Alex Benedict 06 - Firebird
der Nacht von Robins Verschwinden nur drei Gleiter Virginia Island verlassen haben?«
»Davon habe ich noch nicht gehört. Aber einer hätte ja gereicht, um ihn wegzubringen. Ich nehme an, du hast sie überprüft?«
»Einer gehörte Cermak. Die beiden anderen stammten von der Insel, und die Polizei war überzeugt, dass sie mit seinem Verschwinden nichts zu tun haben konnten.«
»Mir ist nicht klar, wie sie zu dem Schluss gelangt sein können.«
»Durch Sensorenprotokolle. Die sind zwar nicht vollkommen genau, aber genau genug.«
»Hast du das Ramsay erzählt?«
»Das habe ich mir noch aufgespart. Ich will es heute Abend bei der Show benutzen.« Er schaltete in den Dozentenmodus: »Sorge stets dafür, dass du etwas Neues zu bieten hast, wenn du dich auf so eine Plattform begibst. Wirf deine Kritiker aus der Spur.« Er machte es sich auf dem Zweisitzer bequem. »Wie war die Reise?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass Robin kein Außerweltler war.«
»Wie schade. Ich habe gesehen, was du Ramsay geliefert hast. Das war ziemlich gut.«
»Ich dachte daran, ihm zu erzählen, dass die Leute Robin dabei beobachtet hätten, wie er bei Vollmond durch die Straßen wandelte, aber dann habe ich mir überlegt, ich lasse es lieber.«
»Hast du noch etwas über die verschollenen Jachten herausgefunden?«
»Ich bin nicht sicher. Vielleicht. Greg Cermak, Eliots Bruder, hat gesagt, Eliot hätte ihm erzählt, sie hätten die Feuervogel zweihundert Milliarden Klicks weit rausgebracht.«
»Und …?«
»Zweihundert Milliarden Kilometer führen absolut nirgends hin. Sie wären weit außerhalb des Planetensystems gelandet.«
»Und Beta Marikon …?«
Beta Marikon ist, wie Sie sicher wissen, unser nächstgelegener stellarer Nachbar. »Nicht einmal in die Nähe hätten sie es geschafft«, sagte ich. »Sie wären einfach im Nichts gelandet.«
»Meinst du, der Bruder hat sich geirrt?«
»Wahrscheinlich. Andererseits schien er ziemlich sicher zu sein, dass Eliot genau das gesagt hatte.«
Er dachte darüber nach. »Also ist das etwas, das wir im Kopf behalten sollten.« Er machte sich auf den Weg zur Tür. »Wenn du eine Minute Zeit hast, komm rüber. Ich will dir was zeigen.«
Als ich mein Zeug verstaut hatte, folgte ich ihm in sein Büro auf der Rückseite des Hauses. Er schenkte mir einen Kaffee ein und zauberte ein paar klebrige Gebäckstücke hervor. Ich setzte mich auf einen Stuhl. »Ich kann einfach die persönlichen Angriffe nicht ausstehen«, sagte ich.
»Ich weiß. Audree geht es genauso. Sie meint, ich sollte in Rente gehen und den Rest meines Lebens einfach hier aussitzen.«
»Du weißt genau, dass niemand ernsthaft so etwas von dir erwartet. Aber du könntest versuchen, dich etwas weniger in der Öffentlichkeit zu präsentieren.«
»Das würde der Sache ja den ganzen Spaß nehmen.«
»Pass auf, Alex, hast du etwas dagegen, wenn ich dir sage, was ich wirklich denke?«
»Mir war nicht bewusst, dass du das bisher nicht getan hast.«
»Du hast mehr geschafft, als die meisten Leute sich erträumen können. Kinder blicken zu dir auf. Wenn man von Leuten wie Colter absieht, begegnet dir jeder mit Respekt. Und der ist nur neidisch. Eines Tages wird man Schulen nach dir benennen. Aber wer weiß, wann das Pendel umschlägt? Ich bin es leid zuzusehen, wie du deinen guten Ruf aufs Spiel setzt.«
»Chase …«
»Lass mich ausreden: Für dich ist das alles immer nur ein Spiel. Es ist das gleiche Spiel, das du auch mit deinem Onkel gespielt hast, und damals hätte es beinahe deine Beziehung zu ihm ruiniert. Es ist Zeit, damit aufzuhören. Das ist es wirklich. Du brauchst das Geld nicht. Und Gott weiß, dass du auch den Ruhm nicht brauchst.« Ich wollte aufhören, aber ich konnte nicht. »Wenn du jetzt Mist baust, wenn du dir auch nur einen Fehltritt leistest, dann ist das alles vorbei. Wenn die Leute anfangen, das Gerede zu glauben, ist es vorbei. Wenn sie erst einmal auf die Idee kommen, dass du ein Betrüger bist, dann wirst du deine Reputation nie zurückbekommen. Niemals.« Ich gab mir die größte Mühe, mein Temperament im Zaum zu halten.
»Chase.« Er sah ernsthaft gekränkt aus. »Ich habe auch eine Verpflichtung gegenüber unseren Klienten.« Er brach ab und starrte mich an. »Denkst du, dass ich das bin? Ein Betrüger?«
»Manchmal, Alex, bin ich da nicht so sicher.«
»Okay.« Er erbleichte. »Chase …« Dann schluckte er hinunter, was immer er hatte sagen wollen. Ich glaube, ich hatte bis dahin nie erlebt, dass
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