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Alice im Wunderland

Alice im Wunderland

Titel: Alice im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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ganzen Leben war!«
     
    Gerade wie sie so sprach, bemerkte sie, daß einer der Bäume eine kleine Thür hatte. »Das ist höchst komisch!« dachte sie. »Aber Alles ist heute komisch! Ich will lieber gleich hinein gehen.«
     
    Wie gesagt, so gethan: und sie befand sich wieder in dem langen Corridor, und dicht bei dem kleinen Glastische. »Diesmal will ich es gescheidter anfangen,« sagte sie zu sich selbst, nahm das goldne Schlüsselchen und schloß die Thür auf, die in den Garten führte. Sie machte sich daran, an dem Pilz zu knabbern (sie hatte ein Stückchen in der Tasche behalten), bis sie ungefähr einen Fuß hoch war, dann ging sie den kleinen Gang hinunter; und dann – war sie endlich in dem schönen Garten, unter den prunkenden Blumenbeeten und kühlen Springbrunnen.
     
     
Achtes Kapitel - Das Croquetfeld der Königin.
 
    Ein großer hochstämmiger Rosenstrauch stand nahe bei'm Eingang; die Rosen, die darauf wuchsen, waren weiß, aber drei Gärtner waren damit beschäftigt, sie roth zu malen. Alice kam dies wunderbar vor, und da sie näher hinzutrat, um ihnen zuzusehen, hörte sie einen von ihnen sagen: »nimm dich in Acht, Fünf! Bespritze mich nicht so mit Farbe!«
     
    »Ich konnte nicht dafür,« sagte Fünf in verdrießlichem Tone; »Sieben hat mich an den Ellbogen gestoßen.«
     
    Worauf Sieben aufsah und sagte: »Recht so Fünf! Schiebe immer die Schuld auf andre Leute!«
     
    »Du sei nur ganz still!« sagte Fünf. »Gestern erst hörte ich die Königin sagen, du verdientest geköpft zu werden!«
     
    »Wofür?« fragte der, welcher zuerst gesprochen hatte.
     
    »Das geht dich nichts an, Zwei!« sagte Sieben.
     
    »Ja, es geht ihn an!« sagte Fünf, »und ich werde es ihm sagen – dafür, daß er dem Koch Tulpenzwiebeln statt Küchenzwiebeln gebracht hat.«
     
    Sieben warf seinen Pinsel hin und hatte eben angefangen: »Ist je eine ungerechtere Anschuldigung –« als sein Auge zufällig auf Alice fiel, die ihnen zuhörte; er hielt plötzlich inne, die andern sahen sich auch um, und sie verbeugten sich Alle tief.
     
    »Wollen Sie so gut sein, mir zu sagen,« sprach Alice etwas furchtsam, »warum Sie diese Rosen malen?«
     
    Fünf und Sieben antworteten nichts, sahen aber Zwei an. Zwei fing mit leiser Stimme an: »Die Wahrheit zu gestehen, Fräulein, dies hätte hier ein rother Rosenstrauch sein sollen, und wir haben aus Versehen einen weißen gepflanzt, und wenn die Königin es gewahr würde, würden wir Alle geköpft
     
    werden, müssen Sie wissen. So, sehen Sie Fräulein, versuchen wir, so gut es geht, ehe sie kommt –« In dem Augenblick rief Fünf, der ängstlich tiefer in den Garten hinein gesehen hatte: »Die Königin! die Königin!« und die drei Gärtner warfen sich sogleich flach auf's Gesicht. Es entstand ein Geräusch von vielen Schritten, und Alice blickte neugierig hin, die Königin zu sehen.
     
    Zuerst kamen zehn Soldaten, mit Keulen bewaffnet, sie hatten alle dieselbe Gestalt wie die Gärtner, rechteckig und flach, und an den vier Ecken die Hände und Füße; danach kamen zehn Herren vom Hofe, sie waren über und über mit Diamanten bedeckt und gingen paarweise, wie die Soldaten. Nach diesen kamen die königlichen Kinder, es waren ihrer zehn, und die lieben Kleinen kamen lustig gesprungen Hand in Hand paarweise, sie waren ganz mit Herzen geschmückt. Darauf kamen die Gäste, meist Könige und Königinnen, und unter ihnen erkannte Alice das weiße Kaninchen; es unterhielt sich in etwas eiliger und aufgeregter Weise, lächelte bei Allem, was gesagt wurde und ging vorbei, ohne sie zu bemerken. Darauf folgte der Coeur-Bube, der die königliche Krone auf einem rothen Sammetkissen trug, und zuletzt in diesem großartigen Zuge kamen der Herzenskönig und die Herzenskönigin.
     
    Alice wußte nicht recht, ob sie sich nicht flach auf's Gesicht legen müsse, wie die drei Gärtner; aber sie konnte sich nicht erinnern, je von einer solchen Sitte bei Festzügen gehört zu haben. »Und außerdem, wozu gäbe es überhaupt Aufzüge,« dachte sie, »wenn alle Leute flach auf dem Gesichte liegen müßten, so daß sie sie nicht sehen könnten?« Sie blieb also stehen, wo sie war, und wartete.
     
    Als der Zug bei ihr angekommen war, blieben Alle stehen und sahen sie an, und die Königin fragte strenge: »Wer ist das?« Sie hatte den Coeur-Buben gefragt, der statt aller Antwort nur lächelte und Kratzfüße machte.
     
    »Schafskopf!« sagte die Königin, den Kopf ungeduldig

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