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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Marienkapelle? Wieder eine Frau? Wieder ein Flittchen – Verzeihung, ein Escort-Girl?«
    Jury blieb die Antwort schuldig. Als Trevor ihm ein frisches Glas hinstellte, schüttelte er den Kopf. »Nein, ich muss gehen.« Trevor schenkte Harry ein.
    »Dann ist es also jetzt ein Serienmörder. Superintendent Jury: Glauben Sie ehrlich, ich würde drei Frauen ermorden, einfach so?«
    Jury glitt lächelnd von seinem Hocker. »Zutrauen würde ich es Ihnen, Harry. Nacht.«
    Er steuerte auf die Tür zu.

40. KAPITEL
    Am nächsten Morgen war Jury bereits in aller Frühe auf der Polizeistation Snow Hill, um mit Dennis Jenkins zu sprechen.
    Jenkins sagte: »Was wissen wir sonst noch über das erste Opfer, Kate Banks? Sie haben doch mit dieser Frau gesprochen« – er klappte eine Mappe auf seinem Schreibtisch auf – »dieser Myra Brewer?«
    »Richtig. Trotzdem glaube ich nicht, dass Kate Banks die Erste ist, ich glaube, sie ist die Zweite. Stacy Storm – sie war die Erste.« Jury holte eine zweite Mappe hervor, Kopien von Dokumenten aus Chesham. »Escort-Services alle drei, aber wie es scheint, verschiedene Agenturen. Wir können den Kunden nicht finden, mit dem – das ist jetzt eine Vermutung – Kate Banks zusammen war. Laut Terminplan war Kate an dem Abend mit keinem Kunden verabredet. Behauptet jedenfalls King’s Road Companions. Was ist mit dieser Stacy Storm?«
    »Ebenfalls kein Kunde für den besagten Samstagabend. Natürlich das übliche Gequatsche von wegen ›Kundenvertraulichkeit‹. Man könnte meinen, diese Frauen waren alle Anwälte, große Kaliber. Wie dieser, wie hieß er noch gleich – Cochran? Der Anwalt von O. J. Simpson. Er war übrigens schuldig.« Jenkins wippte in seinem Stuhl zurück.
    »Wer?«
    »O. J. Der war schuldig.«
    »Vermutlich, das ist mir aber ziemlich egal, außer er war mit Kate verabredet. Das Problem ist, dass ich in Sachen Tatmotiv nichts in der Hand habe.«
    Jenkins war mit seinem Stuhl nach vorn gekippt und blätterte
die Mappe durch, hielt dann aber inne. »Sie glauben also nicht, dass es mehr als ein Mörder war?« Den Kopf immer noch geneigt, fixierte er Jury unter den Augenbrauen hervor. »Nein?«
    »Nein. Alle drei arbeiteten im gleichen Metier, und der Mörder ging jedes Mal auf die gleiche Weise vor. Alle wurden aus nächster Nähe erschossen.«
    »Allerdings mit verschiedenen Tatwaffen, einem.38er-Revolver und einer.22er-Automatik.«
    »Stimmt. Die Schussweite deutet aber darauf hin, dass die Opfer sehr nah bei ihrem Mörder standen.«
    Jenkins nickte. »Als hätte der Schütze seinen Körper an den von Deidre Small gedrückt. Wenn es nicht ihr Freund war, oder vielmehr ihr Kunde, wer dann?« Mit gesenktem Kopf, die Arme vor der Brust verschränkt, überlegte er. » Frau ohne Gewissen . Fred MacMurray erschießt Barbara Stanwyck mitten in einer Kuss-Szene. Toll. Aber hier …« Er klopfte auf die Mappe. »So nah dran war es bestimmt nicht.« Er hielt ein Obduktionsfoto der toten Stacy Storm in die Höhe. »Nein, beim ersten Opfer hätte noch ein Lichtstrahl dazwischengepasst.«
    Das Bild gefiel Jury. »Also keine Umarmung? Nicht nah genug für einen Kuss? Aber nah genug für die Vermutung, dass das Opfer den Mörder kannte? Immerhin ließen diese Frauen den Mörder ziemlich nah an sich heran.« Er stand auf. »Ich werde mich mal mit unserer Pathologin unterhalten. Danke.«
     
    »Was meinst du? Über die Nähe, den Abstand zwischen den beiden?«
    Die Pathologin war in diesem Fall Phyllis Nancy. Sie hob den Blick von Deidre Smalls Leiche und zog ein Laken über sie. Sie wirkte etwas überrascht.
    »Ich könnte mal vorführen, wie Jenkins es meint, wenn das hilft.«
    Phyllis musterte ihn genervt. Werde endlich erwachsen.

    Beschämt über sein seichtes Gerede in Gegenwart einer Toten sagte Jury: »Tut mir leid. Ich bin in letzter Zeit etwas daneben.«
    »Kein Wunder, bei den Sorgen, die du dir wegen Lu Aguilar machst. Was das hier betrifft…« Sie schaute sich den Polizeibericht an. ›Bei den beiden hätte noch ein Lichtstrahl dazwischengepasst‹ – was für eine reizende Formulierung. Ich verstehe aber, was er sagen will: übereinandergebeugt. Nehmen wir an, der Mann ist schon da, sitzt am Tisch, als die Frau vom Parkplatz herüberkommt. ›Hallo. Hallo, Süßer …‹«
    Jury lächelte.
    »Dich meine ich gar nicht. Ich sehe es vor mir, wie diese Mariah Cox oder Stacy Storm im Black Cat ankommt, zu ihm hinübergeht, ihn begrüßt, sich hinunterbeugt, um ihn zu küssen oder

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