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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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in seinem Zelte; keine Bitte seiner Angelsachsen, auch nicht das kriegerische Geräusche der auffordernden Trompeten konte ihn bewegen, die Gebräuche abzubrechen, ohne die er den göttlichen Beystand zu erhalten nicht hoffen durfte. Dieweil er zögerte, mußte Alfred sich der Gefahr einer Schlacht unterziehn, er rükte in einer offenen Fläche gegen die stärkern, gegen die gefürchtete Normänner an. Seine Tapferkeit, sein Beispiel flammte die unentschlossensten zur standhaftesten Gegenwehre an. Ihre Bogen aus Eibenholz, wovon sie eiserne Pfeile abschossen, und die noch etliche Jahrhunderte hernach den Engelländern ein Uebergewichte gegen die streitbarsten Ritter von Europa gegeben haben, erhielten lange die Schlacht in einem Gleichgewichte; sie erlegten eine Menge der halbnakt fechtenden Normänner, deren Waffen nur in der Nähe schaden konten. Aber die tapfern Nordländer wichen nicht, die Rache entzündete ihren Muht, sie drangen in die Sachsen, deren Geschoß in der Nähe unnüz wurde, und brachten sie zum Weichen; doch zerstreuteten sie sich nicht. Der Anblick und das Beyspiel ihres jungen Helden hielt sie bey den Fahnen. Sie waren aber durch die Uebermacht der Feinde umringt, und die Verzweifelung vertrat nunmehro die Stelle des Muhtes, da endlich Edelred anrükte. Zu lang hatte er seiner Frömmigkeit eine Zeit geschenkt, die zur Rettung seines Volks nicht entbehrt werden konte. Sein Heer, das nichts gelitten hatte, sah den Untergang seiner Brüder ganz nah, es that zu Ihrer Rettung mehr als der König hoffen konte. Ein Theil begegnete standhaft dem einen Flügel der Normänner, ein andrer fiel den fechtenden Feinden in die Seite; zwischen den beyden Haufen der Sachsen eingeschlossen, wurden sie zum Schlachtopfer der Rache Alfreds. Der Flügel, der noch stund, sah den Verlust des andern und wich. Die Sieger verfolgten die Normänner durch die ganze Gegend, bis daß die Nacht die überbliebenen schirmete. Ganze Tausende fielen zerstreut auf dem Gefilde, und die Erde trank mit Begierde das Blut ihrer grimmigen Feinde.
    Aber der Nord war zu fruchtbar an streifenden Schaaren, und der Muht seiner Einwohner zu groß, als daß eine Niederlage sie hätte von der gewohnten Beute abschrecken können, die sie so oft in Engelland gefunden hatten. Nach wenigen Wochen war ihr Heer durch eine Menge von Schiffen aus Scandinavien verstärkt, und rükte gegen die beyden sächsischen Fürsten an. Es kam bey Marden in der Grafschaft Wilts zur Schlacht, in welcher Edelred verwundet, und die Sachsen zur Flucht gebracht wurden. Die mehrere Uebung im Kriege, und die eingewurzelte Verachtung des Todes, gab den Normännern ein Uebergewicht, dem Alfreds Tapferkeit zu wiederstehen unvermögend war.
    Edelred starb an seiner Wunde, und ließ das Reich in einem Zustande, der alle Wünsche zum Throne niederschlagen muste. Die siegreichen Normänner stunden im Herzen des Landes, die Sachsen waren durch wiederholte Niederlagen erschöpft, und mehr noch als die verminderte Zahl ihrer Krieger, muste ihnen die Hofnungslosigkeit schaden, die auf die alzuoft erfahrne Ueberlegenheit ihrer Feinde gegründet war. Ein König dieses in die gröste Gefahr gesezten Volkes sah nichts vor sich, als zweifelhafte Schlachten, und vermuhtliche Niederlagen, als Erniedrigung und Wunden.
    Alfred war jung, aber sein gesezter Sinn ließ schon in den feurigsten Jahren den Begierden keine Wallung zu. Er war neben einem Kinde das einzige Ueberbleibsel des edlen Geblütes, das von dem vergötterten Wodan auf den siegreichen Egbert ununterbrochen die Fürsten der Sachsen belebt hatte. Ihm hatte Edelred schon die Thronfolge zugesagt, dieweil er ihm die Güter vorenthielt, die Alfreds Erbtheil hätten seyn sollen. Alfred hatte für sein Volk gefochten, und gesiegt, und auch bey den Niederlagen war sein Muht und seine Klugheit ohne Tadel geblieben. Alle Sachsen wandten ihre Augen auf ihn, sie hoften einzig von seinen Tugenden die Errettung von dem in der Nähe drohenden Untergang. Lange verweigerte der weise Jüngling dem dringenden Adel, und der flehenden Priesterschaft, seine Einwilligung: ungerne gab er ihrer Bitte nach, und ließ sich zu Winchester auf einen Thron heben, der von den siegenden Barbarn schon so oft war erschüttert worden.
    Noch war kein Monat verflossen, da er schon bey Wilton eine Hauptschlacht zu liefern genöthiget wurde. Lieber hätte der Weise sein Volk zuerst durch kleine Treffen geübt, und sie gewöhnt, die grimmigen Antlize der Normänner

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