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Alice im Wunderland

Alice im Wunderland

Titel: Alice im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Zum Beispiel, wenn du drinnen wärest, könntest du klopfen, und ich könnte dich herauslassen, nicht wahr?« Er sah die ganze Zeit über, während er sprach, in den Himmel hinauf, was Alice entschieden sehr unhöflich fand. »Aber vielleicht kann er nicht dafür,« sagte sie bei sich; »seine Augen sind so hoch oben auf seiner Stirn. Aber jedenfalls könnte er mir antworten. – Wie soll ich denn hineinkommen?« wiederholte sie laut.
     
    »Ich werde hier sitzen,« sagte der Lackei, »bis morgen –«
     
    In diesem Augenblicke ging die Thür auf, und ein großer Teller kam heraus geflogen, gerade auf den Kopf des Lackeien los; er strich aber über seine Nase hin und brach an einem der dahinterstehenden Bäume in Stücke.
     
    »– oder übermorgen, vielleicht,« sprach der Lackei in demselben Tone fort, als ob nichts vorgefallen wäre.
     
    »Wie soll ich denn hineinkommen?« fragte Alice wieder, lauter als vorher.
     
    »Sollst du überhaupt hineinkommen?« sagte der Lackei. »Das ist die erste Frage, nicht wahr?«
     
    Das war es allerdings; nur ließ sich Alice das nicht gern sagen. »Es ist wirklich schrecklich,« murmelte sie vor sich hin, »wie naseweis alle diese Geschöpfe sind. Es könnte Einen ganz verdreht machen!«
     
    Der Lackei schien dies für eine gute Gelegenheit anzusehen, seine Bemerkung zu wiederholen, und zwar mit Variationen. »Ich werde hier sitzen,« sagte er, »ab und an, Tage und Tage lang.«
     
    »Was soll ich aber thun?« frage Alice.
     

     
     
    »Was dir gefällig ist,« sagte der Lackei, und fing an zu pfeifen.
     
    »Es hilft zu nichts, mit ihm zu reden,« sagte Alice außer sich, »er ist vollkommen blödsinnig!« Sie klinkte die Thür auf und ging hinein.
     
    Die Thür führte geradewegs in eine große Küche, welche von einem Ende bis zum andern voller Rauch war; in der Mitte saß auf einem dreibeinigen Schemel die Herzogin, mit einem Wickelkinde auf dem Schoße; die Köchin stand über das Feuer gebückt und rührte in einer großen Kasserole, die voll Suppe zu sein schien.
     
    »In der Suppe ist gewiß zu viel Pfeffer!« sprach Alice für sich, so gut sie vor Niesen konnte.
     
    Es war wenigstens zu viel in der Luft. Sogar die Herzogin nieste hin und wieder; was das Wickelkind anbelangt, so nieste und schrie es abwechselnd ohne die geringste Unterbrechung. Die beiden einzigen Wesen in der Küche, die nicht niesten, waren die Köchin und eine große Katze, die vor dem Herde saß und grinste, sodaß die Mundwinkel bis an die Ohren reichten.
     
    »Wollen Sie mir gütigst sagen,« fragte Alice etwas furchtsam, denn sie wußte nicht recht, ob es sich für sie schicke zuerst zu sprechen, »warum Ihre Katze so grinst?«
     
    »Es ist eine Grinse-Katze,« sagte die Herzogin, »darum! Ferkel!«
     
    Das letzte Wort sagte sie mit solcher Heftigkeit, daß Alice auffuhr; aber den nächsten Augenblick sah sie, daß es dem Wickelkinde galt, nicht ihr; sie faßte also Muth und redete weiter: –
     
    »Ich wußte nicht, daß Katzen manchmal grinsen; ja ich wußte nicht, daß Katzen überhaupt grinsen können.«
     
    »Sie können es alle,« sagte die Herzogin, »und die meisten thun es.«
     
    »Ich kenne keine, die es thut,« sagte Alice sehr höflich, da sie ganz froh war, eine Unterhaltung angeknüpft zu haben.
     
    »Du kennst noch nicht viel,« sagte die Herzogin, »und das ist die Wahrheit.«
     

     
    Alice gefiel diese Bemerkung gar nicht, und sie dachte daran, welchen andern Gegenstand der Unterhaltung sie einführen könnte. Während sie sich auf etwas Passendes besann, nahm die Köchin die Kasserole mit Suppe vom Feuer und fing sogleich an, Alles was sie erreichen konnte nach der Herzogin und dem Kinde zu werfen – die Feuerzange kam zuerst, dann folgte ein Hagel von Pfannen, Tellern und Schüsseln. Die Herzogin beachtete sie gar nicht, auch wenn sie sie trafen; und das Kind heulte schon so laut, daß es unmöglich war zu wissen, ob die Stöße ihm weh thaten oder nicht.
     
    »Oh, bitte, nehmen Sie sich in Acht, was Sie thun!« rief Alice, die in wahrer Herzensangst hin und her sprang. »Oh, seine liebe kleine Nase!« als eine besonders große Pfanne dicht daran vorbeifuhr und sie beinah abstieß.
     
    »Wenn Jeder nur vor seiner Thür fegen wollte,« brummte die Herzogin mit heiserer Stimme, »würde die Welt sich bedeutend schneller drehen, als jetzt.«
     
    »Was kein Vortheil wäre,« sprach Alice, die sich über die Gelegenheit freute, ihre Kenntnisse zu zeigen.

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