Sohn Der Nacht
Spruill, Steven
Sohn der Nacht
Unter den Wasserspeiern der Kathedrale von Washington wird eine junge Frau tot aufgefunden. An ihrer Kehle sieht man Abdrücke menschlicher Zähne. Als die auf Blutkrankheiten spezialisierte KatherineO´Keefe die Blutspuren am Opfer untersucht, macht sie eine furchterregende Entdeckung: Die Blutkörperchen sterben einfach nicht ab. Noch beunruhigter ist die Entdeckung, dass diese Blut sich ähnlich verhält wie das auf ihrer Station. Diese leiden an einer Krankheit, die auf den ersten Blick wie Leukämie erscheint. Katherines Ex.Geliebter, der Detectiv Merrick Chapman, wird auf den Fall angesetzt. ER glaubt, dass sein eigender Sohn, der kranke Zane, hinter diesem Mord steht, dem bald andere Greueltaten folgen. Doch wie kann er verhindern, dass Zane seinen Blutdurst auch an Katherine stillt? Und wie kann er Katherine vor seinem eigenen Sohn schützen, ohne abgrundtiefe Geheimnisse über dessen und seiner eigenen sonderbaren Existenz preiszugeben?
Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Fürstentümer, gegen Mächte, gegen die Herrscher der Finsternis in dieser Welt...
Epheser 6,1
Während eines der schwersten Unwetter, an die er sich erin nern konnte, wurde Merrick Chapman plötzlich bewußt, daß er die Straße entlangfuhr, in der Katie wohnte. Erschreckt und bestürzt fuhr er an die Seite, in einen dunklen Abschnitt zwischen zwei Straßenlaternen. Über ihm schlugen und klatsch ten die entlaubten Äste gegeneinander. Einer von ihnen brach ab, stürzte im Licht der Scheinwerfer vor ihm auf die Straße
und wurde vom Sturm davongetrieben. Vorsichtig fuhr er weiter. Merrick wollte nur einfach einmal bei ihr vorbeischauen, sich vergewissern, daß der Wind nicht etwa eines der Fenster an ihrem Haus eingedrückt oder das Dach mit einem toten Ast von der alten Eiche hinter dem Haus durch bohrt hatte. .
Als er auf Höhe von Katies Haus war, löschte Merrick die Scheinwerfer. Die Äste, die sich um die Straßenlaternen wan den, warfen ein Netz ineinander verwobener Schatten über ihren kleinen Vorgarten. Wie die meisten Grundstücke in Georgetown war auch das von Dr. Mary Catherine O'Keefe langgestreckt und schmal; das Haus, ein efeuüberwachsenes Backsteingebäude, schmiegte sich eng an die angrenzenden Gebäude an. Seit er gegangen war, hatte sie die Azaleenhecke unter dem Fenster neben dem Eingang wachsen lassen. Er beschloß es so zu mögen, ein Zugeständnis an Kathys Philo sophie des Leben-und-Lebenlassens; Was letztendlich alles war, was sie und ich füreinander tun konnten, dachte er.
Ich hätte es nie anfangen lassen dürfen.
Unter einer neuerlichen schweren Böe ließen die Azaleen ein lautes Klatschen hören. Eichenblätter tanzten in wilder Raserei davon, bevor sie sich in der Finsternis zerstreuten. Merrick folgte den Efeuranken mit den Augen bis hinauf zu Katies Schlafzimmerfenster. Wie flehende Finger tasteten sie über die Fensterscheiben hin. Sie wollten drinnen bei Katie sein. Merrick lachte gequält auf und blickte zu dem anderen Fenster dort oben hinauf. Es glühte im sanften Widerschein einer Nachtbeleuchtung. Hinter diesem Fenster lag der kleine Gregory jetzt vermutlich in seiner Wiege, womöglich auf dem Bauch, das Gesicht zwischen die Bären gewühlt, die seine Laken zierten ...
Scheinwerferlicht blendete ihn durch die Windschutz scheibe hindurch. Doch statt vorbeizufahren, blieb der Wagen wenige Meter vor ihm stehen. Ärgerlich beschattete Merrick Chapman die Augen. Durch die gleißende Helligkeit hindurch erkannte er die Leiste mit den roten und blauen Lich tern oben auf dem anderen Wagen, und sein Ärger schwand dahin. Der Streifenwagen fuhr an seine Seite, und der Fahrer bedeutete ihm, das Fenster herunterzukurbeln. Aber Merrick hielt ihm statt dessen sein Abzeichen entgegen. Der arrogante Ausdruck auf dem Gesicht des Cops verlor sich; er tippte an die Mütze und fuhr weiter.
Merrick schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr in entge gengesetzter Richtung davon. Er hoffte, daß es Katie und Gre gory gutging. Mitternacht war schon vorüber. Er sollte nach Hause fahren, vielleicht sogar schlafen gehen.
Die Sache war nur, daß er nicht nach Hause wollte, wo nie mand auf ihn wartete.
Er fuhr die Q-Street hinunter bis zur Wisconsin Avenue und wartete an der Kreuzung. Was sollte er jetzt unterneh men? Vielleicht im Tavern Grill auf der M-Street eine Tasse Kaffee trinken. Bestimmt war
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