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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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frei, als er vor allen Dingen seine Pfeife etwas fester stopfte.
    »Daß es mit den beiden nicht ganz richtig sei«, sagte er dabei, ohne seine Stellung zu verändern, »hab ich mir schon gedacht. - Hol sie der Henker, ich bin froh, daß ich mit guter Manier von ihnen fortkomme.«
    »Wie bald können sie zurück sein?«
    »Jeden Augenblick. Das beste ist dann, ihr stellt euch hier im Innern der Hütte auf, denn ich weiß nicht, von welcher Seite sie kommen.«
    »Ist die Muskete Euer?«
    »Nein - sie gehört dem einen, John nennt er sich.«
    »John Mulligan?«
    »Was weiß ich, wie sein ganzer Name ist; John genügt, um ihn zum Essen zu rufen.«
    »Da kommt einer!« flüsterte in diesem Augenblick Borris rasch, der inzwischen Wachen ausgestellt hatte. Die Rinde war an unzähligen Stellen gesprungen, und man konnte überall hindurchsehen.
    »Ist das John?« fragte Tolmer, der dem Matrosen winkte, den Ankommenden zu beobachten. Dieser schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er, »das ist der Lahme Tom - hat richtig ein Schaf erwischt - wird sich unendlich freuen, wenn er hier so angenehme Gesellschaft findet.«
    »Und wo ist der andere?«
    »Weiß nicht - sind beide zusammen fortgegangen.«
    »Pst - er kommt - ruhig jetzt!« warnte Tolmer, und schweigend sammelten sich die Polizeileute im Innern der Hütte an beiden Seiten des Eingangs, auf den der Buschranger, ohne Ahnung dessen, was ihn erwartete, langsam zuschritt.
    Er war in die gewöhnliche rauhe Buschtracht gekleidet, jetzt aber in seinen Bewegungen behindert, da er das schon geschlachtete Schaf auf den Schultern trug und dabei mit der rechten Hand seine Muskete festhielt.
    »Holla, Bill!« rief er, indem er, dicht vor der Tür, mit dem einen Fuß dagegentrat. »Zum Teufel auch, mach einem den Deckel auf - oder schläft die Kanaille schon wieder?«
    Tolmer sagte kein Wort, aber wie er dem Matrosen winkte, die Tür zu öffnen, zeigte er ihm ein gespanntes Pistol als Warnung, was ihm selber drohe, wenn er sie verraten wolle. Bill dachte jedoch an nichts Derartiges, denn, selber ein ehrlicher Kerl, hätte er schon lange die Gesellschaft dieser Burschen, die ihn gewissermaßen als Diener behandelten, gemieden, würde er nur gewußt haben, wohin er sich wenden sollte. Jetzt, da es sich herausstellte, daß seine bisherigen Gefährten das wirklich waren, wofür er sie seit den letzten Tagen heimlich gehalten, wäre er der letzte gewesen, mit ihnen »in einen Topf zu springen«. Ruhig öffnete er die Tür für den ›Lahmen Tom‹, wie der Buschranger von seinen Kameraden genannt wurde, weil er ein klein wenig hinkte.
    »Hier«, sagte dieser noch vor der Tür, »nimm mir einmal das Schaf ab - na, wird's bald? Soll ich's etwa noch eine Stunde auf dem Buckel haben?«
    Tolmer winkte dem Matrosen, den Ankommenden in die Hütte zu rufen, denn war sein Kamerad in der Nähe, so wurde er durch einen Lärm vor der Hütte gewarnt.
    »So kommt doch herein damit«, sagte Bill, »oder habt Ihr Angst, daß Ihr den Fußboden schmutzig macht?«
    »Damit man nachher die Decken im Blut herumschmiert, nicht wahr?« sagte der Buschranger, der schon lange die Geduld verloren hatte. »Hölle und Verdammnis, da holt's Euch selbst.« Und mit einem Ruck warf er das Schaf vom Rücken ab und auf den Boden nieder. Jetzt war aber auch keine Zeit mehr zu verlieren, und ehe er nur seine Muskete ordentlich fassen konnte, stand Tolmer draußen neben ihm, packte ihn um den Leib und schleuderte ihn zu Boden.
    »Hilfe, John! Teu -.« Mehr konnte er nicht sagen, denn Borris hatte ihm mit großer Geschicklichkeit ein Tuch in den Mund geschoben, jeden weiteren Aufschrei zu ersticken - aber zu spät. Tolmers rasch umherschweifender Blick erkannte eine dunkle Gestalt in den Büschen, die, wie sie erschienen war, ebenso auch wieder verschwand, und ärgerlich mit dem Fuße den Boden stampfend, rief er aus:
    »Das haben wir schlau gemacht - da geht der Hauptfuchs zum Teufel, und jetzt können wir den ganzen Busch von einem Ende zum anderen umdrehen, ehe wir ihn wiederfinden.«
    »Habt Ihr ihn gesehen?« rief Borris rasch.
    »Wie eine Erscheinung, gerade hinter jener Kasuarine«, sagte Tolmer. »Aber nehmt den Vogel wenigstens einmal in die Hütte hinein, daß wir sehen, was wir aus ihm herausbringen können.«
    Das geschah. Der Lahme Tom machte aber, wenn sie auf seine Hilfe gerechnet hatten, ihre Hoffnungen zuschanden, denn er beantwortete keine ihrer Fragen.
    »Hol Euch der Böse«, knirschte er zwischen den

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