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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D er Bursche, der die Tür öffnete, gehörte zu
der Kategorie der jüngeren Presseagenten, die lediglich aus Selbstvertrauen und
mangelnder Erfahrung bestehen und als Talisman gegen alles Böse eine Uhr mit
Platinarmband ums Handgelenk tragen. Er fragte mit leiser Stimme, was ich
wünschte, und blieb dann erwartungsvoll stehen, als hoffte er, ich wüßte die
Parole nicht, so daß er mich stehenden Fußes niederschießen könne.
    »Ich
bin Rick Holman«, sagte ich. »Manny Kruger hat mich hierherbestellt.«
    »Rick
Holman?« sagte er ein paarmal vor sich hin und nickte dann. »Ja, Sir, Mr.
Holman, Manny wartet auf Sie.«
    »Danke«,
sagte ich.
    »Das
ist ein trauriger Tag.« Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen war New York
soeben in einer Atomwolke verschwunden. »Ein trauriger Tag für uns alle.«
    Ich
ging an ihm vorbei in die Hütte, ohne seine Feststellung in Frage zu ziehen,
denn ich hatte gelernt, in Hollywood überhaupt nie Fragen an
Junior-Presseagenten zu richten — sie sind außerstande, jemals eine definitive
Antwort zu geben — , und außerdem war ich ohnehin im Begriff, mit dem
Senior-Pressechef zu reden. Die Hütte war Manny Krugers kleines Versteck in den
Bergen, das er zu Sport und Erholung benutzte; und ich erwartete halb und halb,
ein paar nackte Starlets zu meiner Begrüßung aus dem Schlafzimmer hüpfen zu
sehen. Statt dessen traf ich auf Manny Kruger, den Public-Relations-Direktor
der Stellar-Produktion, und auf Joe Rather, die Stellar-Produktion in Person.
Die beiden bildeten, wie sie so beisammenstanden, einen eindrucksvollen
physischen Kontrast. Manny war klein und dünn und trug eine große Brille mit
dicken Gläsern, während Joe Rather ein enorm fetter Bursche war, der aussah,
als müßte er eigentlich eine Toga tragen und einen weiteren Schub Christen für
die in der Arena wartenden Löwen organisieren. Nach dem Ausdruck der Gesichter
dieser beiden Gentlemen war ich selber eine Art Brechmittel; notwendig, aber
unliebsam.
    »Nett
von Ihnen, daß Sie gekommen sind, Rick«, sagte Manny schließlich.
    »Wirklich?«
Ich betrachtete mir erneut seinen Gesichtsausdruck. »Halten Sie hier eine Art
Totenwache?«
    »Dann
haben Sie es also noch nicht gehört, Mr. Holman?« fragte Rather mit düsterer
Stimme. »Lloyd Carlyle ist tot.«
    »Ich
wußte nicht mal, daß er krank war«, sagte ich ganz ernsthaft.
    »Es
wird nie wieder so sein wie früher«, flüsterte Manny. »Er gehörte zu den
letzten der ganz Großen. Nun, da er gegangen ist, wird Hollywood völlig
verändert sein.«
    »Wie
viele Filme, wie viele Starrollen? Vierzig, fünfzig? Wer kann sie zählen?«
Rather seufzte und schüttelte den massiven Kopf, so daß der kurzgeschnittene
graue Haarflaum wie ein vom Wind bewegtes Weizenfeld wogte. »Es ist das Ende
einer Ära, Mr. Holman.«
    Was
das anbetraf, so hatte meiner Ansicht nach Lloyd Carlyle eine Art Unikum in
Hollywood dargestellt. Ein Schauspieler, der am Broadway sein Handwerk erlernt
hatte, hatte er sich in Hollywood zu Starruhm emporgearbeitet, als er zu Beginn
der dreißiger Jahre dorthin kam. Jemand, der nicht von irgendeinem Talentsucher
von einem Milchlieferwagen weg entdeckt und in einem Studio zum Star gemanagt
worden war. Er mußte jetzt Ende Fünfzig gewesen sein, schätzte ich, und sein
Leben war zu einer Sage geworden, die den Rollen, die er auf der Leinwand
gespielt hatte, entsprach.
    »Eine
Tragödie«, sagte Manny, der sich nicht von seiner Trübsal trennen konnte.
    »Wie
ist es denn passiert?« fragte ich pflichtschuldigst.
    »Ein
Autounfall vor etwa zwei Stunden«, erklärte Manny. »Nur ein paar Kilometer von
hier entfernt. Sein Wagen wurde in einer scharfen Kurve aus der Straße getragen
und gegen einen Baum geschleudert. Das Lenkrad brach ab, und Lloyd wurde vom
Schaft aufgespießt. Er muß sofort tot gewesen sein.«
    »Scheußlich!«
sagte ich und wartete.
    »Er
war der größte Schauspieler und der Star dreier Dekaden, Mr. Holman«, sagte
Rather, als diktierte er eine Inschrift für den Grabstein. »Die ganze
Filmindustrie wird durch seinen Heimgang ärmer.«
    »Wir
wollen seiner Erinnerung gerecht werden, Rick«, versicherte mir Manny mit heiserer
Stimme. »Stellar wird für ihn die größte Totenfeier veranstalten, die es je
gegeben hat — vielleicht sogar eine noch größere.«
    Es
schien mir an der Zeit, zum Thema zu kommen. »Dazu brauchen Sie mich nicht«,
sagte ich kalt.
    Joe
Rather rollte eine unangezündete Zigarre zwischen

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