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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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liebliche Elisabeth von Österreich, nutzlos auf einem verlassenen Kai neben ihrer Hofdame ermordet – eine irrelevante Szene, die sich dazwischenschob, um sein Leid zu verwirren. Alle schönen Dinge starben.
    Als sie über die nasse Rollbahn eilten, sagte Hoggart mit schwankender Stimme: »Victoria hatte es auf mich abgesehen, das Miststück! Sie ist ein Miststück! Ein blutiges Luder von Miststück, Douglas! Bedenken Sie – bedenken Sie, wie sie sich als eine Art Muttergestalt in das Experiment eingebaut hat! Königin von England – sechzig ruhmvolle Jahre. Kaiserin von Indien. Sie hat sogar das Zeitalter nach sich benannt. Das viktorianische Zeitalter. Allmächtiger! Begann das Experiment mit ihrem eigenen angeblichen Begräbnis, nur so zum Spaß! Was für ein kosmisches Miststück! Bei Gott – « Er erstickte an seinem eigenen Zorn.
    Palmerston erwartete sie mit einem Militärfahrzeug. Er drückte Utrect die Hand. Er hatte die Nachricht gehört.
    »Sie haben mein tiefstes Mitgefühl.«
    »Warum hat sie – was ich nicht verstehen kann – warum hat sie das Gebäude fünf Stunden, nachdem wir es verlassen hatten, zerstört?« fragte Utrect mühsam, als sie losbrausten.
    »Das ist mir klar geworden«, meinte Hoggart. »In Windsor hat sie mich um eine Stunde verfehlt, nicht wahr? Hier herrscht britische Sommerzeit – die Uhren werden eine Stunde vorgestellt. In New York hat sie uns um fünf Stunden verfehlt. Sie kann nicht allwissend sein! Sie hält sich an die Greenwich-Zeit. Wenn sie nach der Ortszeit gegangen wäre, hätte sie uns beide Male todsicher erwischt!«
    »Einfallsreich«, gab Dsiraeli zu. »Aber wie vermag sie solche Fehler zu machen, wenn sie uns sehen kann?«
    »Ich sagte Ihnen schon, ich halte es für möglich, daß es in dem Loch, das wir untersuchen wollen, verschiedene Zeitdimensionen gibt. Offensichtlich ist die Zeit ebenso durcheinander wie der Raum zwischen ihrer Welt und der unsrigen, und das ermöglicht ihr nicht, so wirksam vorzugehen, wie sie es sonst könnte. Das könnte wieder zu unserem Vorteil ausschlagen.«
    »Wir können jeden Vorteil gebrauchen, weiß Gott«, sagte Palmerston.
     
     
    Prestige Normandi, allein in seinem Büro, beschattete die Augen und litt unter den überfüllten Nöten der Welt, beobachtete aber beharrlich den kleinen Geheimbildschirm, auf dem Dr. Froding in seinem Zimmer saß und die Unternehmungen Utrects auf seinem kleinen Schirm verfolgte. Psychische Überfüllung, und wie, dachte der Generalkontrolleur; und all das, was Utrect jetzt erlebte – war es echt, oder, wie Froding behauptete, eine paranoide Episode ohne objektive Wirklichkeit, gespielt von Puppen? Froding kauerte regungslos in seinem Sessel; Normandi tat auf seinem Stuhl dasselbe.
    Ein Klopfen an der Tür.
    Normandi schob den Geheimbildschirm schnell ins Geheimfach und rief ›Herein‹.
    Froding trat ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Normandi begann plötzlich zu zittern und faßte sich an die Kehle.
    »Großer Dimpsey! Sie sind gar nicht hier. Froding, Sie sind nur ein paranoider Wahn! Ich muß ein paar Tage Ruhe haben! Ich weiß, daß Sie in Wirklichkeit unten in Ihrem Zimmer sitzen und Utrect beobachten.«
    Froding schwoll rundherum um fünf Zentimeter an und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Ich lasse mich nicht als paranoiden Wahn bezeichnen, Generalkontrolleur! In meinem Sessel sitzt eine Puppe; sie hat das Kommando übernommen und geht nicht, wenn man sie darum bittet. So habe ich Ihnen das Geständnis entlockt, daß Sie Ihr Personal bespitzeln! Damit ist die Sache noch nicht abgetan, keineswegs!«
    »Wir wollen vernünftig sein, Froding. Nehmen Sie einen Beruhiger mit mir.« Normandi eilte zu einem Geheimschrank und nahm Pillen und einen Krug Chlorwasser heraus. »Wir sind vernünftige Leute, wir wollen die Sache vernünftig bereden. Es läuft auf die alte Frage hinaus, was Wirklichkeit sei, nicht wahr? Wie ich es sehe, haben verbesserte Kommunikationsmethoden die Menschheit in paradoxer Weise noch weiter von der Wirklichkeit entfernt. Wir sind einander alle so nah, daß wir Abstand zu schaffen versuchen, indem wir elektronische Schaltkreise zwischen uns errichten. Nur psychische Botschaften gelangen hindurch, aber nur jene, die wir offiziell nicht anerkennen wollen. Kann ich glauben, was ich Utrect tun sehe, wenn er durch so viele wissenschaftlich-künstlerische Systeme von mit getrennt ist? Das Problem besteht darin: unsere Gehirne setzen das Fernsehen, selbst im besten

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