Alarmstufe Rot
sollten Sie es sich noch einmal überlegen und warten, bis es Ihrer Hand besser geht.”
„Ich mag eben das Echte, und Sie werden mich jetzt nicht umstimmen. Außerdem mögen die meisten Frauen es lieber glatt rasiert, das kratzt nicht so. Sie etwa nicht?”
Schon wieder versuchte er, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und diese verflixten Bilder, die ständig vor ihrem geistigen Auge auftauchten. Der Mann verstand sich wirklich auf Frauen. Kein Wunder, dass er in dieser Hinsicht auch einen gewissen Ruf hatte. „Okay, das werden wir schon hinkriegen. Wo finde ich eine Schere? Ich muss erst den dicksten Pelz abschneiden, bevor ich mit dem Rasiermesser komme.”
„In der Schublade im Bad”, sagte er und wies auf den Flur, der vom Wohnzimmer abging.
„Erste Tür rechts. Rasierschaum steht im Medikamentenschrank gleich neben dem Rasierer.”
Im Bad stieß sie auf Unmengen von gebrauchten Handtüchern.
In der ordentlich aufgeräumten Schublade lag die Schere. Im Spiegelschrank stand ebenfalls alles säuberlich aufgereiht wie vielfarbige Blumen in einem gepflegten Gartenbeet.
Offenbar hatte er einst Ordnungssinn besessen.
Sie öffnete den Wäscheschrank an der Wand. Er war leer. Keine Handtücher, keine Waschlappen. Seit wann mochte er immer dieselben benutzen? Das war kein akzeptabler Zustand. Es gab nur eine Lösung, sie musste die Waschmaschine in Gang setzen. Ihre Mutter würde vor Stolz platzen.
Beladen mit Handtüchern und Schere, Rasierschaum und Ra sierer in der Tasche ihres Kittels verstaut, kam Brooke in die Küche zurück. „Ich dachte, ich könnte eine Ladung Wäsche in…” Sie verstummte. Dr. Jared Granger saß halb nackt am Tisch.
Ihr Blick glitt über seinen Brustkorb mit der dichten blonden Behaarung. Er war ausgesprochen muskulös, so als trainiere er täglich. Doch wie sollte er mit einer Hand und einem gebroche nen Bein Gewichte stemmen können? Aber vielleicht war dieser muskulöse Körper auch Anlage wie bei manchen Männern. Allerdings hatte sie noch nicht viele Männer zu Gesicht bekommen, die so athletisch aussahen wie Jared Granger. Eigentlich herzlich wenige.
Er schien ihre Musterung nicht zu bemerken, und sie hoffte nur, dass ihr im ersten Moment nicht das Kinn heruntergeklappt war. „Wo steht die Waschmaschine?” fragte sie laut, doch innerlich fragte sie sich, ob sie noch alle Sinne beisammen habe.
Er zeigte auf eine Lamellentür zu seiner Rechten. „Dort drinnen.”
„Okay, mal sehen, ob ich das schaffe.” Sie hielt den Wäsche stapel mit dem Kinn fest, öffnete die Tür und packte die Ladung in die Maschine. Nachdem sie Waschmittel eingefüllt hatte, betrachtete sie die Knöpfe.
„Kann ich noch ein paar Sachen mit hineintun?”
Ihr Nackenhaare richteten sich auf, als er direkt hinter ihr stand. Sie spürte seine Körperwärme, roch sein Deodorant und fand schließlich den Mut, ihn über die Schulter anzusehen. „Was, zum Beispiel?”
Er wies auf den Wäschekorb, der auf dem Trockner stand. „Unterwäsche und Socken.”
Sie schaute hin und stellte fest, dass er offenbar keine Shorts, sondern Slips trug. Klar, das passte zu ihm. „Es ist noch Platz. Es gibt nichts Schlimmeres, als immer mit derselben Unterhose herumlaufen zu müssen.”
„Ich habe meine letzte vor zwei Tagen ausgemustert.”
Die Bemerkung warf einige Fragen auf, aber Brooke wagte nicht, sie zu stellen. Das brauchte sie auch gar nicht.
„Ich gehe im Naturzustand”, erläuterte er. „So nannten wir das auf dem College, wenn wir unsere Unterwäsche aufgebraucht hatten. Für den Fall, dass Sie sich wundern.”
Sie hatte sich gewundert, und „Naturzustand” war ein passender Ausdruck. Momentan hegte sie ein paar ziemlich urwüchsige Fantasien über den Mann, der hinter ihr stand. „Soll ich Ihnen erklären, wie man die Waschmaschine bedient?” Ihre Stimme klang gepresst.
„Nicht nötig, das kann ich mit meiner linken Hand bewältigen.”
Warum hatte er es dann nicht getan? Vielleicht hatte er auf ihr Mitleid spekuliert, damit sie ihm noch mehr Hilfsdienste leistete. Aber vielleicht hatte er tatsächlich nicht genügend Energie aufgebracht.
Sie steckte die Slips in die Maschine und drehte sich um. Er saß wieder am Tisch und hatte bereits eine Schüssel mit Wasser gefüllt, während sie sich um die Wäsche gekümmert hatte.
Ganz so hilflos war er offenbar doch nicht. Und hinreißend sah er aus, mit seiner nackten Brust und dem zerzausten blonden Haar. Wie aufregend musste es sein,
Weitere Kostenlose Bücher