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Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Freitag
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    1.
    »Jack, kann ich dich mal für einen Augenblick stören?«
    Jack saß an seinem Tisch im hinteren Teil von Julio’s. Er sah von seinem Kaffee hoch und vor ihm stand Timmy O’Brien, einer von Julios Stammkunden. Ein Kerl um die 50, mager, mit wässrigen Augen, die immer dreinblickten, als habe er gerade etwas angestellt. Und er trug ein Hawaiihemd im Januar.
    Julio’s war eine Bar an der Upper West Side, die sich erfolgreich dem Trend entgegengestellt hatte und an ihren Wurzeln in der Arbeiterklasse festhielt, obwohl die Gegend in den letzten Jahrzehnten komplett modernisiert, saniert und von Yuppies überrannt worden war. Es war seit Jahren Jacks Stammkneipe. Julio hielt ihm immer einen Tisch frei, wo er seinen Platz mit dem Rücken zur Wand hatte.
    »Probleme?«
    »Äh, na ja. Ich meine, ich habe davon gehört, was letzten Monat passiert ist, und das tut mir echt leid für dich und ich weiß, du bist sicher immer noch echt fertig, aber ich könnte wirklich Hilfe brauchen, Jack.«
    »Was für Hilfe?«
    »Deine Art von Hilfe.«
    Jack seufzte. Er hatte sich eine Auszeit genommen und alle E-Mails und Anrufe potenzieller Klienten ignoriert. Er hatte nicht das Gefühl, er könne sich genug konzentrieren – oder auch nur genug Aufmerksamkeit aufbringen – um sein Geld wert zu sein. Das war ein Teil der Wahrheit. Eigentlich war es so, dass ihn kaum etwas außerhalb seines kleinen, unmittelbaren Kreises interessierte. Kein Interesse, keine Energie, und wahrscheinlich hatte er in den letzten drei Wochen auch zu viel getrunken.
    Er brauchte keinen Seelenklempner, der ihm sagte, dass er an Depressionen litt. Ein Seelenklempner würde ihm jedoch Pillen verschreiben, Jack wollte aber keine Pillen. Bier war ihm lieber, wenn auch nicht vor dem Mittagessen.
    Er brachte einfach nicht die Kraft auf, aufzustehen, rauszugehen und wieder etwas zu unternehmen. Wozu? Wen interessierte das? Und wenn er es sich genau überlegte, änderte irgendwas, was er tat, irgendwas, was er je getan hatte, letzen Endes auch nur das geringste bisschen? Hatte er jemals etwas bewirkt?
    Er bezweifelte es.
    Aber Timmy sah so verzweifelt aus. Jack war nicht bereit, sich aus seiner selbst gesteckten Welt zwischen Julio’s, Abes Laden, Gias und seiner eigenen Wohnung hinauszubegeben, aber vielleicht konnte er ihm ja ein paar Ratschläge geben.
    Er deutete auf den Platz gegenüber.
    »Leg los.«
    Als Timmy Platz nahm und sein Bier auf dem Tisch abstellte, ließ Jack innerlich Revue passieren, was er über den Mann wusste.
    Vor zehn Jahren war Timmy ein angesagter Werbefuzzi gewesen, ganz oben in der Kampagnenliga. Geld wie Heu, aber das meiste davon zog er sich durch die Nase. Seine Agentur war ein heißer Anwärter auf einen großen Citibank-Etat und er hatte diese Idee, die ihm sicherlich den Zuschlag bringen würde. Er hatte mal bei Julio’s den Dummy für die Anzeige herumgezeigt.
    Ein großes Kreuz aus neonfarbenen Buchstaben mit einem kleinen Schriftzug darunter:
    J E S U S
    A
    V
    E
    S
    at CITIBANK
    Jeder hier bei Julio’s fand das ziemlich abgefahren, aber der neue Timmy meinte, er hätte echt keine Ahnung, wie sein altes Ich auf eine so bescheuerte Idee kommen konnte. Die Agenturleitung hatte ihn angewiesen, die Idee zu begraben, aber kokaininduzierter Größenwahn gepaart mit seiner Eitelkeit hatten ihn davon überzeugt, dass das ein Geniestreich war. Also hatte er das Konzept gegen jeden Rat und alle Anweisungen den Leuten von der Bank vorgestellt und ihnen erklärt, dass diese Kampagne natürlich kontrovers diskutiert werden würde, aber genau weil jeder davon reden würde, wäre die Citibank damit als Marke etabliert.
    Die Bankmanager gaben ihm vollkommen recht, glaubten aber auch, die Marke würde dann für ganz andere Dinge stehen – für so unschöne Begriffe wie »gotteslästerlich«, »ketzerisch« und »blasphemisch«.
    Der millionenschwere Auftrag ging an eine andere Agentur und kurz darauf wurde auch Timmy gegangen.
    Nachdem es mehrere Jahre steil bergab mit ihm gegangen war, hatte er sich in eine Entziehungsklinik einweisen lassen, trat einer Selbsthilfegruppe bei und wurde clean.
    Aber der Timmy, der keine Drogen nahm, war nicht mehr der Gleiche wie vorher. Der Mann, der den Finger am Puls der amerikanischen Bedürfnisse hatte – der einige dieser Bedürfnisse sogar selbst kreiert hatte –, fand diesen Pulsschlag einfach nicht mehr. Er arbeitete immer noch in der Werbung, aber weit unterhalb des

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