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Alles Fleisch ist Gras

Alles Fleisch ist Gras

Titel: Alles Fleisch ist Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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…«
    »Hab ich …«
    »Na eben! Oder an den Pfarrgemeinderat … warum nicht, fällt mir eben spontan ein …« Galba zuckte die Achseln. Er spürte, wie er wütend wurde. Mathis machte jetzt ein ausgesprochen blödes Gesicht, das konnte Galba nicht leiden, wenn die Leute so guckten.
    »Das hab ich aber alles nicht vor, wenn …«, sagte er.
    »… Ach nicht? Dann versteh ich das aber nicht, ich meine, wenn keine Veröffentlichung geplant ist, warum … WARUM MACHST DU DANN SO EINEN SCHEISS?«, brüllte er. Mathis machte einen halben Schritt zurück, legte den Finger auf die Lippen.
    »Psst, Chef, das hört man meilenweit! Außerdem hast du mich unterbrochen. Ich wollte sagen, ich mach das alles nicht, wenn du tust, was ich dir jetzt sage …«
    »Ach so! Da bin ich jetzt aber beruhigt. Simple Erpressung. Ich fürchte nur, du hast dir den Falschen ausgesucht. Ich bin nicht reich, ich dachte, das weißt du …«
    »… Darum geht’s nicht …«
    »… Oder bist du mit fünfzig Euro zufrieden – pro Monat, das könnte ich vielleicht noch erübrigen …« Mathis schwieg. Ironie drang nicht zu ihm durch.
    »Das ist typisch für euch«, sagte er dann.
    »Für wen?«
    »Für euch Slawen. Du bist doch Slawe, oder?«
    »Was? Slawe? Was soll das heißen, ich bin …«
    »Na, du heißt doch Galba, oder etwa nicht?«
    »Natürlich heiß ich Galba, wovon redest du überhaupt?«
    »Galba tönt für mich slawisch, aber ich gebe zu, ich kenn mich da nicht hundertprozentig aus, das geht mich ja auch nichts an, wie ihr Brüder euch nennt, vielleicht ist das auch ein Zigeunername – oder Jude? Nein, eher nicht, müsste dann wohl Galbenstein heißen … klingt wie Galgenstein , genau, das wär’s!« Er fing an, aus vollem Hals zu lachen. Er ist verrückt, dachte Galba, mein Gott, er ist verrückt, lange schon, und ich hab’s nicht gemerkt, wir alle haben nichts gemerkt.
    »Wie auch immer«, fuhr der Laborant Roland Mathis fort, »du hast an dieser Kleinen nichts zu schaffen, verstehst du?« Er kam den halben Schritt, den er zurückgewichen war, wieder näher. Und setzte noch einen halben Schritt dazu. »Das ist nämlich Rassenschande. Ich weiß, der Begriff ist nicht sehr gebräuchlich, weil ihn die Siegerjustiz verboten hat, aber er trifft die Sache genau. Ich hab lange darüber nachgedacht, wie ich es sonst nennen soll, ich bin ja aufgeschlossen, sogar modern, ich gehe mit der neuen Zeit, ich bin nicht verstockt, durchaus nicht, ich bin vernünftigen Argumenten aufgeschlossen – aber genauso wie zwei mal zwei vier ist, bleibt Rassenschande eben Rassenschande, was soll ich machen? Es ist widernatürlich, gegen die Natur, das solltest sogar du einsehen. Ich meine, wenn du dir eine Negerin angelacht hättest oder eine Fidschischlampe oder eine vom Balkan …« Er standnun dicht vor Galba und blickte ihm direkt ins Gesicht, »… wenn du es mit denen treiben würdest, von mir aus mit allen dreien – und wenn du denen Bälger machen würdest …«
    Seine Augen glänzten. In dem trüben Licht der Neonbeleuchtung des Treppenhauses leuchten seine Augen, dachte Galba, wie kommt das?
    »Als nordischer Mensch käme mir das ungelegen, aber es entspräche eurer Anlage, dass ihr euch vermehrt wie die Karnickel, es wäre vom rassenbiologischen Standpunkt sogar einsehbar – aber das einzudämmen, erfordert eben den Rassenkrieg, den Krieg der Rassen, den kann ich nicht allein führen, sag selber, das wäre ja idiotisch.« Galba sagte nichts.
    »Aber euch zieht es ja immer zur germanischen Frau. Um Bastarde zu zeugen, immer nur Bastarde! Und darum muss es diese Helga sein, justament. Ja, ich verstehe schon, es ist der Urinstinkt niederer Rassen, durch Bastardisierung …« Der Rest des Satzes blieb ungesagt. Anton Galba überlegte später, wie er wohl weitergegangen wäre … durch Bastardisierung die nordische Rasse … oder hieß es die germanische Rasse … und dann … herunterzuziehen … nein … runterzumachen … oder schlicht zu zerstören ? Kein mögliches Ende erschien ihm wirklich plausibel, das beunruhigte ihn. Anton Galba besaß nicht die Fähigkeit, einen einfachen Satz des Laboranten Roland Mathis zu vollenden, obwohl sie im selben Betrieb gearbeitet hatten, mit denselben Problemen konfrontiert gewesen waren. Obwohl sie dieselbe Sprache verwendet hatten. Ich hätte ihn, dachte er dann, ausreden lassen sollen. Vielleicht wäre er nach diesem Exkurs in die fremde, Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie doch auf die Erde

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