionen. Du musst mir vertrauen.«
    »Immer.«
    Sie stieg ab, und er half ihr, vor ihm aufzusteigen und ihren kleinen Sohn zu nehmen. Dann ließ er seinen großen Hengst im leichten Trab bergab nach Arlen laufen.
    Als sie sich von Nordosten auf einem schmalen, wenig benutzten Weg der Stadt näherten, konnte der Unbekannte ein paar Meilen entfernt im Osten ein Lagerfeuer sehen. Eine dordovanische Truppe marschierte im Fackelschein auf der Hauptstraße zur Hafenstadt. Xetesk hatte Arlen insgeheim kontrolliert, als er vor zwei Jahren im Hafen eingetroffen war, und er sah keinen Grund zu der Annahme, dass sich seitdem etwas geändert hatte, abgesehen von der Tatsache, dass Dordover jetzt die offene Konfrontation suchte.
    Während sie näher kamen, sahen sie brennende und einstürzende Gebäude. Sprüche krachten in Häuser und trafen Soldaten. Der Lärm des Nahkampfes war ohrenbetäubend. Jonas weinte, und Diera saß stocksteif im Sattel.
    »Es wird alles gut«, beruhigte sie der Unbekannte.

    »Bring uns nur hier heraus, Sol«, sagte sie und versuchte, das plärrende Kind zu beruhigen.
    Durch eine Seitenstraße voller Schatten erreichten sie die Stadt. Der Unbekannte ließ die Zügel schnalzen.
    »Halt

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