Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)
Tür des Range Rovers aufriss. Durch das Öffnen wurde ein elektronischer Impuls zu einer kleinen Box weitergeleitet, die nicht größer als eine Zigarettenschachtel war und neben einem Haufen Elektronik auch ein hochexplosives Nitrogemisch beinhaltete, das im Tschetschenienkrieg ausführlich erprobt worden und dessen Wirkung verheerend war. Der elektronische Impuls machte die Metallbox scharf und da der Zünder sofort aktiviert wurde, explodierte der Range Rover im selben Moment. Im Umkreis von zweihundert Metern gingen alle Fensterscheiben zu Bruch und die Alarmanlagen der geparkten Autos machten einen Höllenlärm. Die Explosion hatte auch den Asphalt auf dem Parkplatz weggesprengt und ein Glasfaserkabel stark beschädigt, sodass ein ganzer Stadtteil komplett ohne Internet- und Telefonverbindung war.
Die Detonation war so stark gewesen, dass er mehrere Meter in die Höhe geschleudert wurde, ehe er mitten in das in einem Feuerball verglühende Autowrack stürzte. Merkwürdig erschien ihm nur, dass er absolut keinen Schmerz spürte und dass sein Gedächtnis mit dem letzten Bild eingefroren war, als er die Tür des Range Rovers geöffnet und plötzlich gewusst hatte, dass er Sekunden später dem Tod ins Auge sehen würde.
56. Die wütende Trauer
Elena Kafka starrte auf das schwarze Eisengerippe, das sich wie ein prähistorisches Ungeheuer gegen die weiße Zeltwand abhob, die man aufgespannt hatte, um den Tatort vor Regen und Reportern zu schützen. Von dem Range Rover war nicht mehr viel übrig geblieben außer einigen verkohlten Eisenteilen, die noch vage an die Umrisse des Wagens erinnerten.
„Wie geht es ihm?“, fragte Elena Kafka und beherrschte sich, ihre Zigarettenpackung aus der Jackentasche zu holen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Stattdessen stopfte sie zwei Nikotinkaugummis auf einmal in den Mund, doch der plötzliche Nikotinschub brachte ihr auch keine Entspannung.
„Eigentlich müsste er zerfetzt worden sein“, sagte der Notarzt und nickte, während er nach hinten blickte, wo gerade die Bahre in den Krankenwagen geschoben wurde. „Aber er war anscheinend direkt im Zentrum der Explosion. Es herrschte dort eine Art Vakuum, und die hat bewirkt, dass er nicht zerfetzt wurde.“
„Was heißt das im Klartext?“, herrschte ihn Elena Kafka an. Der Notarzt nickte wieder und putzte sich seine Brille mit einer Ecke seines Arztkittels.
„Das war auch schon die gute Nachricht. Durch den Druck sind wahrscheinlich die inneren Organe ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden.“
„Wann können wir mit ihm sprechen?“ Elena Kafka blickte dem Krankenwagen hinterher, der mit rotierendem Blaulicht davonraste.
„Ich glaube nicht, dass er so schnell aus dem Koma erwacht, wenn überhaupt.“ Der Notarzt lachte freudlos und putzte sich weiter die Brille. „Wie gesagt, die Schwere der Verletzungen lässt sich erst in den nächsten Stunden feststellen. Bis dahin müssen wir sehen, dass wir ihn stabilisieren, um ihn am Leben zu erhalten.“ Er setzte seine Brille wieder auf. „Das mit dem Befragen können Sie vergessen!“
„Schon gut“, sagte Elena Kafka traurig und ging zu einem der Spurensicherer, die in ihren weißen Anzügen wie Bewohner eines fernen Planeten wirkten und mit dem schwarzen Gerippe des Range Rovers zu einem abstrakten Gemälde verschmolzen.
„Was können Sie mir über den Sprengstoff sagen?“, hielt sich Elena Kafka nicht lange mit Förmlichkeiten auf.
„Das ist noch ein wenig früh, Polizeipräsidentin“, antwortete einer der Spurensicherer. „Aber der Sprengstoff hatte eine ungeahnte Wucht, so etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht oft gesehen!“
„Haben Sie irgendeine Idee, woher der Sprengstoff stammen könnte?“
„Könnte Armeesprengstoff sein. Normales Dynamit ist das jedenfalls nicht.“ Der Spurensicherer zuckte bedauernd mit den Schultern. „Aber wir untersuchen das Material mit höchster Priorität. Schließlich hat es ja einen von uns erwischt.“
„Da haben Sie leider recht!“ Elena Kafka trat einen Schritt zur Seite und drehte sich zu einem Mann um, der schwer atmend am Rand des Parkplatzes stand. „Ist das der Augenzeuge?“, fragte sie einen Polizisten.
„Nicht direkt! Aber er hat die Männer gesehen, die den Sprengstoff unter Brauns Auto platziert haben!“
„Ich bin Elena Kafka“, sagte sie, als sie vor dem Mann stand. Er war wohl Ende sechzig und hatte sein langes graues Haar zu einem Zopf gebunden. Über seinem beachtlichen
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