Alles über Elfen (German Edition)
wie beiläufig Lichtzauber an den Nachthimmel werfen, um die Bahn vorüberziehender Flugzeuge nachzuzeichnen, sind ebenso wenig Anzeichen für einen gelungenen Abend wie Vertreter des Schönen Volkes, die um Kämme und Bürsten bitten, weil sie sich dringend noch das Haar pflegen wollen.
Die wichtigste Regel ist: Keine Trinkspiele! Sie können nur verlieren. Denken Sie immer daran: Elfen mögen zwar aussehen, als würden Sie spätestens nach zwei Gläschen Prosecco unterm Tisch liegen, doch in Wahrheit braucht es dafür wahrscheinlich eher zwei bis drei Kisten.
Und kommen Sie auch bloß nicht auf den Gedanken, Ihren Gästen zuliebe in einer Art folkloristischen Verirrung ein Wettschießen mit Pfeil und Bogen anzubieten. Das ist für die Elfen nämlich ungefähr so spannend und herausfordernd wie ein Buchstabierwettbewerb mit einem Dreijährigen oder ein Wettlauf gegen eine altersschwache Schnecke. Kommen die Elfen von allein auf die Idee, ein Wettschießen zu veranstalten, halten Sie sich diskret zurück und entgegnen bei einer Nachfrage, warum Sie nicht teilnehmen möchten, mit einem beherzten »Mein Bogen und ich haben uns leider der Liebe wegen zerstritten« – kein anständiger Elf würde bei einer so intimen Angelegenheit noch weiter nachbohren.
Womit können Sie nun aber in Entertainment-Dingen glänzen? Mein Tipp: Lernen Sie ein halbes Dutzend Gedichte auswendig und tragen Sie diese in passenden Momenten mit einem Höchstmaß an Verve und vollem Körpereinsatz vor. Ich betone ausdrücklich, dass diese Gedichte nicht aus ihrer eigenen Feder stammen müssen – bedienen Sie sich bei einigen echten Klassikern, die Sie schon zu Schulzeiten zu Tränen gerührt haben. [Christiansen: Und welche sollten das bitte sein? Plischke: Sie sind und bleiben ein Klotz, Christiansen!] Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass einer Ihrer Gäste Rilke als Rilke oder Goethe als Goethe erkennt, behaupten Sie, der Verfasser wäre ein entfernter Verwandter von Ihnen – Elfen sind weitverzweigte Stammbäume gewohnt.
Wenn wirklich alle Stricke reißen, holen Sie Ihre Eurhythmierobe vom Dachboden und tanzen beschwingt Ihren Namen. Das zieht immer!
Small Talk mit dem Schönen Volk
Ich würde Sie jetzt gern beruhigen und Ihnen mitteilen, dass sie ganz locker parlieren können, weil Ihre Gäste sicherlich ähnlich aufgeregt sein werden wie Sie selbst, doch das wäre leider eine Lüge. Erstens sehen die Elfen die ganze Veranstaltung aller Voraussicht nach wesentlich gelassener, und zweitens können Unterhaltungen mit ihnen wie ein Spaziergang mit verbundenen Augen über ein verbales Tretminenfeld sein. Um zu verhindern, dass Ihnen ein schrecklicher Fehltritt unterläuft, liste ich an dieser Stelle zunächst ein paar Themen auf, die Sie weiträumig meiden sollten:
Unsterblichkeit und Tod. Es ist immer unhöflich, jemanden nach seinem Alter zu fragen, und wenn Sie diesen Themenkomplex ansprechen, erinnern Sie Ihr Gegenüber nur daran, wie schnell es auch schon wieder mit Ihnen vorbei sein wird. Das löst dann entweder Trauer aus (falls der Elf bereits Gefallen an Ihnen gefunden hat) oder Desinteresse (weil es sich dann aus Sicht des Elfen womöglich gar nicht lohnt, sich weiter mit Ihnen zu unterhalten – wie oft führen Sie denn schon Gespräche mit Eintagsfliegen?).
Heilmagie. Wenn Sie Pech haben, erwecken Sie damit nur den Eindruck, Sie würden von hinten durch die Brust ins Auge darum bitten, dass der Elf Sie eben auf die Schnelle von einem kleineren Leiden befreit. Sie wollen wirklich nicht wie ein Schnorrer dastehen. [Plischke: Kennen Sie diese Leute bei Partys, denen einfällt, dass sie ja zufällig auch gerade ein Haus bauen wollen, sobald ihnen sich jemand als Architekt zu erkennen gibt? Oder die fragen, ob sich da nicht ein kleiner Interkontinentalflug zu günstigen Konditionen einrichten ließe, wenn jemand erzählt, sie wäre Pilotin? Genauso würden Sie bei einem Elf rüberkommen, wenn Sie anfangen, von Heilmagie zu reden.]
Arrangierte Ehen. Unter uns Menschen mag es eine zulässige Frage sein, wo sich ein Pärchen kennengelernt hat; unter höfischen Elfen – und ich gehe einmal davon aus, dass Sie nicht so verrückt sind, einen wilden Elfenstamm zu sich einzuladen – kann diese Frage alles andere als unverfänglich sein. Sobald Sie also erfahren, dass eine Ehe zwischen zweien Ihrer Gäste von deren Eltern arrangiert wurde, schickt es sich nicht, nachzuhaken, ob die beiden denn nun auch glücklich zusammen sind.
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