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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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geheiratet.“
    Sie stellte das Geschirr auf ein Tablett. Vermutlich hatte er Recht. Durch die Heirat mit ihm war sie in die Gesellschaft von New Orleans aufgenommen worden. Sie brauchte weder eine gute Familie im Hintergrund noch Geld. Beides hatte sie durch ihn bekommen.
    Wieder einmal erinnerte sie sich, dass sie Grund hatte, dankbar zu sein: für einen liebenden Ehemann, ein schönes Heim, ihr eigenes geliebtes Geschäft – ein Café namens „The Uncommon Bean“, Die ungewöhnliche Bohne – ihre Glasmalerei und viel Geld. Für all die Dinge, die sie sich immer zu ihrem Glück gewünscht hatte.
    „Tut mir Leid, dass ich dich mit meiner Bemerkung über Luke verärgert habe. Ich weiß manchmal wirklich nicht, was in mich fährt.“
    „Es war einfach nur ein langer Abend.“
    Richard nahm ihr die leeren Tassen aus den Händen und stellte sie wieder auf den Tisch. „Lass das Zeug stehen. Dafür zahlen wir morgen die Putzkolonne.“ Er nahm sie bei den Händen. „Komm mit mir. Ich habe etwas für dich.“
    Sie lachte. „Kann ich mir denken.“
    „Das auch.“ Er führte sie ins Wohnzimmer. Vor dem glimmenden Kaminfeuer lagen zwei Sitzkissen, daneben kühlteChampagner in einem Behälter. Zwei Kristallgläser standen dabei.
    Sie machten es sich bequem. Richard öffnete den Champagner, schenkte zwei Gläser voll und reichte ihr eines. „Ich dachte, wir sollten unter uns feiern.“
    Sie stieß ihr Glas gegen seines. „Auf deine Wahl.“
    „Nein“, korrigierte er, „auf uns.“
    „Das gefällt mir. Auf uns.“ Sie lächelte und trank.
    Eine Weile plauderten sie über die Ereignisse des Abends und ihre amüsanten Gäste.
    „Du stellst mich immer besser dar, als ich wirklich bin, Kate“, sagte Richard, plötzlich ernst. „Das hast du schon immer getan.“
    „Und du bist betrunkener, als ich dachte.“
    „Bin ich nicht.“ Er nahm ihr das Glas ab, stellte es beiseite und verschränkte seine Finger mit ihren. „Ich weiß, wie schwer das letzte Jahr für dich war … wegen der Unfruchtbarkeitstests.“
    Ihr wurden die Augen feucht. „Ist schon in Ordnung, Richard. Wir haben so viel. Es wäre falsch …“
    „Ist es nicht. Mit einem anderen Mann könntest du Kinder haben.“
    „Es liegt nicht nur an dir, ich habe auch Probleme.“
    „Aber deine können behandelt werden. Fehlende Hormone kann man ausgleichen. Ich hingegen bin steril. Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle, kein ganzer Mann zu sein.“ Die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Es schmerzte sie, zu sehen, wie er litt. „Das ist doch Unsinn“, wider sprach sie sanft und drückte ihm die Hände. „Zeugungsfähigkeit ist nicht das, was einen Mann ausmacht. Es ist nicht das, was dich ausmacht.“
    „Nein? Mir kommt es aber so vor.“
    „Ich weiß, wie du dich fühlst, weil ich dasselbe Problem habe. Kinder zu bekommen, ist für jede Frau etwas Selbstverständliches. Es nicht ohne den Einsatz medizinischer Technologie zu können, gibt einem das Gefühl, mit einem Makel behaftet zu sein.“
    „Ich habe dich im Stich gelassen“, sagte er ruhig.
    „Nein, Richard, so habe ich das nicht gemeint.“
    „Ich weiß, aber ich empfinde es so.“
    Sie wandte sich ihm voll zu und nahm seine Hände. „Wo steht denn geschrieben, dass wir einen Anspruch auf alles im Leben haben? Schau dir doch an, was wir haben: ein schönes Haus, ein erfolgreiches Berufsleben, wir haben einander und unsere Liebe. Das ist schon ein geradezu peinlicher Reichtum. Manchmal muss ich mich kneifen, um zu glauben, dass es Kate McDowell ist, die dieses Leben führt. Manchmal fürchte ich, einen richtig tollen Traum zu erleben, der jeden Moment zum Albtraum entartet.“
    „Das lasse ich nicht zu, Liebes. Das verspreche ich.“
    Sie zog seine Hände an ihre Lippen. „Es wurde schon gelogen, betrogen und getötet für das, was wir als selbstverständlich hinnehmen. Wir sollten es bewahren, indem wir es schätzen. Wir dürfen nicht vergessen, wie viel Glück wir haben. Wenn wir gierig werden, könnten wir plötzlich alles verlieren. Das darf nicht geschehen, Richard. Es ist wichtig, immer daran zu denken.“
    Er lachte. „Du glaubst immer noch an Zauberer, Feen und die Macht des vierblättrigen Kleeblattes, was?“
    „Es ist mir ernst, Richard.“
    „Mir auch. Wir können alles haben, Kate. Ich möchte es für dich.“ Als sie etwas einwenden wollte, legte er ihr einen Fingerauf den Mund. „Ich habe etwas für dich, gewissermaßen ein verspätetes

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