Allein gegen die Hölle
zurück nach Midland kommen. Noch habe ich über dich zu bestimmen!«
»So?«, höhnte sie. »Da täuschst du dich aber gewaltig. Heute ist mein Geburtstag, Dad! Ich bin einundzwanzig! Und damit ist deine Verfügungsgewalt über das Vermögen erloschen, das mir meine Mutter vererbt hat.«
Gareth P. Channing verlor tatsächlich die Farbe aus dem Gesicht. Er griff nach Cherrys Arm, als sie an ihm vorbei auf Lassiter zulaufen wollte. Doch sie wich ihm geschickt aus.
»Dillon!«, brüllte er.
»Der liegt draußen mit blutender Nase«, sagte Lassiter kalt. »Sagen Sie ihm, dass er mir von nun an aus dem Weg gehen soll, sonst schicke ich ihn doch noch hinter seinen Mörderkumpanen her in die Hölle.«
Er gab dem mächtigen Minen-King keine Gelegenheit mehr, ihm zu antworten, und folgte Cherry, die nach draußen auf den Bahnsteig gestürmt war, zu dem bewusstlosen Jake Dillon hinüber lief und auf ihn nieder spuckte. Dann kehrte sie zu Lassiter zurück und ging mit ihm zu den Pferden hinüber, deren Zügel der Southern-Pacific-Mann an einen Pfosten gebunden hatte.
»Ich will nicht auf den nächsten Zug warten, Lassiter«, sagte sie gepresst. »Lass uns nach El Paso reiten. Die Nähe meines Vaters macht mich krank.«
Lassiter nickte. Er wusste, dass er Cherry nicht allein lassen konnte. Er hob sie in den Sattel der Stute und wollte ebenfalls aufsitzen, als er hinter sich die stampfenden Schritte hörte. Er wandte den Kopf. Gareth Channing kam auf ihn zu. Sein eckiges Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzogen. Er blieb zwei Schritte vor dem großen Mann stehen und knurrte: »Sie haben noch etwas, das mir gehört!«
Lassiter wusste sofort, was Channing meinte. Er griff in die Innentasche seiner Jacke, holte den falschen Plan des alten Goldsuchers hervor und ließ ihn fallen. Das Lederstück segelte sekundenlang durch die Luft und landete dann auf der Bahnsteigkante.
»Werden Sie glücklich damit, Channing«, sagte er kalt, war im nächsten Moment mit einem Satz im Sattel, nahm die Zügel des grauen Wallachs auf und folgte Cherry, die auf ihrer Stute schon losgeritten war.
***
Ihre weit geöffneten Augen reflektierten das Sternenlicht. Sie atmete schwer und presste die Hand des großen Mannes auf ihre bebenden Brüste unter der Decke, die sie über sich gezogen hatte, weil die Kälte der sternenklaren Nacht allmählich in ihren erhitzten nackten Körper kroch. Ihr Atem beruhigte sich nur langsam.
Wie Lassiter vernahm sie das brünftige Röcheln des Palominos, der die Stute wieder bestiegen hatte. Ihre Hand suchte unter der Decke nach seinem erschlafften Glied, das sich unter ihrer Berührung sofort wieder aufzurichten begann. Sie lachte leise und sagte: »Ihr seid schon zwei besondere Exemplare eurer Spezies.«
»Was können wir dafür, wenn die Frauen uns verrückt machen«, murmelte er.
Sie drängte sich unter der Decke gegen ihn und bedeckte seinen Hals mit Küssen. Er zog sie ganz auf sich und fragte sie, was ihr Vater damit gemeint hätte, dass sie nicht besser wäre als ihre Mutter.
Sie zögerte kurz, aber dann sagte sie: »Ich weiß es nur aus Erzählungen meiner Tante, Dads Schwester. Damals hatte Dad noch eine Ranch, die dreißig Meilen von der Stadt entfernt lag. Meine Mutter kam aus Boston. Sie ertrug das harte Leben in Texas nicht, aber mein Vater wollte sie nur gehen lassen, wenn sie mich in Midland zurückließ. So blieb sie bei ihm. Doch dann wurde sie krank und starb, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter brachte ein großes Vermögen in die Ehe, aber es war gerichtlich festgelegt, dass ich über es verfügen könne, wenn ich einundzwanzig geworden bin.«
»Ist dein Vater ohne dich ein armer Mann?«
»O nein. Ihm gehören inzwischen ein Dutzend Gold- und Silberminen. Wenn ich mir überlege, wie seine Männer gegen den armen alten Goldsucher vorgegangen sind, möchte ich gar nicht daran denken, wie er in den Besitz seiner Minen gelangt ist. Ich möchte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er ist genauso schuldig wie Brian Abbott und seine Männer. Du hättest auch noch Jake Dillon hinter ihnen herschicken sollen.«
»Ich bin kein Richter und auch kein Henker«, murmelte. »Und Chaco würde es nicht wieder lebendig machen.«
Eine Weile schwiegen sie beide, dann fragte sie plötzlich: »He, du hast doch den Plan des Alten. Was wirst du damit anfangen?«
»Ich werde jedenfalls nicht nach der Mine suchen. Ich hab das Notizbuch mit der Skizze in deine Satteltasche gesteckt. Mach damit, was
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