Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
Dunklen Mächte doch gesiegt?«
»Das kann man so nicht sagen. Hätte er das Land erobert, dann hätte er die Welt nach seinem kranken Bild geformt. Er hätte den Ländern das angetan, was er Chi angetan hat.« Die Erscheinung erschauerte.
Elena unterdrückte ihre Verzweiflung. »Was können wir denn tun? Was wird geschehen, wenn Chi und Cho verschmelzen?«
Tante Fila seufzte. »Es wird zu einer katastrophalen Magik Explosion kommen. Die Kräfte werden tausendmal so stark sein wie jeder Geist für sich. Mit dieser Magik muss etwas geschehen.«
»Was?« fragte Elena mit piepsiger Stimme.
»Vergiss nicht, dass du mit Cho durch Blutsbande verbunden bist. Wenn die Magik explodiert, fließt die Energie über die Brücke bis zu dir, Elena. Die Kontrolle über diesen ungeheuren Machtquell wird für einen winzigen Moment in deiner Hand liegen.«
Elena erstarrte. »Nein …«
»Doch. Und du wirst zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen haben.«
Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf. Svesa’kofas Prophezeiung erfüllte sich.
Tante Fila sprach weiter. »Die Energie braucht ein Gefäß. Eine Möglichkeit wäre, die Magik selbst zu behalten.«
Elena entsann sich, wie sehr ihr die eigene wilde Magik zu schaffen gemacht hatte, wie schwer es ihr gefallen war, die Hexe in sich nicht übermächtig werden zu lassen. Wenn nun die Hexe noch tausend Mal stärker wäre … »Das könnte … Das kann ich nicht …«
Tante Fila nickte. »Keine leichte Entscheidung. Dein Körper würde verbrennen. Du würdest wie Chi oder Cho, lebendige geistige Energie.«
Eine solche Existenzform war für Elena nicht vorstellbar.
»Die zweite Möglichkeit liegt unter deinen Füßen. Der leere Geiststein.«
Neue Hoffnung flammte in Elena auf. »Ich könnte mit dieser Magik das Land wieder zum Leben erwecken?«
»Ja, aber das Gefäß ist zu klein. Die Energiemenge ist bei weitem größer als alles, was der Geiststein jemals enthalten hat. Es wäre, als würde ein Mensch vom Blitz getroffen. Der Schlag wäre so heftig, dass die ganze Welt umgestaltet würde. Die Welt, wie wir sie kennen, würde untergehen, und eine neue würde entstehen, nicht weniger lebendig als die unsere, aber ganz und gar anders.«
»Das heißt, ich werde entweder ein Geist der Leere, oder ich schaffe eine neue Welt.« Sie schaute zu Er’ril hinüber. Er beobachtete sie aus einiger Entfernung mit durchdringendem Blick. Wie sie sich auch entschied, in jedem Fall würde sie den Mann verlieren, der sie mit solcher Zärtlichkeit erfüllte. Wie sollte sie da wählen?
Außerdem hatte Svesa’kofa noch eine Warnung ausgesprochen, eine Prophezeiung, die sich durch die Jahrhunderte erhalten hatte: Denn eines musst du wissen: Deine Entscheidung wie sie auch ausfällt wird alles zerstören.
Tante Fila sprach weiter. »Aber vielleicht gibt es einen dritten Weg, mit dem dies zu vermeiden wäre.«
Elena wandte sich von Er’ril ab und sah wieder den Mondsteingeist an. Ihre Augen flehten um einen Rat, der es ihr ermöglichte, diesem Schicksal zu entrinnen.
»Das Buch des Blutes«, sagte ihre Tante. »Es ist Chos Verbindung zu dir und zu dieser Welt. Ohne das Buch existiert sie nur in der Leere.«
»Ich begreife nicht.«
»Das Buch ist nötig, um Cho so lange hier festzuhalten, bis sie mit Chi verschmolzen ist, aber danach kannst du die Verbindung unterbrechen. Wenn du das Band zu dieser Welt durchtrennst, fließen die Energien nicht durch dich hindurch, sondern werden in die Leere freigesetzt.«
»Und ich brauchte mich nicht zu entscheiden!«
»Genau. Wenn du das Buch des Blutes in dem Moment zerstörst, in dem Chi und Cho sich vereinen, gibt es keine Brücke mehr hierher, und die Energien verteilen sich in den unermesslichen Weiten des Nichts.«
Elenas Herz machte einen Satz. Svesa’kofa hatte eine dritte Möglichkeit angedeutet. Hier war sie! Ihre Stimme wurde scharf. »Was muss ich tun?«
»Ich werde dir helfen. Ich lasse dich wissen, wann du das Buch des Blutes zerstören sollst. Aber dann darfst du nicht zögern. Es muss genau im richtigen Moment geschehen.«
Sie nickte. »Wie kann ich das Buch zerstören?«
»Das ist kein Problem. Die Macht dazu hast du schon lange.« Sie bedeutete Elena, die Arme zu heben, und nahm ihre rechte Hand zwischen ihre geisterhaften Hände. »Diese Hand enthält Hexenfeuer.« Die rechte Hand rötete sich mit einer frischen Rose. Die Energie des Geistes hatte sie entzündet. »Und diese Hand enthält Kaltfeuer«, sagte die Tante und
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