Alle jagen John Mulligan
es da, Lloko?« rief Tolmer mit unterdrückter Stimme.
»Pst!« warnte die Australierin mit gehobenem Finger, indem ihr jubelnder Blick und der niederdeutende Arm den Fund verkündete. Vorsichtig horchte sie dabei nach der Richtung hin, in der sie die Flüchtigen erwartete. Ihre Augen glühten, ihre ganze Gestalt zitterte, und die angstvoll geöffneten Lippen schienen die Luft einzusaugen, die von dort herüberwehte.
»Sie kommen!« flüsterte Tolmer den ihm nächsten zu, »fort mit Euch - drückt Euch hinter Stein und Busch.«
»Alle Teufel!« brummte Borris und glitt hinter einen der Ufersteine, auf dem er gerade stand. Nur Lloko regte sich nicht.
»Nieder mit dir, Lloko«, flüsterte ihr Tolmer zu, »wenn er dich sieht, ist alles verraten und unsere ganze Arbeit umsonst.«
Lloko antwortete nicht, aber an der Stelle, wo sie bis jetzt gestanden hatte, sank sie in die Knie.
»Zum Henker noch einmal, ich sage dir aber ja, dies muß die Stelle sein«, rief da eine rauhe Stimme ganz in der Nähe, »oder ich habe den Platz versehen und finde den verdammten Ort gar nicht wieder.«
»So weit sind wir aber doch gar nicht mit dem Boot gesegelt«, wandte Bradleys Stimme dagegen ein. »Wir müssen wahrlich noch eine Strecke weiter.«
»Und hier ist der Bach«, rief Gentleman John, nicht zehn Schritte mehr von der Lichtung entfernt, an deren Rand seine Feinde versteckt lagen. »Ich wußte, daß ich recht hatte - und da ist auch die See. Gott sei Dank, daß wir aus den vermaledeiten Dornen endlich heraus sind. Das ist der Platz, ich kenne ihn an den Felsen, hahaha - jetzt mögen sie da drinnen herumkriechen und den Torrens-Berg und dessen Nachbarschaft belagern, wie sie wollen. Bis sie uns auf die Fährte kommen, sind wir drüben in Sicherheit. - Ha, was ist das!«
»Halt!« donnerte ihm Tolmers Stimme entgegen, der mit dem von Rotkopf erhaltenen Gewehr im Anschlag dicht vor ihm wie aus dem Boden herausstieg. »Ergib dich, oder du bist eine Leiche.«
»Ergeben?« rief John, eine Pistole aus seinem Gürtel reißend, »für den Galgen, wie?« In demselben Augenblick traf aber sein Blick auf rechts und links aufspringende Gestalten, und die Pistole aufs Geratewohl mitten hineinfeuernd in die Feinde, wollte er mit flüchtigem Satz das Dickicht wiedergewinnen. Hier aber verrannte ihm Bill, der Kutscher, den Weg.
Mit allem Respekt vor Feuerwaffen, mit denen er selbst nur höchst mittelmäßig umzugehen wußte, bückte er sich allerdings bei dem Schuß, fuhr aber auch in demselben Moment, einer früher erhaltenen Lektion eingedenk, in derselben Stellung auf den Buschranger zu, den er an dem einen Bein erwischte und mit sich zu Boden riß.
Wieder fiel ein Schuß, aber diesmal aus Tolmers Rohr, dem davonspringenden Bradley nach, der einen wilden Schrei ausstieß, seitwärts und willenlos in den Busch hineintaumelte und dort zur Erde stürzte. Tolmer aber, ohne den Verwundeten weiter eines Blickes zu würdigen, sprang jetzt auf den gestürzten Buschranger zu, über den sich schon drei oder vier der anderen Polizeisoldaten geworfen hatten.
Gentleman John machte indessen seinen Gegnern viel zu schaffen, denn mit einem plötzlichen Ruck seinen Arm frei bekommend, hatte er ein breites Messer gezogen, mit dem er rechts und links um sich stieß und seine Feinde zu verwunden suchte. Tolmer sah die Gefahr, in der sich die Seinen befanden, und riß das Gewehr an die Backe, den zur Verzweiflung getriebenen Räuber unschädlich zu machen; im nächsten Moment aber änderte er seinen Plan. Der Lauf des Gewehres hob sich, der Schuß donnerte in die Luft hinein, und das Gewehr umdrehend, hieb er dem wütend um sich Stoßenden mit solcher Gewalt über den Schädel, daß der Schaft in Splittern auseinanderbrach, der Getroffene aber bewußtlos und wie tot in sich zusammensackte.
Im Nu war er jetzt an Händen und Füßen gebunden, seiner Waffen entledigt und ins Boot geworfen, wo zwei der Leute, Bill und noch ein anderer, zu seiner Bewachung blieben. Bradley, der zu Tode getroffen im Busch lag, wurde ebenfalls hineingeworfen, und als die von dem Räuber Verwundeten notdürftig ihre Risse verbunden hatten, wollte Tolmer eben vom Land abstoßen, seine Beute nach Kap Borda hinüberzurudern. Da fiel sein Blick auf Lloko, die bis dahin regungslos dicht am Ufer gekniet hatte.
Jetzt erst, als das Boot zur Abfahrt bereit war, richtete sie sich empor, warf einen flüchtigen Blick auf die Gefangenen und war mit einem Sprung an Tolmers Seite.
»Alle
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