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Alles bestens

Alles bestens

Titel: Alles bestens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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dann in die Klapse kommt. Muss man so eine Karriere noch breittreten?
    Trotzdem ging mir dieser Typ nicht aus dem Kopf.
    Leider konnte ich mich nur sehr schwach an einzelne Szenen erinnern, weil ich im letzten Winter in Englisch neben Betty Forester saß, eine amerikanische Deutsche, mit Ponyhintern und blonden Haaren. Sie trug eine Glitzer-Zahnspange und meldete sich andauernd. Außerdem konnte sie »New York« richtig aussprechen, mit Schwung und mit hervorquellendem »r«. Irgendwie froschig hörte es sich an. Ihre Augen waren auch froschig, und wenn man sie länger ansah, wurde das ganze Mädchen grün. Ich glaube, wenn ich sie geküsst hätte, hätte sie sich in einen verdammten Frosch verwandelt. Und dann hätte man sie wieder küssen müssen, um einen Prinzen aus ihr zu machen. Die Sache war nur, ich bin nicht schwul, Leute, also ließ ich die Finger von ihr, was gar nicht so einfach war, weil wir ja zusammen an einem Tisch saßen, 45 Minuten lang, viermal in der Woche.
    Ich war jedenfalls noch nie so nah an einem Mädchen dran gewesen, auch wenn sie ein Frosch war. Aber sie hatte Titten wie ein echtes Mädchen und trug bauchfreie Tops und Tangas, die ihr hinten aus der Hose guckten, und all den verdammten Mist, der schon die besten Männer um den Verstand gebracht hat. Sie war voll und ganz dabei im Unterricht und flüsterte mir sogar Stichworte zu, wenn ich eine Szene erläutern sollte. Aber was nützen einem Stichworte, wenn man den ganzen verfickten Zusammenhang nicht kennt? Dabei mache ich Englisch ganz gerne, ehrlich, ich bin auch ein verkanntes Deutsch-Genie, flechte Fremdwörter ein, wenn ich charmant sein will, oder jongliere mit Schachtelsätzen herum, da blickt kein Lehrer mehr durch. Aber dieses Buch hat mich auf dem falschen Fuß getroffen oder zur falschen Zeit – neben Betty the Frog konnte ich mich in keine Fiktion begeben, weil sie mir Stoff genug für eine andere Fiktion gegeben hat.
    Ich musste öfter mal austreten, wenn ihr’s genau wissen wollt, aber mehr erzähle ich davon lieber nicht, sonst denkt ihr noch, ich wär auch so ein armer Irrer wie Holden Caulfield. Der hat sich zwar nicht mitten im Unterricht einen runtergeholt, aber bestimmt nur, weil damals noch verboten war, darüber zu schreiben.
    Diesem Holden hätte ich alles zugetraut. Übler Bursche. Gar nicht so uninteressant. Und ich lag um neun Uhr früh auf der Wiese am Schlachtensee und dachte daran, dass dieser Caulfield, der auch on the run war, wenigstens jede Menge Dollars bei sich hatte. Der konnte sich sogar ein Hotel in New York leisten! Und ich lag ohne jeden Cent auf der taufrischen Wiese. Dabei gab es in meinen Shorts eine kleine Tasche. Ich wusste nie, wofür die Tasche gut sein sollte, außer für zwei Kondome vielleicht. Nicht dass ich zu der Zeit schon Kondome benutzt hätte, jedenfalls nicht für das, wofür man Kondome benutzen sollte, nur für Mädchenerschrecken und Wasserbomben und so’n Quark.
    Ich fummelte in dieser gottverdammten leeren Tasche herum. – Es hätten auch prima ein paar Euroscheine reingepasst.
    Hätte ich doch bloß gestern meine mechanische Schreibmaschine verkauft! Das hat dieser Holden auch gemacht, bevor er das verdammte Internat verließ. Da hat er so einem Arsch auf seiner Etage seine Schreibmaschine verkauft und 20 Dollar dafür kassiert. 20 Dollar waren zu der Zeit, in der das Buch spielt, ein Vermögen. Ich hätte für meine mechanische Schreibmaschine bestimmt 200 Euro gekriegt, es ist eine spanische, Mercedes , edles Modell, hab ich von meiner Oma-Hamburg geerbt. Und dann hätte ich die zwei Hundert-Euro-Scheine in meine Shortstasche gesteckt und könnte jetzt anständig frühstücken gehen.
    Als ich da so lag, an Schinken, Rührei und an meine mechanische Schreibmaschine dachte, streifte ein Schatten meine Stirn. Ich blinzelte über mich hinaus und sah zwei Frauenbeine, nackt bis zur knappen, hellgrünen Bikinihose.
    »Entschuldigung«, sagte eine Stimme mit französischem Akzent. »Können Sie bitte auf meine Sachen aufpassen?«
    Sie zeigte auf ein Handtuch. Ich raffte mich auf, lächelte und nickte wie bescheuert. Dann schaute ich ihr hinterher, wie sie im Wasser verschwand.

Kaninchen im Rollstuhl
    Sie tauchte wieder auf. Alles taucht irgendwann wieder auf. Das ist so was Ähnliches wie ein physikalisches Gesetz. Ihr Kopf ragte aus dem Wasser. Ihr langer, sehniger Hals erinnerte mich an einen verdammten Schwan. Sie drehte noch ein paar Runden, kam ans Ufer und entstieg dem

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