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Alice im Wunderland

Alice im Wunderland

Titel: Alice im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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hießen Else, Lacie und Tillie, und sie lebten tief unten in einem Brunnen –«
     
    »Wovon lebten sie?« fragte Alice, die sich immer für Essen und Trinken sehr interessierte.
     
    »Sie lebten von Syrup,« versetzte das Murmelthier, nachdem es sich eine Minute besonnen hatte.
     
    »Das konnten sie ja aber nicht,« bemerkte Alice schüchtern, »da wären sie ja krank geworden.«
     
    »Das wurden sie auch,« sagte das Murmelthier, »sehr krank.«
     
    Alice versuchte es sich vorzustellen, wie eine so außergewöhnliche Art zu leben wohl sein möchte; aber es kam ihr zu kurios vor, sie mußte wieder fragen: »Aber warum lebten sie unten in dem Brunnen?«
     
    »Willst du nicht ein wenig mehr Thee?« sagte der Faselhase sehr ernsthaft zu Alice.
     
    »Ein wenig mehr? ich habe noch keinen gehabt,« antwortete Alice etwas empfindlich, »also kann ich nicht noch mehr trinken.«
     
    »Du meinst, du kannst nicht weniger trinken,« sagte der Hutmacher: »es ist sehr leicht, mehr als keinen zu trinken.«
     
    »Niemand hat dich um deine Meinung gefragt,« sagte Alice.
     
    »Wer macht denn nun persönliche Bemerkungen?« rief der Hutmacher triumphirend.
     
    Alice wußte nicht recht, was sie darauf antworten sollte; sie nahm sich daher etwas Thee und Butterbrot, und dann wandte sie sich an das Murmelthier und wiederholte ihre Frage: »Warum lebten sie in einem Brunnen?«
     
    Das Murmelthier besann sich einen Augenblick und sagte dann: »Es war ein Syrup-Brunnen.«
     
    »Den giebt es nicht!« fing Alice sehr ärgerlich an; aber der Hutmacher und Faselhase machten beide: »Sch, sch!« und das Murmelthier bemerkte brummend: »Wenn du nicht höflich sein kannst, kannst du die Geschichte selber auserzählen.«
     
    »Nein, bitte erzähle weiter!« sagte Alice ganz bescheiden; »ich will dich nicht wieder unterbrechen. Es wird wohl einen geben.«
     
    »Einen, wirklich!« sagte das Murmelthier entrüstet. Doch ließ es sich zum Weitererzählen bewegen. »Also die drei kleinen Schwestern – sie lernten zeichnen, müßt ihr wissen –«
     
    »Was zeichneten sie?« sagte Alice, ihr Versprechen ganz vergessend.
     
    »Syrup,« sagte das Murmelthier, diesmal ganz ohne zu überlegen.
     
    »Ich brauche eine reine Tasse,« unterbrach der Hutmacher, »wir wollen Alle einen Platz rücken.«
     
    Er rückte, wie er das sagte, und das Murmelthier folgte ihm; der Faselhase rückte an den Platz des Murmelthiers, und Alice nahm, obgleich etwas ungern, den Platz des Faselhasen ein. Der Hutmacher war der Einzige, der Vortheil von diesem Wechsel hatte, und Alice hatte es viel schlimmer als zuvor, da der Faselhase eben den Milchtopf über seinen Teller umgestoßen hatte.
     
    Alice wollte das Murmelthier nicht wieder beleidigen und fing daher sehr vorsichtig an: »Aber ich verstehe nicht. Wie konnten sie den Syrup zeichnen?«
     
    »Als ob nicht aller Syrup gezeichnet wäre, den man vom Kaufmann holt,« sagte der Hutmacher; »hast du nicht immer darauf gesehen: feinste Qualität, allerfeinste Qualität, superfeine Qualität – oh, du kleiner Dummkopf?«
     
    »Wie gesagt, fuhr das Murmelthier fort, lernten sie zeichnen;« hier gähnte es und rieb sich die Augen, denn es fing an, sehr schläfrig zu werden; »und sie zeichneten Allerlei – Alles was mit M. anfängt –«
     
    »Warum mit M?« fragte Alice.
     
    »Warum nicht?« sagte der Faselhase.
     
    Alice war still.
     
    Das Murmelthier hatte mittlerweile die Augen zugemacht, und war halb eingeschlafen; da aber der Hutmacher es zwickte, wachte es mit einem leisen Schrei auf und sprach weiter: – »was mit M anfängt, wie Mausefallen, den Mond, Mangel, und manches Mal – ihr wißt, man sagt: ich habe das manches liebe Mal gethan – hast du je manches liebe Mal gezeichnet gesehen?«
     
    »Wirklich, da du mich selbst fragst,« sagte Alice ganz verwirrt, »ich denke kaum –«
     
    »Dann solltest du auch nicht reden,« sagte der Hutmacher.
     
    Dies war nachgerade zu grob für Alice: sie stand ganz beleidigt auf und ging fort; das Murmelthier schlief augenblicklich wieder ein, und die beiden Andern beachteten ihr Fortgehen nicht, obgleich sie sich ein paar Mal umsah, halb in der Hoffnung, daß sie sie zurückrufen würden. Als sie sie zuletzt sah, versuchten sie das Murmelthier in die Theekanne zu stecken.
     
    »Auf keinen Fall will ich da je wieder hingehen!« sagte Alice, während sie sich einen Weg durch den Wald suchte. »Es ist die dümmste Theegesellschaft, in der ich in meinem

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