Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
Vom Netzwerk:
alle ein furchtbares Geheimnis daraus, aber eben deshalb ist es verblüffend, daß sie alle hinlaufen.«
    »Es handelt sich um den Squawbach«, flüsterte Kid. »Es ist alles in Ordnung: Breck hat mir den Tip gegeben. Der Bach ist ganz seicht. Von den Graswurzeln abwärts ist alles Gold. Komm jetzt. Wir machen uns ein paar ganz leichte Pakete und türmen dann sofort.«
    Kurz schloß wieder die Augen und legte sich ruhig ins Bett zurück. Im nächsten Augenblick hatte Kid ihm die Decken weggerissen.
    »Wenn du das Gold nicht haben willst, dann will ich es«, erklärte Kid entrüstet.
    Kurz stand auf und begann sich anzuziehen.
    »Wollen wir die Hunde mitnehmen?« fragte er.
    »Nein, am Bach gibt es sicher keinen festgetretenen Weg, und wir kommen deshalb schneller ohne sie hin.«
    »Dann will ich ihnen was zu fressen geben, damit sie nicht hungern, während wir weg sind. Vergiß nicht, etwas Birkenrinde und ein Licht mitzunehmen.«
    Kurz öffnete die Tür, spürte die beißende Kälte und zog sich schnell wieder zurück, um die Ohrenklappen festzubinden und die Fäustlinge anzuziehen.
    Fünf Minuten später kam er wieder. Er rieb sich mit großer Energie die Nase.
    »Du, Kid, ich bin sehr gegen dieses Wettrennen. Es ist kälter heute als die Türangeln der Hölle vor tausend Jahren, ehe das erste Feuer angezündet wurde. Außerdem ist heute Freitag, der Dreizehnte, und wir werden nur Pech haben, so sicher, wie Funken nach oben fliegen.«
    Mit kleinen Goldgräberbündeln auf dem Rücken schlossen sie die Tür hinter sich und rutschten den Hügel hinab. Die strahlende Pracht des Nordlichts war schon erloschen - nur die Sterne zitterten in der eisigen Kälte am Himmel, und ihr unsicherer Schein stellte den Füßen der Wanderer Fallen.
    Bei einer Wegbiegung strauchelte Kurz in dem tiefen Schnee, und das gab ihm Anlaß, seine Stimme zu erheben und den Tag samt Woche, Monat und Jahr in gutgewählten Worten zu segnen.
    »Kannst du denn nicht den Mund halten?« zischelte Kid. »Laß doch den Kalender in Ruhe. Du weckst ja ganz Dawson, so daß sie alle hinter uns herkommen.«
    »So, das meinst du? Siehst du das Licht in der Hütte dort? Und in der andern da drüben? Und hörst du die Tür dort knallen? Oh, ganz Dawson schläft, da ist gar kein Zweifel möglich! Die Lichter da? Alles natürlich nur Leute, die ihre toten Tanten begraben! Nichts liegt ihnen ferner, als auf die Goldsuche zu gehen. Ich wette mein Leben, daß sie gar nicht daran denken.«
    Als sie den Fuß des Hügels erreichten und mitten in Dawson waren, blitzte Licht in allen Hütten auf, Türen wurden zugeworfen, und hinter sich hörten sie das schlurfende Geräusch vieler Mokassins auf dem hartgetretenen Schnee.
    Kurz gab gleich seine Meinung zum besten.
    »Aber der Teufel mag wissen, wo plötzlich all die trauernden Verwandten herkommen!«
    Sie gingen an einem Mann vorbei, der am Wege stand und mit leiser Stimme vorsichtig rief: »Charley, Charley, mach ein bißchen dalli.«
    »Siehst du das Bündel auf seinem Rücken, Kid? Der Friedhof muß verflucht weit weg liegen, daß die Trauernden ihre Bettdecke mitschleppen müssen.«
    Als sie die Hauptstraße erreichten, waren mindestens hundert Mann in einer langen Reihe hinter ihnen her, und als sie in dem trügerischen Sternenlicht den Weg zum Fluß hinab suchten, hörten sie, daß noch mehr Leute sich hinten anschlossen. Kurz glitt aus und rutschte den dreißig Fuß hohen Abhang durch den tiefen Schnee hinunter.
    Kid folgte ihm freiwillig und warf ihn um, als er gerade wieder aufstand.
    »Ich habe den Weg zuerst gefunden«, fauchte Kurz und zog die Handschuhe aus, um den Schnee aus den Stulpen zu schütteln.
    Im nächsten Augenblick mußten sie wie die Wilden durch den Schnee kriechen, um nicht mit den vielen, die ihnen folgten, zusammenzustoßen.
    Als der Fluß seinerzeit zugefroren war, hatte sich hier Packeis angesammelt, und überall lagen in wilder Verwirrung Eisschollen, die der frische Schnee verbarg.
    Als beide mehrmals gestürzt waren und sich tüchtig geschlagen hatten, zog Kid sein Licht hervor und zündete es an. Die Leute hinter ihnen gaben ihren Beifall durch laute Zurufe kund. In der windstillen Luft brannte die Kerze ganz klar, und es war jetzt tatsächlich leichter, den Weg zu finden.
    »Es ist wahrhaftig das reine Wettrennen«, stellte Kurz fest. »Oder meinst du vielleicht, daß es lauter Schlafwandler sind?«
    »Wir befinden uns jedenfalls an der Spitze der ganzen Kolonne«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher