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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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schwarzen aufgewühlten See. Sie umklammerte die Balustrade mit den Fingern und lehnte sich in den kalten Wind, der ihr das Haar zauste und durch ihr dünnes Samtkleid pfiff.
    Auf der anderen Seite des Lake Pontchartrain, verbunden durch einen sechsundzwanzig Meilen langen Damm, lag New Orleans, verfallendes Juwel einer Stadt, Heimat von Mardi Gras und Jazz und von einigen der besten Gerichte der Welt. Heimat auch der mondänen St. Charles Avenue für Privilegierte, der Armenviertel und von steigenden Kriminalität, die solche Extreme hervorbringt.
    Kate stellte sich vor, welche Party am gegenüberliegenden Strand stattfand, da man nicht nur ein neues Jahr, sondern auch das Letzte dieses Jahrtausends feierte. Ein Wendepunkt, das Ende einer Ära, eine Tür, die sich schloss.
    Auch für mich und Richard, dachte sie.
    Vor den Feiertagen hatten sie der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass sie nie Kinder haben würden. Die Ergebnisse ihrer letzten Tests waren endgültig. Richard war steril. Bisher hatte sie angenommen, dass sie auf Grund ihrer zahlreichen, aber korrigierbaren Probleme nicht schwanger geworden war. Als alle Eingriffe nichts nützten, hatte der Arzt darauf bestanden, dass Richard sich testen ließ.
    Die Ergebnisse hatten sie niedergeschmettert. Sie war zornig geworden auf Gott und die Welt und all die Menschen um sie herum, die mühelos Babys bekamen. Sie fühlte sich betrogen und nutzlos.
    Zugleich war aber auch eine Last von ihr genommen. Zwar hatten sie nicht das erwünschte Resultat bekommen, aber ein endgültiges. Die Unfruchtbarkeitsbehandlungen waren eine große Belastung gewesen, für sie persönlich und für ihre Ehe. Ein Teil von ihr war einfach nur froh, von dieser emotionalen Achterbahn herunterzukommen.
    Wenn sie ihre Sehnsucht nach einem Kind doch auch so leicht in den Griff bekäme.
    Starke Arme umschlangen sie von hinten. Richards Arme. „Was tust du hier draußen“, flüsterte er nah an ihrem Ohr. „Und ohne Mantel. Du holst dir den Tod.“
    Sie schüttelte ihre Melancholie ab und lächelte ihren Mann, mit dem sie seit zehn Jahren verheiratet war, über die Schulter hinweg an. „Wenn du mich warm hältst, wohl kaum.“
    In seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen, alser lächelte. In dem Moment sah er mit seinen Fünfunddreißig so jungenhaft aus wie mit zwanzig, als sie sich kennen gelernt hatten. Er zog viel sagend ein paar Mal in rascher Folge die Brauen hoch. „Wir könnten uns ausziehen und es wild treiben, gleich hier und jetzt.“
    „Klingt abgedreht.“ Sie wandte sich um und legte ihm die Arme um den Hals. „Ich mache mit.“
    Lachend legte er die Stirn gegen ihre. „Und was würden unsere Gäste denken?“
    „Die sind hoffentlich alle zu gut erzogen, um uneingeladen hier heraufzukommen.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann würden sie uns von einer ihnen unbekannten Seite kennen lernen.“
    „Was würde ich nur ohne dich anfangen?“ Er drückte ihr einen Kuss auf den Mund und wich leicht zurück. „Es wird Zeit für meine kleine Rede.“
    „Nervös?“
    „Wer, ich?“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Niemals.“
    Das stimmte. Die Selbstsicherheit ihres Mannes erstaunte sie stets aufs Neue. Heute Nacht würde er seine Absicht verkünden, sich um das Amt des Bezirks-Staatsanwaltes von St. Tammany Parish zu bewerben, und trotzdem war er nicht nervös. Richard kannte weder Angst noch Selbstzweifel.
    Warum sollte er auch? Er konnte damit rechnen, dass sein Vorhaben bei Familie, Freunden, Geschäftspartnern und Kommunalpolitikern auf Zustimmung stieß. Er würde das Rennen gewinnen, und zwar mühelos.
    Richard war immer irgendwie ein Gewinner gewesen. Bei allem, worum er sich bewarb, war er immer der mit den größten Chancen. Erfolg stand ihm, und er ging lässig damit um.
    „Bist du sicher, dass Larry, Mike und Chas vollkommen hinter dir stehen?“ fragte sie und bezog sich auf seine Partner in der Anwaltskanzlei Nicholson, Bedico, Chaney & Ryan.
    „Absolut. Und was ist mit dir, Kate?“ Er sah ihr forschend in die Augen. „Stehst du hundertprozentig hinter mir? Wenn ich gewinne, wird sich unser Leben verändern. Wir werden ständig mit der Lupe betrachtet werden.“
    „Willst du mir Angst machen?“ neckte sie und lehnte sich an ihn. „Keine Chance. Ich stehe hundertprozentig hinter dir. Und du kannst das ‚wenn‘ aus deinem Satz streichen. Du wirst gewinnen.“
    „Wie kann ich verlieren mit dir an meiner Seite?“
    Als sie versuchte, die Bemerkung

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