Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
als wäre es geschrumpft. Aber das konnte natürlich nicht sein. Dörfer schrumpfen schließlich nicht, oder?
    Endlich fuhren wir den holprigen Weg zu unserem Haus entlang. Papa hielt auf dem Hof. Ich sprang sofort aus dem Auto und atmete einmal tief ein und wieder aus. Es roch nach Gras und ein bisschen nach Feuer und Rauch. Ach ja, die gute Landluft! Das sagt Oma immer, wenn sie uns besuchen kommt. Jetzt verstand ich so ungefähr, was sie damit meinte.
    Paul begrüßte mich als Erster. Er kam wie ein Verrückter auf mich zu gerannt und sprang mit so viel Schwung an mir hoch, dass ich fast umkippte. Dabei versuchte er die ganze Zeit, mir das Gesicht abzuschlecken.
    Hinter Paul kamen Mama, Gesa und Tim aus dem Haus. Mama nahm mich in die Arme und drückte mich so fest, dass mir beinahe die Luft wegblieb.
    »Schön, dass du wieder da bist, mein Schatz«, sagte sie. »Du hast mir so gefehlt.«
    »Du mir auch«, murmelte ich und schluckte. Ich hätte schon wieder heulen können.
    Gesa gab mir einen Kuss auf die Wange. »Die Rückkehr der verlorenen Tochter«, sagte sie. »Jetzt sind wir endlich wieder komplett.«
    »Hast du Hunger?«, fragte Tim. »Wir grillen heute nämlich.«
    Ich traute meinen Ohren kaum. »Wie – richtiges Fleisch?«
    Tim nickte. »Würstchen und Koteletts.«
    Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich hatte plötzlich riesigen Hunger.
    »Zur Feier des Tages«, sagte Mama. »Klaus steht schon am Grill. Er und Tim haben darauf bestanden, dass es mal wieder echtes Fleisch gibt.«
    »Wir haben aber auch Tofuwürstchen und gegrilltes Gemüse«, fügte Gesa hinzu.
    »Ist ja toll«, sagte ich.
    Tim grinste mir zu und ich grinste zurück.
    Papa räusperte sich. »Also, ich fahr dann mal wieder.«
    Er stand neben dem Auto wie jemand, der nur zu Besuch ist. Plötzlich tat er mir Leid. Er sah so verloren aus, dabei war er doch auch hier zu Hause. Im Moment wohnte er zwar bei dieser Carola, aber trotzdem gehörte er hierher. Ich weiß, dass das nach einem ziemlichen Durcheinander klingt und das war es ja auch. Doch eins war sicher: Ich wollte nicht, dass Papa gleich wegfuhr, jetzt, wo er endlich mal wieder hier war.
    »Bleib doch noch zum Grillen, Papa«, sagte ich. »Bitte!«
    Er sah Mama an und schüttelte den Kopf. »Lieber nicht.«
    »Warum denn nicht?«, fragte ich.
    »Dein Vater hat bestimmt noch zu arbeiten«, sagte Mama. »Nicht wahr, Rudi?«
    Papa nickte. »Ja, genau. Du weißt doch, die Blumen warten auf mich, Emma.«
    »Und deine … Bekannte wartet bestimmt auch schon.« Mamas Stimme war eiskalt.
    Papa machte ein gequältes Gesicht und murmelte: »Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich jetzt auf den Weg mache.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Mama.
    Papa öffnete die Autotür. Er wollte tatsächlich wegfahren! Warum benehmen sich Erwachsene eigentlich manchmal so bescheuert? Das machte mich echt wütend.
    »Halt! Stopp!«, rief ich. »Hört sofort auf damit!«
    »Womit denn?«, fragte Mama und tat ganz harmlos.
    »Aber Emma …«, sagte Papa.
    »Nichts da ›Aber Emma‹! Ihr wisst genau, was ich meine. Ihr sollt aufhören, euch anzugiften. Ich will, dass ihr einen Waffenstillstand schließt. Und zwar jetzt sofort.«
    »Hör mal, Emma, so einfach geht das nicht«, sagte Papa.
    »Doch, so einfach geht das. Mona und ich haben vorhin auch einen Waffenstillstand geschlossen, das ist ganz leicht. Ihr müsst euch bloß mal ein bisschen Mühe geben!«
    Mama zögerte. »Also, ich weiß nicht …«
    »Aber ich«, sagte ich. »Los, gebt euch die Hände. Damit besiegelt ihr euren Waffenstillstand.«
    Sie wollten nicht, das sah ich genau. Dann streckte Papa doch seine Hand aus. Aber Mama nicht. Wie konnte ein einziger Mensch bloß so dickköpfig sein?!
    »Los, Mama!«, rief ich ungeduldig.
    Schließlich nahm Mama Papas Hand und schüttelte sie. Nur ganz kurz, aber immerhin.
    »Na also!«, sagte ich. »Jetzt fangen wir noch mal von vorne an. Hast du was dagegen, wenn Papa heute mit uns grillt?«
    »Nun ja … also … nein«, antwortete Mama widerstrebend. »Wenn dein Vater das mit seiner Bekannten vereinbaren kann …«
    Na ja, das war zwar noch nicht perfekt, aber besser als nichts. Vielleicht mussten Mama und Papa das mit dem Waffenstillstand einfach noch ein wenig üben. Aller Anfang ist schwer!
    »Prima«, sagte ich.
    Papa kratzte sich am Kopf. »Na gut«, sagte er und machte die Autotür wieder zu. »Dann bleibe ich eben noch ein bisschen.«
    Auf der Terrasse stand Klaus am Grill und drehte die

Weitere Kostenlose Bücher