Alles fuer ihn - Band 2
Ruhe bewahren. Das kann nicht wahr sein, ich lebe in einem Albtraum! Wieder klingelt das Telefon, die Nummer ist unterdrückt. Ich lege direkt wieder auf. Ich nehme den nächsten eingehenden Anruf nicht an. Ich werde verrückt, doch das ist genau, was sie wollen … Ich muss Stärke zeigen. Und wenn der Typ wiederkommt? Und wenn Adams Tante hinter all diesen Dingen steckt? Adam meinte ja, sie sei zu allem fähig …
Und die Polizei? Du machst Witze! Adam erwartet Diskretion.
Ich fühle mich einsam, ich kann mit niemandem reden. Claire würde direkt zur Polizei gehen, meine Eltern sind weit weg und ich will sie da auch nicht mit hineinziehen … Und Adam: Ich würde riskieren, ihn zu verlieren, oder noch schlimmer … Was würde er tun? Seine Wut gegen den Fotografen vorhin war schon vollkommen übertrieben … Die Zeit vergeht, es ist wieder still. Die Anrufe haben aufgehört und mein Herz schlägt wieder normal.
Die Geige, ich werde Geige spielen.
Doch kaum habe ich den Geigenhals in der Hand, klingelt wieder mein Telefon. Ich zögere, erneut packt mich die Angst. Ich betrachte mein Telefon aus der Ferne, traue mich nicht, es in die Hand zu nehmen, so als könnte ich mich daran verbrennen. Das Klingeln hört auf. Und fängt von Neuem an. Ich gehe näher. Es zeigt eine Nummer an, sie wird nicht unterdrückt. Ich entschließe mich, abzuheben.
„Hallo?“
Meine Stimme ist vorsichtig, ich fürchte mich vor der Stille von eben.
„Miss Haydensen? Hier ist Herr Glen, ich rufe Sie aus dem Sekretariat der New Yorker Philharmonie an.“
New York? Heißt das …?
„Guten Tag, Herr Glen.“
„Ich rufe Sie aus mehreren Gründen an. Der erste ist, dass Sie ausgewählt wurden für unser Orchester.“
Ja!
Ich reiße mich zusammen, um nicht in den Hörer zu schreien, und versuche, so gut es geht, meine Freude zu unterdrücken.
„Das sind tolle Neuigkeiten, danke.“
„Der zweite Grund ist Ihre Anreise. Wir werden eine erste Besprechung für den Saisonauftakt abhalten, können Sie morgen hier sein? Es ist wichtig, dass Sie sich schnell integrieren.“
„Ja, selbstverständlich, ich verstehe. Das ist kein Problem, ich werde morgen da sein.“
„Sehr schön, Miss Haydensen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Bis morgen.“
Ich versichere mich, dass das Telefon aus ist, bevor ich meiner Freude freien Lauf lasse.
Ich bin in New York angenommen! Mein Traum wird wahr!
Tausend Gefühle wirbeln in mir umher, ich möchte es von allen Dächern schreien. Allerdings ist die Abreise sehr kurzfristig, ich brauche heute Abend noch einen Flug. Was wird Claire dazu sagen? Wir haben nicht einmal über diese Möglichkeit gesprochen … Und Adam? Wenn ich an ihn denke, fallen mir die schrecklichen Sachen wieder ein … Diese überstürzte Abreise kommt ganz gelegen. Etwas Distanz zu gewinnen, ist die Lösung. Doch weit entfernt von Adam zu sein, versetzt meinem Herz einen Stich, ich spüre einen Knoten in meinem Hals. Man kann eben nicht alles haben … Doch ich freue mich so sehr: Ich gehe an die New Yorker Philharmonie!
Ich muss mich ausruhen und alles planen. Ich finde einen Flug um 22 Uhr, das passt perfekt. Ich reise über Nacht. Ich rufe meinen Bruder an und hinterlasse ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter:
„Hey kleiner Bruder! Rate mal, wer nach New York kommt! Ich bin angenommen! Ich komme morgen früh um sieben Uhr an, JFK. Bye!“
Claire schicke ich eine SMS:
[OK von New York, ich muss heute Abend los.]
Sofort kommt ihre Antwort:
[Super! Ich bin stolz auf dich! Aber warum so schnell?]
[Erklär ich dir heute Abend.]
[OK, ich versuche, früher da zu sein.]
Nun muss ich nur noch Adam Bescheid sagen. Meine Freude weicht und ein bisschen Traurigkeit macht sich breit. Und wenn meine Abreise das Ende von Adam und mir bedeutet? So weit weg von ihm zu sein, tut mir im Herzen weh.
Ich fürchte, ich hänge viel stärker an ihm, als ich zugeben mag. Und wenn ich verliebt bin?
Ich fahre meinen Computer hoch. Ich habe seine letzten Mails aufbewahrt, ich kann ihm also direkt schreiben.
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Von: Eléa Haydensen
An: Adam Ritcher
Betreff: New York
Ich habe gerade die Antwort aus New York bekommen. Ich bin genommen!!!!!
Aber ich muss heute Abend abreisen, um morgen an einer Besprechung teilzunehmen …
Eléa
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Ich warte einige Minuten. Keine Antwort.
Das ist doch die Neuigkeit schlechthin! Er könnte sich ruhig melden, nach New York zu gehen ist schließlich eine große Sache!
Das war’s also,
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