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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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belegen, teils Vieh und Pferde zu verkaufen, saßen in demselben Zimmer, und das Gespräch drehte sich um das Land im Innern, seine mutmaßliche Nutzbarkeit und Besiedlung, die jetzige Bevölkerung und - wie das in Australien damals nicht ausbleiben konnte - um das Recht der Regierung, noch weitere Sträflinge herüberzuschicken. Schon damals nämlich strebten die australischen Kolonien danach - was sie auch später erreichten -, daß das System, Verbrecher von England herüberzusenden, aufgegeben und Australien eine wirkliche Kolonie von freien Einwanderern wurde. Das Pro und Contra wurde dann, sowie das Gespräch einmal dort angelangt war, auf das lebhafteste debattiert, denn es gab eine Menge von Ansiedlern, denen die Sträflingsarbeit sehr bequem und einträglich war und die sie nicht missen wollten. Diejenigen, die das Sträflingssystem bekämpften, führten jedoch nicht mit Unrecht zu ihren Gunsten an, daß sich die entlassenen oder halb begnadigten Verbrecher über das ganze weite Land verbreiteten und nicht allein die Sicherheit der ehrlichen freien Bewohner gefährdeten, sondern auch dem unbemittelten Einwanderer eine schwere und kaum zu bekämpfende Konkurrenz bereiteten. Nur von dem freien Einwanderer hatte deshalb Australien einmal zu hoffen, daß es ein mächtiges und reiches Land werden könne.
    Unter den Gästen befand sich auch ein Stationshalter von der südlich vom Adelaide-Distrikt liegenden Känguruh-Insel, die damals erst seit sehr kurzer Zeit von den Engländern wirklich in Besitz genommen war. Es hatten sich auch nur erst einzelne dort drüben niedergelassen, und zwar in der Hoffnung, daß die ziemlich ausgedehnte Insel einmal später größere Bedeutung erlangen solle, wodurch ihre dort angelegten Besitzungen auch an Wert und Wichtigkeit gewinnen würden.
    Dieser eiferte besonders gegen das Verbrechersystem, obwohl es ihnen während der Schafschur, wie er gern eingestand, willkommene Arbeiter lieferte. Jetzt aber sei man, wie er behauptete, selbst auf diesem entlegenen und durch einen Seearm von den eigentlichen Verbrecherstationen getrennten Teil der Kolonie nicht sicher, solchem Gesindel jeden Augenblick im Busch zu begegnen, und er gehe immer mit Sorge und Angst von Hause fort, daß einmal während seiner Abwesenheit irgend etwas vorfallen könne, was die Sicherheit der Seinen gefährde.
    Tolmer, als Regierungsbeamter, hatte sich nicht in das Gespräch gemischt und nur schweigend den verschiedenen Bemerkungen und Ansichten gelauscht; als sich aber die übrigen Gäste nach und nach verloren und die Unterhaltung auch schon lange auf andere gleichgültige Gegenstände übergegangen war, setzte er sich zu dem Ansiedler von der Känguruh-Insel und unterhielt sich auf das lebhafteste mit ihm über die dortigen Aussichten späterer Kultur, über Weiden und Ackerbau und - die Möglichkeit, Arbeiter zu den verschiedenen und nötigen Verrichtungen zu bekommen. Eine direkte Frage über das, was ihm eigentlich am Herzen lag, tat er aber nicht, und zwar aus Gründen, die wirklich nur ein Australier begreifen würde.
    Der Mann sah zwar anständig aus, und Tolmer bezweifelte keinen Augenblick, daß er ein Stationseigentümer von jenem Eiland sei, aber - sie befanden sich in Australien, und Tolmer hatte schon zu oft erfahren, daß man niemandem, was seine frühere Existenz betraf, trauen dürfe, besonders nicht in der damaligen Zeit. Die dem äußeren Anscheine nach anständigsten Leute waren oft als Deportierte herübergekommen, und wenn sie auch später nicht mit den Buschrangern gemeinsame Sache machten, hüteten sie sich doch wohl, sie zu verraten - teils vielleicht aus Mitgefühl, teils wohl auch aus Furcht vor einer möglichen Rache.
    Der Mann hatte allerdings mit dem größten Eifer gegen das fortgesetzte System gesprochen, verbrecherische und gezwungene Ansiedler nach Australien zu bringen, das aber stellte noch gar nicht fest, daß er nicht in näherer Beziehung zu diesen stand, als er jetzt vielleicht eingestehen mochte. War das aber wirklich der Fall, so konnte eine unbedacht hingeworfene Frage mehr verderben, als sich leicht wiedergutmachen ließ, und war es nicht so, nun, so hatte er eben nichts verdorben oder versäumt.
    In der Unterhaltung und durch geschickte Fragen bekam er übrigens doch heraus, daß sich gerade in der Nachbarschaft von Mr. Lindsays Station einige Individuen aufhielten, die von der Jagd und vom Fischfang lebten und keine feste Ansiedlung ihr eigen nannten, und über diese

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