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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Eins
    Er öffnete die Augen und machte sie gleich wieder zu. Das ging schon eine ganze Weile so, dass er sich dem Aufwachen verweigerte. Grund dafür war nicht, dass er weiterträumen wollte, denn er hatte mittlerweile immer seltener angenehme Träume. Nein, es war schlicht und einfach die Lust, noch ein wenig länger in der dunklen, tiefen, wohlig warmen Höhle des Schlafs zu verweilen, die sich ganz weit unten verbarg, wo niemand ihn finden konnte. Doch er wusste, dass er hoffnungslos wach war. Und so lauschte er weiter mit fest geschlossenen Augen auf das Rauschen des Meeres.
    An diesem Morgen war das Rauschen ganz leicht und leise, fast wie das Rascheln von Blättern, und wiederholte sich auf die stets gleiche Art, was ein Zeichen dafür war, dass die Rollbrandung mit ihrem Vor und Zurück ruhig atmete. Und daher würde es ein schöner Tag werden, windstill. Er schlug die Augen auf und sah auf die Uhr. Es war sieben. Er wollte gerade aufstehen, da fiel ihm ein, dass er einen Traum gehabt hatte, von dem ihm jedoch nur noch einzelne verschwommene zusammenhangslose Bilder in Erinnerung geblieben waren. Eine ausgezeichnete Entschuldigung, um das Aufstehen noch einen winzig kleinen Augenblick hinauszuzögern. Er legte sich wieder hin, schloss die Augen noch einmal und versuchte dabei, die durcheinandergewirbelten Fotogramme in die Abfolge des Traums zu bringen.
    Die Person, die auf einer weitläufigen Grasfläche neben ihm stand, war eine Frau. Jetzt erkannte er, dass es Livia war - und auch wieder nicht. Sie hatte lediglich Livias Gesicht, aber ihr Körper war zu massig, entstellt durch zwei Pobacken von derartigem Ausmaß, dass die Frau nur mit Mühe gehen konnte.
    Im Übrigen fühlte er sich so müde wie nach einem ausgedehnten Spaziergang, obwohl er keine Vorstellung davon hatte, wie lange sie eigentlich schon unterwegs waren. Da fragte er sie: »Ist es noch weit?«
    »Bist du etwa schon müde? Nicht mal ein kleines Kind würde so schnell müde werden! Wir sind fast da.« Die Stimme war nicht die von Livia, sie war blechern und viel zu schrill.
    Nach etwa hundert Schritten kamen sie an ein offen stehendes schmiedeeisernes Tor. Auf der anderen Seite des Tors setzte sich die grasbewachsene Fläche fort. Was machte dieses Tor hier, wo doch weit und breit weder eine Straße noch ein Haus zu sehen war? Das wollte er die Frau fragen, tat es dann aber doch nicht, um nicht wieder ihre unangenehme Stimme hören zu müssen. Die Absurdität, durch ein Tor zu gehen, das keinen Zweck erfüllte und nirgends hinführte, kam ihm so lächerlich vor, dass er einen Schritt zur Seite tat und darum herumging.
    »Nein!«, rief die Frau. »Was machst du denn da? Das ist nicht erlaubt! Das könnte die Herrschaften erzürnen!« Ihre Stimme war so schrill, dass sie jeden Augenblick sein Trommelfell zu durchbohren drohte. Von welchen Herrschaften sprach sie da überhaupt? Dennoch gehorchte er. Sobald sie durch das Tor gegangen waren, veränderte sich die Landschaft, sie wurde zu einer Pferderennbahn, zu einem Hippodrom mit einer Rennstrecke. Aber es war kein einziger Zuschauer da, die Tribünen waren menschenleer. Da merkte er, dass er statt Schuhen gespornte Stiefel trug und ganz wie ein Jockey gekleidet war. Heilige Muttergottes, was wollte man da von ihm? Noch nie in seinem Leben hatte er ein Pferd bestiegen. Oder vielleicht doch, als er zehn Jahre alt war und sein Onkel ihn aufs Land mitgenommen hatte, wo … »Besteig mich«, sagte die raue Stimme. Er drehte sich um und sah die Frau an. Sie war keine Frau mehr, sondern eher ein Pferd. Sie hatte sich auf alle viere niedergelassen, doch die Hufe an Händen und Füßen waren eindeutig unecht, sie bestanden aus Knochen, und sie war mit ihren Füßen da hineingeschlüpft, als wären es Pantoffeln. Sie trug Sattel und Zaumzeug. »Besteig mich schon, los«, wiederholte sie. Er stieg auf, und sie galoppierte davon wie der Blitz. Putupum, putupum, putupum … »Stehen bleiben, stehen bleiben!«
    Doch sie lief nur noch schneller. Irgendwann stürzte er zu Boden, sein linker Fuß hing immer noch im Steigbügel, aber die Stute wieherte nur, nein, sie lachte und lachte und lachte … Dann stolperte die Stutenfrau plötzlich über die Vorderläufe, stieß einen Wiehern aus, und er, so unversehens frei, floh Hals über Kopf davon.
    Er mochte sich noch so sehr den Kopf zerbrechen, an mehr konnte er sich nicht erinnern. Er machte die Augen wieder auf, ging zum Fenster und stieß die Läden auf. Und das

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