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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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gelegt«, sagte ich.
    »Wenn man einen so hochkarätigen Star zur Verfügung hat, muss man sich vermutlich kein Bein ausreißen, um die Aufmerksamkeit der Presse zu wecken, nicht?«, bemerkte Mandy Edwards.
    Ich starrte sie an.
    »Kein Bein ausreißen?«, wiederholte ich.
    »Na, ich schätze mal, in so einem Fall rennen einem die Reporter doch ohnehin die Bude ein, oder? Da muss man doch nicht mehr viel tun«, präzisierte sie.
    »Was willst du damit sagen, Mandy?«, fragte ich. Natürlich war das Medieninteresse groß, aber es war trotzdem ziemlich viel Arbeit gewesen, den perfekten Interviewzeitplan zusammenzustellen.
    Sie lächelte. »Nichts. Ich bin neu in dieser Abteilung und versuche nur, herauszufinden, wie ihr hier arbeitet. Ich war ja lange für die Nahrungsmittelbranche tätig, und da konnte das Team, das ich geleitet habe, nicht auf prominente Werbeträger zurückgreifen, sprich, wir mussten ziemlich kreativ werden, um auf unsere Produkte aufmerksam zu machen.«
    Ich schielte zu Kent, der genervt die Augen verdrehte. »Lass uns nächste Woche weiterreden, wenn wir wieder zurück sind und sehen, wie es gelaufen ist, ja?«, erwiderte ich, zu Mandy gewandt. Zugegeben, das war etwas kurz angebunden, um nicht zu sagen unfreundlich, aber ich hatte einfach nicht die Nerven, mich mit Mandy Edwards auseinanderzusetzen, schon gar nicht in diesem Augenblick.
    »Gern, danke, Waverly. Ich bin gespannt.« Schon wieder dieses Lächeln.
    Ächz.
    *
    Als ich abends nach Hause kam, leerte ich als Erstes meinen Briefkasten. Da ich das schon ein paar Tage nicht mehr gemacht hatte, quoll er förmlich über. Die Post war allerdings zum größten Teil gar nicht für mich, sondern für Whitney, meine ehemalige Mitbewohnerin, deren Zimmer mir jetzt als Arbeitszimmer dient. Es ist geradezu lächerlich, wie viel Werbung nach wie vor für sie kommt, und es ist offenbar unmöglich, dieser Flut Einhalt zu gebieten. Einmal habe ich sogar verstorben auf den an sie adressierten Umschlag einer Kreditkartenfirma geschrieben, und ihn wieder in den Briefkasten an der Ecke gesteckt. Vergeblich.
    Ich setzte mich auf das Sofa, um den dicken Packen durchzusehen. Reklame, Rechnung, Reklame, Pottery-Barn-Katalog, Rechnung, noch ein Pottery-Barn-Katalog, Rechnung, Reklame. Und schließlich die Nob Hill Gazette . Ich musste es mit eigenen Augen sehen.
    Ich holte tief Luft, schlug die Zeitschrift auf und blätterte sie Seite für Seite durch.
    Da war sie, die Anzeige. Auf Seite elf, gleich über dem Horoskop.
    Aaron Christopher Vaughn der Dritte und Stacy Elizabeth Long, beide Partner der Kanzlei Vaughn, Miller & Hyde, werden sich am 31. Dezember um 19 Uhr in der Grace Cathedral das Jawort geben. Anschließend lädt das Brautpaar zu einem Empfang im Fairmount Hotel …
    Es war, als hätte man mir einen Tritt in die Magengrube verpasst. Ich lehnte mich zurück und starrte an die Decke. Ich konnte es nicht fassen. Aaron würde heiraten. Heiraten. Einer anderen Frau die Treue schwören. Und er hatte nicht einmal angerufen, um es mir zu sagen. Gut, ein Jahr, das war eine lange Zeit, aber irgendwie fühlte es sich an, als hätte er erst gestern Schluss gemacht.
    Ich hatte angenommen, ich wäre einigermaßen darüber hinweg, aber da hatte ich mich wohl getäuscht.
    Wie in Zeitlupe ließ ich die Zeitschrift auf das Sofa sinken. Und dann rollte ich mich zusammen und begann zu weinen.
    *
    Tags darauf ging unser Flug nach Atlanta viel zu früh für meinen Geschmack, doch dafür war die Maschine halbleer, so dass Kent und ich je eine ganze Reihe für uns hatten. Ich träumte davon, eines Tages für eine Firma zu arbeiten, die mich Businessclass fliegen lassen würde, aber im Moment hätte ich schon zur Stewardess umschulen müssen, um auch nur in die Nähe der Businessclass zu gelangen.
    Sobald wir in der Luft waren, lehnte ich den Kopf ans Fenster und schloss die Augen, und binnen Minuten schlief ich tief und fest. Leider wurde ich wenig später von einer Flugbegleiterin mit Marge-Simpson-Frisur geweckt, die sich nach meinem Getränkewunsch erkundigte. »Und deshalb wecken Sie mich? Hätten Sie mir nicht einfach eine Flasche Wasser hinstellen können?«, grummelte ich. Es bestand ja noch nicht einmal die Aussicht auf eine feste Mahlzeit.
    »Aber ich muss doch wissen, was Sie trinken wollen, meine Liebe. Wir haben eine große Auswahl an Getränken an Bord.«
    »Also gut, ich nehme … einen Kaffee, bitte.« Manche Leute werde ich echt nie verstehen.
    Danach

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