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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Prolog
Januar
    Der Geschäftsmann aus New Orleans, dessen graues Haar ihn als einen Mann Mitte fünfzig auswies, war in Begleitung seines viel jüngeren und größeren Bodyguards und Chauffeurs an dem Abend, als er im French Quarter den Teufel traf. Es war ein im Voraus vereinbartes Treffen.
    »Es ist wirklich der Teufel, mit dem wir uns treffen?«, fragte der Bodyguard. Er war angespannt – was allerdings auch kein Wunder war.
    »Nicht der Teufel, sondern ein Teufel.« Der Geschäftsmann war nach außen hin kühl und gefasst, auch wenn es in seinem Inneren vielleicht ganz anders aussah. »Seitdem er mich auf dem Bankett der Handelskammer angesprochen hat, habe ich eine ganze Menge Dinge erfahren, die ich nicht wusste.« Er hielt nach allen Seiten Ausschau nach dem Geschöpf, mit dem er verabredet war. »Und er hat mich davon überzeugt, dass er der ist, als der er sich ausgibt«, erzählte er seinem Bodyguard. »Ich dachte immer, meine Tochter spinnt einfach ein bisschen. Ich dachte, sie bildet sich ihre Kräfte nur ein, um auch irgendetwas … Eigenes zu haben. Inzwischen mus ich aber zugeben, dass sie wirklich gewisse Fähigkeiten hat, wenn auch nicht annähernd so große, wie sie meint.«
    Es war kalt und feucht an diesem Januarabend, sogar in New Orleans. Der Geschäftsmann trat von einem Fußauf den anderen, um sich warm zu halten. »Es ist offenbar Tradition, sich an einer Kreuzung zu treffen«, erklärte er seinem Bodyguard. Auf den Straßen war nicht so viel los wie im Sommer, doch es gingen immer noch genug Touristen und Einheimische ihren feucht-fröhlichen Abendvergnügungen nach. Er hatte keine Angst, sagte der Geschäftsmann sich selbst. »Ah, da kommt er ja.«
    Der Teufel war ein gut gekleideter Mann, ganz wie der Geschäftsmann. Seine Krawatte war von Hermès. Sein Anzug aus Italien. Und er trug maßgefertigte Schuhe. Seine Augen waren ungewöhnlich klar, das Weiß funkelte, und die Iris war purpurbraun, aus einem gewissen Blickwinkel wirkte sie fast rot.
    »Was haben Sie für mich?«, fragte der Teufel in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass er nur mäßig interessiert war.
    »Zwei Seelen«, erwiderte der Geschäftsmann. »Tyrese will sich mir anschließen.«
    Der Blick des Teufels wanderte zum Bodyguard. Nach einem kurzen Augenblick nickte dieser. Er war ein massiger Mann, ein hellhäutiger Afroamerikaner mit hellbraunen Augen.
    »Aus freiem Willen?«, fragte der Teufel völlig sachlich. »Alle beide?«
    »Aus freiem Willen«, sagte der Geschäftsmann.
    »Aus freiem Willen«, bestätigte der Bodyguard.
    »Dann lassen Sie uns zum Geschäft kommen«, erwiderte der Teufel.
    »Geschäft« war ein Wort, bei dem der ältere Mann sich gleich wohler fühlte. Er lächelte. »Wunderbar. Ich habe die Dokumente dabei, und sie sind schon unterschrieben.« Tyrese öffnete eine schmale Ledermappe und holte zwei Bogen Papier hervor: kein Pergament oder Menschenhaut, nichts derart Theatralisches oder Exotisches – einfachesComputerpapier, das die Sekretärin des Geschäftsmannes bei OfficeMax gekauft hatte. Tyrese hielt dem Teufel die Dokumente hin.
    Der warf nur einen kurzen Blick darauf. »Sie müssen noch mal unterschreiben«, sagte er dann. »Für diese Unterschrift reicht Tinte nicht aus.«
    »Das hatte ich für einen Scherz von Ihnen gehalten.« Der Geschäftsmann runzelte die Stirn.
    »Ich mache niemals Scherze«, erwiderte der Teufel. »Oh, glauben Sie mir, ich habe Sinn für Humor, wirklich. Aber nicht, wenn es um Verträge geht.«
    »Müssen wir tatsächlich …?«
    »Mit Blut unterschreiben? Ja, unbedingt. So verlangt es die Tradition. Und Sie werden es jetzt tun.« Er deutete den ausweichenden Blick des Geschäftsmannes richtig. »Niemand wird sehen, was Sie tun, das verspreche ich Ihnen«, sagte er. Der Teufel hatte seine Worte kaum beendet, da waren die drei Männer auch schon von Stille umhüllt, und ein dichter Dunstschleier senkte sich zwischen ihnen und dem Geschehen auf der Straße herab.
    Der Geschäftsmann seufzte vernehmlich, um deutlich zu machen, für wie melodramatisch er diese Tradition hielt. »Tyrese, Ihr Messer«, wandte er sich an den Bodyguard.
    Tyreses Messer kam erschreckend plötzlich zum Vorschein, vermutlich aus dem Mantelärmel; die Schneide war unverkennbar scharf, und sie blitzte auf im Licht der Straßenbeleuchtung. Der Geschäftsmann streifte seinen Mantel ab und gab ihn Tyrese. Dann knöpfte er sich eine Manschette auf und rollte den Ärmel hoch. Vielleicht wollte er

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