Alex Benedict 03: Die Suche
viel weniger Treibstoff.«
Alex blickte sehnsüchtig auf die Wölbung der Welt. »Ich wünschte, wir hätten eine Landefähre.«
»Die Gonzalez hat bestimmt eine.«
Shara lachte. »Ich bin überzeugt, Emil würde euch nur zu gern auf die Oberfläche begleiten.«
Wir waren im Orbit um den Zwerg, als die Gonzalez uns kontaktierte und verkündete, sie sei in der Nachbarschaft eingetroffen. »Was ist das für ein Ding?«, fragte Brankov mit Blick auf den Zwerg. »Ist das die Überraschung, die Sie uns versprochen haben?«
»Ja«, sagte Alex. »Das ist sie. Jedenfalls zum Teil.«
»Und der Rest?«
»Ich weiß nicht genau, wo Sie gerade sind, Emil. Aber vielleicht können Sie ja den blauen Planeten im Orbit des Zwergs sehen.«
»Negativ.« Die Antwort erreichte uns erst nach über einer Minute, also war die Gonzalez immer noch relativ weit entfernt. Brankov trug ein Beron-Jackett, eines dieser steifen Modelle, die überall Taschen hatten. »Gibt es hier irgendwo einen blauen Planeten?« Ich wusste nicht recht, ob die Frage uns oder seinem Piloten galt.
»Im Orbit des Zwergs«, sagte Alex. »Eine lebendige Welt.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Mein voller Ernst.«
»Gut. Das ist interessant. Und was hat das mit uns zu tun?«
»Er war früher mal ein Teil des Tinicum-Systems.«
Brankov grinste, ein breites Grinsen, das die Frage zum Ausdruck brachte, wann die Festivitäten losgehen konnten.
Wenige Stunden später glitten wir in einen äquatorialen Orbit um Balfour. In den ersten Minuten befanden wir uns auf der dunklen Seite und konnten nichts außer Land und Wasser ausmachen.
Wir näherten uns der Tag-Nacht-Grenze, sahen zu, wie die Sonne aufging, und überquerten den Terminator ins Tageslicht. Endlich konnten wir uns die Welt ganz gemächlich ansehen. Alex klebte an der Sichtluke, und Shara beobachtete den Monitor. Beide reagierten gleichzeitig. Alex schüttelte die Faust, während Shara mir in aufgeregtem Ton erklärte, ich solle hinuntersehen.
Ich sah einen Abschnitt im Binnenbereich eines der Inselkontinente. Was noch …?
Shara bemühte sich, das Bild zu vergrößern. Alex winkte mich derweil zur Sichtluke. Besserer Blickwinkel, schau, da unten.
Der Dschungel schien gerodet worden zu sein, und ich sah eine Reihe gerader Linien in der Nähe eines großen Sees.
»Eine Stadt?«, fragte ich.
»Und da«, sagte Alex nur. Noch mehr Linien, weiter im Norden, die sich an einen Fluss schmiegten.
Ich weiß nicht so recht, was ich in diesem Moment in seinen Augen gesehen habe. Normalerweise nimmt er, wenn er eine neue Stätte entdeckt hat, seine übliche bescheiden-geniale Haltung ein. Manchmal, wenn eine besonders lange Jagd vorausgegangen ist, schert er sich nicht um seine Haltung und zeigt lediglich ein Gefühl des Triumphs. Aber ich weiß nicht, was es dieses Mal war. Entzücken. Trauer. Sehnsucht. Freudige Erregung. Alles zusammen.
»Noch mehr«, sagte Shara. An der Küste im Süden, aber immer noch im Bereich des Terminators. Wir zählten fünf solche Ansammlungen.
»Auf der anderen großen Insel ist nichts«, sagte Alex.
»Das liegt daran, dass sie direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist«, erklärte Shara. »Es ist zu warm. Alles, was wir gesehen haben, liegt im Zwielicht, und dort ist das Wetter am angenehmsten.«
Wir passierten den Bereich und verloren unsere Entdeckung aus den Augen. Die Lotus hatte kein Teleskop, das einen Blick nach hinten gestattet hätte. Alex baute sich mit einem strahlenden Lächeln vor Shara auf. »So viel zu Flutwellen und Tornados«, sagte er.
Sie legte die Stirn in Falten. »Das dürfte gar nicht möglich sein.«
»Natürlich war es möglich. Sie haben die Zeit im Orbit abgewartet. Sie haben auf Margolia Module erbaut, alles dort rausgeschafft und eine Orbitalstation zusammengestellt. Da sind sie geblieben, bis sich alles beruhigt hat.«
»Vierzig Jahre lang?«, platzten Shara und ich im Chor heraus. Die Geschichte würde ihm niemand abkaufen.
»Ja. Dazu haben sie das Treibhaus gebraucht. Überlegt mal, sie mussten die Seeker so schnell wie möglich auf den Weg bringen, damit sie zur Erde zurückkehren, und, so haben sie gehofft, einen Rettungseinsatz auslösen konnte. Sie haben damit gerechnet, dass es auch auf Margolia einige Überlebende gab, aber vermutlich haben sie der Seeker nicht getraut. Es war ihre größte Hoffnung, aber sie konnten nicht sicher sein. Sie wussten, dass Balfour schließlich bewohnbar werden würde und dass die Bedingungen auf Margolia
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