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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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       »Ist es immer noch so schlimm?« Natalie war fast unbemerkt neben ihren Partner getreten und legte nun ihre Hand auf Mikes Schulter. Flimmerndes Licht fiel durch die noch jungen Blätter der Baumkrone, die über Peters Grab zu wachen schien, und bildete ein sich ständig veränderndes Muster auf dem schweren Granitstein. Alles hier wirkte auf seltsame Weise unwirklich. Auf der einen Seite war es ein Ort der Trauer, doch jetzt im Licht der Frühlingssonne und zusammen mit der milden Luft fiel es Natalie schwer, sich auf Mikes dunkle Stimmung einzustellen.
Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn hier abholen musste, weil er sein Handy abgeschaltet hatte und sonst nirgends zu finden war. Die ersten Male hatte sie noch versucht ihn zum Reden zu bringen, inzwischen ließ sie Mike, wo auch immer er gerade in Gedanken war.
Heute schien allerdings irgendetwas anders zu sein, er riss seinen Blick von der Inschrift des Grabes los, sah sie an und sagte: »Es ist nicht wegen Peters Tod. Ich habe mich in den letzten Jahren selbst verloren und unser Job macht es nicht einfacher.« Mike unterbrach seine Rede und Natalie glaubte etwas zu viel Feuchtigkeit in seinen Augen zu erkennen. Nach einem flüchtigen Blick in die Ferne sah er sie wieder an und sprach weiter: »Als du zu uns gekommen bist, und wir diesen wirklich kranken Fall hatten, war ich mehr von mir selbst als von dem, was damals passierte, schockiert. Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar wurde, was mit mir nicht stimmte, und als ich es erkannte, wurde mir klar, dass ich innerlich tot war. Nach dem, was meiner Familie passiert ist, hätte mich schon die erste Leiche umhauen müssen, aber das geschah nicht! Mord, Folter, Hilflosigkeit ... alles egal! Nichts berührte mich mehr. Die Trennung von Jenni, nachdem sie sich als sensationsgeile Reporterin gezeigt hat ... nichts ... kein Gefühl, keine Trauer, kein Vermissen.
Kann man so als bewaffneter Hauptkommissar durch die Welt laufen? Was ist, wenn ich einmal einen Täter einfach abschieße, statt ihn festzunehmen? Was ist, wenn jedes Mitgefühl fehlt, und ich entsprechend handle?«
Natalie senkte den Blick zu Boden und dachte darüber nach, dann antwortete sie: »Ich kenne dieses Gefühl nur allzu gut. Auch in meinem Leben gab es Zeiten dieser ... ich nenne es ... inneren Ödnis und ich fühlte mich endlos weit weg von jedem Gefühl. Erst meine Ausbildung zur Polizistin konnte etwas Grün in dieses Tal der Leere bringen. Es ist nicht nur, dass man auf etwas anderes konzentriert ist, es ist vielmehr die Hilfe und der Schutz, den man anderen gibt. Manchmal glaube ich, dass wir viel näher am christlichen Gedanken sind, als viele Würdenträger der Kirche.« Nun sah sie Mike in die Augen und sagte: »Du bist bis zum Schluss bei den beiden Opfern in diesem Verlies geblieben. Und ich glaube nicht, dass du sterben wolltest, du hast es aus dem unbedingten Willen heraus getan, die Frauen zu retten!« Wieder folgte eine kurze Pause, dann fügte sie hinzu: »Ich weiß, es klingt aus dem Mund einer Jüngeren vermessen, aber ich rate dir trotzdem: Nimm dir die Zeit, die du brauchst, auch wenn du es im Moment anders siehst, glaube mir. Dieser Job ist dein Anker! Er hält dich zusammen, und auch wenn wir es mit der grauen Seite unserer Gesellschaft zu tun haben, ist es vielleicht gerade das, was das Lichtlein in uns entzündet.«
»Wir werden sehen!« Mehr hatte Mike für den Augenblick nicht dazu zu sagen, dann verschwand der traurig, nachdenkliche Ausdruck in seinem Gesicht und mit dienstlichem Unterton fragte er: »Warum bist du gekommen?«
Auch Natalie beließ es dabei, fragte erst: »Gehen wir zum Wagen?«, und erklärte dann, während sie dem Ausgang von Nürnbergs Südfriedhof entgegengingen: »Karl will uns sehen. Warum genau weiß ich nicht, aber er lässt gerade das halbe Präsidium zusammentrommeln. Um 13 Uhr soll es dann eine informelle Ansprache geben. Wenn du mich fragst, klang er so, als wäre der Teufel höchst persönlich in der Gegend.«
Am Dienst-BMW angekommen, drückte Natalie ihrem Kollegen den Schlüssel in die Hand und bestimmte: »Du fährst!« Und obwohl Mike in der Hierarchie über der Kommissarin stand, widersprach er nicht und setzte sich hinter das Lenkrad.

»Was ist denn hier los?«, fragte Mike mehr sich selbst, da er den Parkplatz des Nürnberger Hauptpräsidiums noch nie so voll gesehen hatte. Selbst sein reservierter Stellplatz war so eng zugeparkt, dass er Mühe hatte, den

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