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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Wohl.« Er probierte. »Wunderbar.«
    »Einer von Mr. Johnsons Lieblingsweinen.«
    »Sie kennen ihn schon lange?«
    Trevor hatte eine weitere Flasche herausgenommen und wischte sie ab, rieb sie gründlich blank. An diesem Abend saßen nur wenige Gäste im Old Wine Shades, an den Tischen zwei Paare, drei Männer am anderen Ende der Theke. Offenbar fasste Trevor Jurys Frage rhetorisch auf. »Mr. Johnson, der kennt sich aus mit seinem Wein. Einmal hat er die Namen von sämtlichen Premier Cru Weingütern in Bordeaux hergesagt.«

    Die Flasche, die er soeben abgerieben hatte, war entkorkt, und er brachte sie mit zwei Gläsern, die er unterwegs mitnahm, ans andere Ende der Theke hinüber.
    Zum x-ten Male hätte Jury für eine Zigarette ein Ohr geopfert. Er konnte van Gogh gut verstehen, falls der das Rauchen aufgegeben hatte.
    Denk nach. Drei Frauen. Drei Escort-Agenturen. Wenn die Presse es als die Taten eines Serienmörders hinstellte und jemand den Mord in Chesham als den dritten mit dazuzählte, müsste die Polizei sich auf Panik einstellen. Bei den beiden Opfern in London schien es ein und derselbe Täter gewesen zu sein, doch war sich Jury absolut nicht sicher, dass der auch Mariah Cox in Chesham getötet hatte.
    Trevor war wieder da und schenkte Jury nach.
    »Das kann ich mir aber nicht leisten, Trevor.«
    »Ach, keine Sorge. Mr. Johnson sagte, den sollte ich heute Abend für ihn bereitstellen. Obwohl er inzwischen eigentlich da sein müsste – wenn man vom Teufel spricht«, sagte Trevor, und Jury drehte sich um. »Sie sind ganz schön spät dran, Mr. Johnson. Was haben Sie denn angestellt?«
    Harry rutschte lächelnd auf den Barhocker neben Jury. »Nichts, was nicht morgen in der Times gebracht werden könnte, Trev.« Er drehte die Flasche zu sich. »Gut. Der St. Seurin. Wie ich sehe, hat er die halbe Flasche bereits intus.«
    »Zwei Gläser, Harry.«
    »Schenken Sie mir ein Glas ein, Trevor.« An Jury gewandt, sagte er: »Mann, Sie sehen auch nicht gerade besonders lebhaft aus.«
    Während sich von Harry, fand Jury, das Gegenteil behaupten ließ. »Der Tod hat nun mal diese Wirkung auf mich. Und selbst?«
    Harry holte sein Zigarettenetui hervor und entnahm ihm eine Zigarette, die ihm Trevor mit einem Streichholz aus einem »Olde Wine Shades«-Briefchen anzündete. Das etwas betuliche
»e« hinten an dem »Olde« war Jury bisher noch gar nie aufgefallen. Das Pub war allerdings sehr »olde«, ließ es sich doch bis in die Zeit der Großen Londoner Feuersbrunst zurückdatieren. Nicht viele noch erhaltene Gebäude konnten sich eines so hohen Alters rühmen.
    Harry blies den Rauch von Jury weg in die andere Richtung. »O ja, der Tod versetzt den Dingen schon einen gewissen Dämpfer. Höchst erfreulich allerdings, zu wissen, dass Sie an dem Fall dran sind.«
    »An welchem Fall denn?«
    »Na, an dem, an dem Sie dran sind.« Harry erhob sein Glas, schnupperte und probierte.
    »Ich komme gerade von St. Paul’s«, sagte Jury und fragte sich gleich verärgert, wieso er es ihm gesagt hatte. Vielleicht in der Hoffnung auf eine Reaktion. Wenn Jury gesagt hätte, er wäre soeben einer Raumfähre entstiegen oder käme geradewegs von den Plejaden, wäre es aufs Gleiche herausgekommen. Harry Johnson eine überraschte Reaktion zu entlocken, war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Harry sah auf die Uhr. »Nehmen die so spät denn noch die Beichte ab? Vielleicht sollte ich auch hin.« Er lächelte Jury an. »Mache ich aber nicht. Also, was ist bei St. Paul’s passiert?«
    »Das werden Sie noch bald genug aus der Klatschpresse erfahren.« Jury schwenkte seinen Wein im Glase. »Wo waren Sie vor einer Stunde, Harry?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Warten Sie mal – ich glaube, vor einer Stunde bin ich gerade durch Watford gefahren.«
    »Wieso waren Sie in Watford?«
    Harry sagte: »Ohne Grund, nur so, ich fahre eben gern mal raus, außerhalb der Ring Road. Um den Kopf freizukriegen.«
    »Haben Sie mit jemandem gesprochen? Hat jemand Sie gesehen?«
    Harry machte Trevor ein Zeichen, der mit einer in eine Serviette gehüllten Flasche herüberkam. Er präsentierte sie wie ein
in eine Decke gehülltes Baby. »Ein sehr angenehmer Chassagne-Montrachet.«
    Nur zu, lass dir ruhig Zeit.
    Harry nickte, und Trevor machte sich daran, sie zu entkorken. »Also«, wandte Harry sich an Jury. »Ob ich mit jemandem gesprochen habe? Nein. Nächste Frage: Ob ich für die fragliche Zeit ein Alibi habe? Ein Alibi für was? Gab’s einen Mord in der

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