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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Fuß hin, als wäre sie Aschenputtel, und er würde ihr gleich einen gläsernen Schuh anpassen.
    »O ja, sehr.«
    »Okay, gehen wir«, meinte sie.

    Als sie draußen waren, schloss sie ab und ging ihm voraus den schmalen Gang hinunter, der zum Treppenabsatz führte. Einmal stolperte sie, wobei sich die turmhohen Absätze selbst für sie als zu hoch erwiesen, richtete sich aber gleich wieder auf und ging weiter, ein kleines Mädchen mit dem sehnlichen Wunsch, erwachsen zu sein, das in den hochhackigen Schuhen seiner Mutter vor sich hin stolpert.

65. KAPITEL
    Jury entdeckte ihn, kaum überraschend, im Garten auf dem schmalen, durch ein Meer von Tulpen und Fingerhut abgeschirmten Weg. Er hörte das Schnippen der Gartenschere und sah den Schlapphut. Die Sonne brannte ihm heiß auf den Kopf. Durch Weiden und Fächerahorn ergoss sich Sonnenlicht über den Weg.
    »Hallo, Bobby.«
    In der Nähe eines Zeltdachs aus Kletterphlox, der mit seiner Vielzahl von Aquarellfarbtönen aussah wie von einem Impressionisten gemalt, war Bobby gerade dabei, einen Armvoll Tulpen in einen Eimer Wasser zu tauchen. »Mr. Jury.« Er erhob sich von den Knien, nahm den Hut ab, um sich mit dem Arm über die Stirn zu wischen und lächelte düster. »Ich schneide grade ein paar Blumen für die Kirche.« Er machte eine Pause. »Für eine Beerdigung.« Wieder machte er eine Pause. »Wird Mariahs Leichnam denn irgendwann mal freigegeben?«
    An seinem Blick – wie ertränkt, als hätte Bobby sich wie die Stängel der Schnittblumen selbst in Wasser eingetaucht – konnte Jury erkennen, dass wohl jede Nachricht für ihn eine schlechte Nachricht wäre. Diese nicht, hoffte Jury. »Sehr bald, nehme ich an. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir die Person haben, die Mariah ermordet hat, Bobby. Kein großer Trost für Sie, aber zumindest etwas.«
    Gedankenverloren klickte Bobby mit der Gartenschere. »Wer ist es?«
    »Es wird bald bekannt gegeben.« Dann berichtete er ihm über den Doppelmord, über Chris Cummins und Rose Moss.

    Bobby sank auf das weiße Eisenbänkchen. »Lieber Gott.« Er hob den Blick zu Jury, als fragte er sich, ob dieser echt war oder nicht.
    Jury setzte sich neben ihn. »Nicht, dass es dadurch leichter zu begreifen wäre … aber Rose Moss war wie besessen von Mariah. Das ist ja wohl offensichtlich.«
    »Wollen Sie damit sagen, Mariah war lesbisch?« Er sah ihn ungläubig an. »Das ist aber doch nicht…«
    Jury schüttelte den Kopf. »Lesbisch? Nein. Die Affäre – wenn man es überhaupt so nennen kann – war vermutlich von sehr kurzer Dauer und für Mariah eher ein Experiment, oder sie war einfach neugierig. Außerdem gibt es bloß die Aussage von Rose Moss, wie viel also wahr ist und wie viel Wunschdenken, weiß ich nicht. Für Mariah war jedenfalls schon bald klar, dass Sex mit einer Frau sie nicht reizte. Ich weiß, Sie empfanden Mariah als sehr zurückhaltend, aber …«
    Bobby schüttelte den Kopf. »Nicht in dem Sinn. Sie kannte sich schon aus mit Sex, sehr gut sogar, viel besser als ich. Es war, als hätte sie so ein urtümliches Wissen darüber. Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll.« Er kratzte sich am Kopf. »Als käme es ganz natürlich, nicht durch viel Erfahrung. Als würde sie es währenddessen entdecken, fast als würde ich sie inspirieren oder so.« Sein Lachen klang abgehackt. »So viel zum Thema Wunschdenken.«
    »Glaube ich gar nicht, dass es das ist, Bobby, jedenfalls was Sie anbelangt. Sie hatte ja vor, dieses Leben aufzugeben. Sie wollte mit Ihnen zusammen sein.«
    Bobby lächelte bekümmert und zwickte ein vertrocknetes Blatt vom Stängel einer Margerite neben der Bank. »Das sagen Sie doch bloß, um es mir leichter zu machen.«
    »Nein, sie hat Sie wirklich geliebt. Darum wurde sie ja auch umgebracht.« Jury bereute gleich, es gesagt zu haben, denn es hörte sich brutal an, wo er es doch als Trost gemeint hatte. »Tut mir leid. Das klingt, als wäre es Ihre Schuld.«

    »Nein, gar nicht. Ich bin froh, dass Sie es mir gesagt haben. Ich wusste wirklich nicht, ob Mariah mich liebt, sie hat ja immer etwas zurückgehalten. Ich wusste, es war mehr bei ihr als das, was sie mir gezeigt hat. Mir war klar, all die Wochenenden, an denen sie weg war, die hatten nicht bloß damit zu tun, dass sie eine alte Schulfreundin besucht hat oder noch einen Extrajob hatte. Ich wusste, da steckte noch mehr dahinter.«
    Sie saßen eine Weile im üppigen Licht und der Stille des Gartens, in dem Bobby Devlin so völlig zu Hause

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