Alaska-Kid - V3
Ochsengespann über die Prärie gezogen war. Er besaß noch die Härte dieser Männer, und eine strenge Kindheit, während der Eroberung des neuen Landes, hatte ihn noch härter gemacht.
»Du führst auch kein vernünftiges Leben, Christoffer«, sagte er. »Ich schäme mich deiner.«
»Weil ich den Blumenpfad des Lasters schreite, meinst du?« kicherte Kid.
Der alte Mann zuckte die Achseln.
»Schüttle nicht deine blutbesudelten Locken, lieber Onkel. Ich möchte, ich schritte den Blumenpfad. Aber das ist alles schon vorbei. Ich habe einfach keine Zeit mehr.«
»Was ist es denn?«
»Überanstrengung.«
John Bellew lachte barsch und ungläubig.
»Wahrhaftig.«
Wieder lachte er.
»Wir Menschen sind das Resultat unserer Umgebung«, erklärte Kid feierlich und wies auf das Glas des anderen. »Deine Heiterkeit ist dünn und herb wie dein Getränk.«
»Überanstrengung!« höhnte der Onkel. »Du hast ja noch nie in deinem Leben einen Heller durch Arbeit verdient.«
»Du kannst schwören, daß ich es getan habe... ich bekomme nur das Geld nie. Augenblicklich verdiene ich sogar fünfhundert Dollar die Woche und leiste die Arbeit von vier Männern.«
»Bilder, die du nicht verkaufen kannst? Oder... oder... hm... sonst etwas Verrücktes? Kannst du schwimmen?«
»Ich habe es jedenfalls gekonnt.«
»Auf einem Pferderücken sitzen?«
»Hab' ich mehrmals ausprobiert...«
John Bellew rümpfte mißbilligend die Nase.
»Es freut mich, daß dein Vater nicht erlebt hat, dich im Glanz deiner Verderbtheit zu sehen«, sagte er. »Dein Vater war ein Mann, jeder Zoll ein Mann! Verstehst du, was das heißt? Ein Mann... Ich glaube, er hätte den ganzen künstlerischen und musikalischen Blödsinn aus dir herausgepeitscht.«
»Ach ja, unsere verderbte, heruntergekommene Zeit«, seufzte Kid.
»Ich könnte es noch verstehen und dulden«, fuhr der andere grimmig fort, »wenn du wenigstens Erfolg damit erzieltest. Aber du hast noch nie in deinem Leben einen Heller verdient und nicht ein Lot anständiger Männerarbeit geleistet.«
»Radierungen, Gemälde und Fächer«, bemerkte Kid in einer Weise, die nicht gerade besänftigend wirkte.
»Du bist ein Pfuscher und ein mißratenes Subjekt. Was für Bilder hast du denn gemalt? Verrückte Aquarelle und Plakate, die die reinen bösen Träume sind. Du hast noch nie ein Bild ausgestellt - nicht ein einziges Mal hier in San Franzisko.«
»Oh, du vergißt ganz, daß ein Bild von mir sogar in den Festräumen dieses Klubs hängt.«
»Eine ganz plumpe Zeichnung. Und Musik? Deine liebe närrische Mutter hat dir Hunderte von Stunden geben lassen. Du bist nur ein Pfuscher und ein Taugenichts geworden. Du hast nie auch nur einen Fünfdollarschein durch Begleiten in einem Konzert verdienen können. Deine Lieder? Mist, der nie gedruckt worden ist und den nur das verdrehte Künstlergesindel singt und spielt.«
»Ich habe auch ein Buch veröffentlicht... die Sonette, du weißt doch«, unterbrach ihn Kid sehr bescheiden.
»Und was hast du dafür bezahlen müssen?«
»Nur ein paar hundert.«
»Und welche Taten hast du sonst vollbracht?«
»Man hat ein Stück von mir auf der Freilichtbühne aufgeführt.«
»Und was hast du damit verdient?«
»Ruhm.«
»Und du hast früher schon mal geschwommen und versucht, auf einem Pferderücken zu sitzen?« John Bellew stellte sein Glas mit ungewohnter Heftigkeit auf den Tisch. »Was bist du denn für ein Kerl? Du hast eine ausgezeichnete Erziehung genossen, aber selbst auf der Universität hast du nicht Fußball gespielt! Du hast nicht rudern gelernt... du hast nicht...«
»Ich habe boxen und auch fechten gelernt, doch immerhin etwas.«
»Wann hast du das letztemal geboxt?«
»Seit damals nicht... aber man hat mir immer gesagt, daß ich Zeit und Abstand gut zu schätzen verstände... nur fand man, daß... ich...«
»Nur weiter.«
»Nur, daß ich ein bißchen... launisch war...«
»Faul - meinst du wohl. Mein Vater, dein Großvater also, junger Mann, Isaac Bellew, tötete einen Mann mit einem Hieb seiner bloßen Faust, als er schon neunundsechzig Jahre alt war.«
Der andere fragte: »Wer? Der Mann?«
»Nein, dein Großvater, du gottverlassener Lump... aber du wirst nicht einmal mehr eine Mücke töten können, wenn du neunundsechzig bist.«
»Die Zeiten haben sich eben geändert, lieber Onkel. Heute steckt man einen Mann ins Zuchthaus, wenn er jemanden tötet.«
Er lächelte überlegen.
»Dein Vater hat einen Ritt von hundertfünfundachtzig
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