Alles auf eine Karte
sollte funktionieren.«
»Hey, du hast es wenigstens versucht, das ist doch auch schon mal was, oder?«
»Ja, schon möglich. Danke, Mackie.«
Ich beendete das Gespräch und wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Dann klopfte ich mir ein paarmal auf die Wangen und setzte eine Leidensmiene Marke Ich habe gerade gereihert auf. Dieses verflixte Sushi heute Mittag …
Rick erhob sich, als ich an unseren Tisch zurückkam.
»Es tut mir leid, Waverly, aber ich muss los. Ich habe morgen in aller Herrgottsfrühe einen geschäftlichen Termin. Hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen.« Er nahm seinen Mantel und streckte mir die Hand zum Abschied hin.
»Äh, verstehe«, murmelte ich und schüttelte seine Hand. Was blieb mir auch anderes übrig?
Er schlüpfte in seinen Mantel. »Also … bis demnächst.«
»Äh, ja, klar.« Das war ja ein Ding. Er machte einfach die Fliege. Hm, kein Wunder eigentlich, nach meiner lahmen Vorstellung.
Er drückte mir einen Fünfzigdollarschein in die Hand. »Hier, das sollte reichen, um das Essen zu bezahlen. Schönen Abend noch.« Er lächelte noch einmal, dann drehte er sich um und ging.
Ich sank auf meinen Stuhl, starrte angestrengt auf den vollbeladenen Häppchenteller vor mir und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich soeben beim ersten Date sitzengelassen wurde. Nur für den Fall, dass mich jemand beobachtete. »Ciao. Ich hoffe, euch geht’s gut«, sagte ich zu den Quesadillas, während Rick vermutlich bereits am Telefon hing, um einem seiner Kumpels von der Geisteskranken zu erzählen, mit der man ihn hatte verkuppeln wollen.
Ich griff nach meinem Bier und ließ den Blick über mein sorgfältig ausgewähltes Outfit gleiten. Dunkle Jeans, süßes rotes Top, schwarze Ballerinas. Blieb nur zu hoffen, dass meine optische Erscheinung besser ankam als meine Unfähigkeit, Konversation zu betreiben. Vielleicht sollte ich ein paar Nachhilfestunden im Flirten nehmen. Ich band mir die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, wobei mein Blick auf meinen Busen fiel. Hm, ein Push-up-BH konnte eigentlich auch nicht schaden.
Es heißt doch immer, dass jede noch so schlimme Erfahrung ihre guten Seiten hat …
Süße, wer das behauptet, hat offenbar noch nie die »Erfahrung« gemacht, am Wochenende bei Ikea einzukaufen oder sich die Bikinizone mit Heißwachs enthaaren zu lassen.
Ein Jahr nach der Trennung
*
KAPITEL 3
»Shane Kennedy, der Basketballspieler? Der Star der NBA ?«, fragte McKenna.
Ich nickte und pustete warme Atemluft in meine Fäuste. »Ganz recht.«
»Hunter wird ausflippen, wenn er das hört«, sagte sie. Ihr Freund regte sich immer tierisch darüber auf, dass ich beruflich mit so vielen prominenten Profisportlern zu tun hatte und auch noch dafür bezahlt wurde, obwohl ich mich überhaupt nicht für Sport interessierte. Allerdings behandelten mich die meisten Sportler auch wie … nun, wie eine Dienstbotin.
Es war ein kalter Novembermorgen, und ich unternahm mit McKenna einen unserer morgendlichen Spaziergänge. Wir treffen uns seit Jahren etwa alle zwei Wochen morgens vor der Arbeit, um unsere übliche Runde zu drehen. Vor Peet’s Coffee an der Ecke Fillmore und Sacramento in Pacific Heights starten wir los. Von dort geht es die Fillmore Street zum Marina-Green-Yachthafen hinunter, am Kuppelbau des Palace of Fine Arts vorbei und dann über die zahllosen steilen Stufen der Lyon Street wieder zurück. Das Ganze dauert ungefähr eine Stunde, und es ist weiß Gott kein Spaß, sich so früh aus dem Bett zu quälen (wir haben es längst aufgegeben, Andie zum Mitkommen zu überreden), aber es ist die Mühe wert. Unterwegs werden alle möglichen und unmöglichen Themen abgehandelt, was sich nach der Trennung für mich als äußerst günstige, sprich kostenlose Alternative zu einer Psychotherapie erwiesen hat.
»Tja, wenn er so ist wie die meisten anderen Sportler, mit denen ich mich herumschlagen muss, dann kann ich nur hoffen, dass er mir das Leben nicht total zur Hölle macht.« Nur noch ein Tag bis zur Super Show, der größten Fachausstellung der Sportartikelindustrie, die alljährlich in Atlanta stattfindet. Shane Kennedy, unser Werbeträger für einen neuen Basketballschuh, durfte da natürlich nicht fehlen, und die ganze Welt war schon scharf auf ein Interview mit ihm.
»Hunter wird bestimmt ganz grün vor Neid, wenn er das erfährt. Er gibt ständig damit an, dass einmal Barry Zito bei ihm in der Notaufnahme war.«
»Barry wer?«
»Du sagst es.
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