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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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Norwich. Nelson schreckt aus einem Traum voller Totenschädel, Schlangen und begrabener Kinder hoch.
    «Wo fahren wir denn hin?»
    «In die Notaufnahme», antwortet Michelle grimmig.

[zur Inhaltsübersicht]
    21
    Anfangs erkennt Judy die Stimme am anderen Ende der Leitung gar nicht.
    « DS Johnson? Hier spricht Superintendent Whitcliffe.»
    Judy setzt sich im Bett auf und empfindet es als fundamental falsch, dass sie hier, mit nichts als einem Babydoll-Nachthemd bekleidet, mit dem Superintendent reden soll. Neben ihr regt sich Darren im Schlaf.
    «Guten Morgen, Sir.» Sie schaut sich im Zimmer nach etwas um, womit sie sich ein wenig professioneller fühlen könnte. Schließlich legt sie ihre Armbanduhr um.
    «Johnson, DCI Nelson ist in der Nacht erkrankt. Er liegt im Universitätskrankenhaus. Es sieht nicht gut aus. Ich muss Ihnen die Ermittlungsleitung in der Drogensache und dem Fall im Museum übertragen.»
    Ermittlungsleitung. Das ist das Erste, was Judy hört – erst dann dringt der Rest der Aussage zu ihr durch.
    «Nelson ist im Krankenhaus? Was ist denn passiert?»
    «Das weiß ich nicht so genau. Ich habe eben erst mit seiner Frau telefoniert. Es muss wohl eine Viruserkrankung sein, eventuell Meningitis. Er ist nicht bei Bewusstsein.»
    «Was?»
    «Mehr weiß ich auch nicht, aber es klingt sehr ernst. Er liegt auf der Intensivstation. Sie müssen für die Moral der Truppe sorgen. Es werden alle sehr bestürzt sein.»
    Clough wird vor allem fuchsteufelswild sein, denkt Judy, während sie aufsteht. Er wird finden, dass die Leitung eigentlich ihm zusteht. Das mit dem Boss wird ihn aber auch sehr mitnehmen: Er liegt Nelson doch förmlich zu Füßen.
    «Ich muss eine Besprechung einberufen», sagt Whitcliffe.
    Judy sieht auf die Uhr. Es ist Sonntag, und eigentlich sind sie mit Darrens Eltern zum Mittagessen verabredet.
    «Bin schon unterwegs», sagt sie.
    «Sehr gut. Wir sehen uns dort.»
     
    Auch Ruth liegt im Bett. Durch die Jalousien fällt schwaches Sonnenlicht herein. Sie streckt sich und registriert sofort zweier-, oder nein, dreierlei. Ihr Schlafzimmer hat keine Jalousien, sie muss also im Gästezimmer sein. Es ist Morgen, und Kate ist noch nicht wach. Und sie liegt mit Max im Bett.
    Letzteres muss vorläufig warten. Sie tapst über den Flur und schaut in Kates Kinderbett, das neben dem jungfräulichen Doppelbett steht. Kate ist durchaus wach und betrachtet das Spiel des Sonnenlichts an der Decke. Ihre dunklen Augen sind weit geöffnet, und sie lächelt.
    «Guten Morgen, Schätzchen», flüstert Ruth.
    Aus Kates Lächeln wird ein Strahlen. «Mum», sagt sie.
    Ruth nimmt sie aus dem Bett und trägt sie nach unten. Im Wohnzimmer erschrickt sie zu Tode, als ein riesiges, struppiges Etwas auf sie zustürmt. Herrje, den Hund hat sie ja ganz vergessen. Klaudia ist freundlich, aber auch sehr darauf erpicht, Ruth klarzumachen, dass sie Hunger hat. Ruth wärmt ein Fläschchen für Kate und gießt Fertig-Porridge mit Milch auf. Dann setzt sie den Wasserkessel auf und gibt Klaudia ein Stück Brot. Das ist im Nu verputzt, und Klaudia sieht sie erwartungsvoll an. Mit dem Gefühl, Verrat zu begehen, füllt Ruth eine Dose Katzenfutter in eine Schüssel und stellt sie dem Hund hin. Flint ist nirgendwo zu sehen.
    Es ist acht Uhr. Früher Morgen für andere Leute, doch nach Kate-Maßstäben praktisch früher Nachmittag. Ruth macht das Radio an und wird zu ihrem Erstaunen mit Orgelmusik beschallt. Natürlich, es ist ja Sonntag. Sie schaltet das Radio wieder aus und steckt Brotscheiben in den Toaster. Klaudia hat hoffnungsvoll unter Kates Hochstuhl Stellung bezogen, und Kate löffelt ihr Porridge auf den Kopf.
    Erst nach zwei Tassen Tee fühlt Ruth sich in der Lage, über die vergangene Nacht nachzudenken. Nachdem Kate auf Max’ Arm eingeschlafen war, hat er sie in ihr Bettchen gelegt und Ruth in die Arme genommen. Einfach so. Letztendlich hat sie dann überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht. Fast traumwandlerisch sind sie ins Gästezimmer hinübergedriftet und haben auf dem schmalen Bett miteinander geschlafen. Kein Wort fiel dabei. Es hat sich einfach nur ganz natürlich und richtig angefühlt, so als wären sie tatsächlich ein Ehepaar, das wenige Stunden zuvor mit dem Baby nach Hause gekommen ist. Ganz anders als Ruths letztes Mal mit Nelson, als die Angst und ein beiderseitiges, heftiges Verlangen sie zueinandergeführt haben und die Intensität ihrer Gefühle fast nicht auszuhalten war. Doch irgendwann im Lauf der

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