Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
beiden hat was gesehen …«

    »Gab es denn noch eine andere Veranstaltung, für die man sich hätte fein machen müssen?«
    »Verdammt unwahrscheinlich«, sagte Sally.
    Die Frau musste also auf dem Weg zu der Party im Deer Park House gewesen sein – oder sie kam von dort zurück. Die Gastgeber verneinten zwar, sie zu kennen, aber vielleicht war sie ja auch nur die Freundin oder weibliche Begleitung eines geladenen Gastes. Das leuchtete ein. Man zieht nicht Yves Saint Laurent, Jimmy Choo und Alexander McQueen an und macht den weiten Weg nach Chesham, um ins Black Cat zu gehen. Pass auf: Wir treffen uns im Pub, bevor du auf die Party gehst . Oder danach, oder zwischendurch. Verschwinde einfach unbemerkt. Ich kann ja schließlich nicht allein hin. Wieso sollte der Mörder sich mit dem Opfer an einem öffentlichen Ort treffen wollen? Weil sich das Opfer andernfalls nicht zu einem Treffen bereit erklärt hätte? Das Black Cat war ein guter Treffpunkt. Selbst an einem Samstagabend wäre es dort nicht allzu voll gewesen.
    »Danke, Sally«, sagte Jury. »Vielleicht fällt mir noch was ein, dann melde ich mich bei Ihnen.«
    »Na, ganz bestimmt. Der Polizei fällt immer noch was ein.« Dies sagte sie jedoch in gutmütigem Ton, und sie gingen zur selben Tür hinaus, durch die sie hereingekommen waren.
    Der Kies knirschte beim Gehen unter ihren Füßen. Jury sagte: »Ich vermute, sie hatte nichts damit zu tun. Dafür ist sie nicht leidenschaftlich genug.«
    »Ach, ich weiß nicht.« David Cummins seufzte. »Manchmal täuscht man sich in den Leuten.«
    »Ist schon oft genug vorgekommen.« Jury trat an den Tisch, um der Katze den Kopf zu tätscheln. »Was hat es also mit den Rexroths auf sich?«
    »Denen gehört Deer Park House, sagte ich ja schon. Es gibt eine Deer Park Road, an der liegt das Haus aber nicht, sondern ein wenig nach hinten versetzt an der Lycrome Road. Die Rexroths hatten jedenfalls keine Ahnung, dass die Frau zu ihnen wollte.«

    »Dann unterhalten wir uns doch mal mit ihnen.«
    Cummins zog sein Handy hervor.
    Die schwarze Katze hob den Kopf und starrte mit ihren bernsteingelben Augen unverwandt in Jurys graue.
    Hast du etwas gesehen?
    Jury versuchte, der Katze eine Nachricht zu übermitteln.
    Sag’s mir.
    Die schwarze Katze schloss die Augen und sagte ihm nichts.

4. KAPITEL
    Bei den Rexroths, Kit und Tip (wobei die Herausforderung darin bestand, sich zu merken, wer er und wer sie war), handelte es sich um ein älteres Ehepaar in Tweed, Kaschmir und vernünftigen Schuhen. Man konnte sehen, dass sie robuste Spaziergänge schätzten, ihre Gesichtsfarbe deutete darauf hin, dass sie jeden Morgen ihres langen Lebens putzmunter begrüßt hatten.
    »Sie kämen doch wohl nicht auf den Gedanken, ich meine, wenn Sie uns so anschauen, dass wir der Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Chesham sind, oder?« Kit Rexroths Augen glitzerten wie Pailletten.
    Die Rexroths waren alt und gertenschlank. Aus ihren Gliedern hätte man Flöten schnitzen können. »Kann ich mir gut vorstellen. Sie wirken so vital wie sonst Leute, die halb so alt sind wie Sie.« Jury hoffte, dass sich das nicht herablassend anhörte, denn man verfiel oft in eine gewisse Herablassung Alten gegenüber, nicht immer jedoch alten Reichen gegenüber, als wäre es recht bemerkenswert, dass sie überhaupt am Leben waren, und man müsste sie achtsam behandeln.
    Er staunte über die Art, in der Tip und Kit wie im Tandem agierten, wie ein Stepptänzerpaar. Füße im perfekten Gleichschritt, Hütchen keck ins Gesicht geschoben, Spazierstöckchen glatt über die Finger gleitend. Jury lächelte. Er hatte noch nie ein so synchron agierendes Paar gesehen. Wenn einer von ihnen Mord für eine gute Idee hielt, würden ihn beide begehen.
    »Sie sind«, sagte Kit und streckte den Arm mit der Kaffeetasse aus, als wollte sie die Tatsache hochleben lassen, »wegen des Mordes hier.«

    »Ja, das stimmt. Oh, nein, danke …« Letzteres war an Tip gerichtet, der abwartend die Kaffeekanne in die Höhe hielt. Cummins dagegen nahm eine Tasse.
    »Ich weiß, Sie haben bereits mit Sergeant Cummins gesprochen, möchte mir aber doch selbst noch ein klareres Bild verschaffen. Diese Frau trug ein Kleid von Yves Saint Laurent, ein apricotfarbenes. Ihr Haar hatte fast die gleiche Farbe, ein etwas dunkleres Kupferrot. Sie war einen Meter dreiundsiebzig groß. Und ziemlich schön. Die Tatortfotos werden ihr eigentlich gar nicht gerecht. Sind Sie in der Lage, sie sich

Weitere Kostenlose Bücher