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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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aufgehoben.
    Die braune Hand hatte sich währenddessen nicht bewegt. Ruhig hatte der Mann am Steuer gewartet. Hatte Liz’ Hast, den Moment, in dem sie, starr nach vorne blickend, an ihrem Ehemann vorbeigeeilt war, unbeteiligt abgewartet. Er hatte nichts mit diesem Drama zu tun. Er hatte sie nur abgeholt.
    Gerettet in einen besseren Tag.
    Seitdem sie fort war, watete er wie durch Nebel. Immer noch perplex, erschrocken darüber, wortlos verlassen worden zu sein.
    Der Gedanke, sie anzurufen, war ihm nicht in den Sinn gekommen. Bis heute war es ihm gelungen, nichts davon an sich heranzulassen.
    Nun begann sich der Nebel zu lichten, und er sah klarer auf das, was ihm zugestoßen war.
    Es war letzten Sonntag gewesen. Tim hatte mit Derek Golf gespielt.
    Irgendwann erhielt Derek einen Anruf. Über zehn Minuten lief er mit vorgehaltener Hand auf und ab. Gestikulierte. Tim hatte den erwachsenen Sohn betrachtet. Gewartet. Gestresst kam Derek zurück.
    Er müsse sich um eine dringende Sache kümmern. Downtown. Ein Schauspieler. Eilig hatte er dann sein Equipment gepackt, dem Vater im Gehen auf die Schulter geklopft. »Ich ruf dich an!«
    So war Tim Wilkins einige Stunden früher nach Hause gekommen.
    Er kam, sie ging. Schweigend hatte er ihrem Abgang zugesehen. Wie ein Idiot hatte er groß und unbewegt auf dem Weg gestanden, der zum Haus führte. Die Golftasche geschultert.
    Langsam war er in die Küche gegangen. Hatte vom Fenster aus beobachtet, was geschah. Erst als der Wagen abfuhr, wurde ihm klar, dass er verlassen worden war.
    Dann hatte er einen doppelten Scotch getrunken, war ins Büro gefahren und hatte gearbeitet.
    Erst später hatte er den handgeschriebenen kurzen Brief gefunden. Jeden Tag war er pünktlich ins Büro gegangen, hatte zwei Stunden länger gearbeitet, abends eine Stunde ferngesehen und Scotch getrunken. Morgens um sechs dann der Wecker.
    Vermisst hatte er sie nicht.
    Es hatte keinen Impuls gegeben zu kämpfen. Vielleicht war er nicht der Typ dazu. Vielleicht wollte er sie sowieso loswerden. Ihre Ehe hatte kaum noch existiert in den letzten Jahren.
    Alles war seinen Gang gegangen, nichts hatte ihm gefehlt.
    Bis heute, heute war etwas anders.
    Immer noch verschwitzt stand er jetzt da, den Kopf im kalten Luftstrom der Aircondition. Bis heute hatte sich kein Gefühl in ihm geregt. Alles war im Fluss gewesen. Er hatte sich unter Kontrolle gehabt.
    Aber jetzt spürte er etwas heraufziehen, kämpfte dagegen an. In jeder Faser fühlte er das unterdrückte Gefühl von Ohnmacht. Einen tumben Schmerz, der ihn lähmte.
    Nach der Scheiße im Büro hatte es eingesetzt. Kaum dass die Bürotür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Seither hatte er dagegen angeatmet, versucht, sich zu zerstreuen.
    Das Gefühl war ihm nicht unbekannt. Er hatte es nur längst vergessen. Das Bedürfnis zu schreien, Dinge zu zerstören, jemanden zu verletzen.
    Damals war er ein paarmal beim Therapeuten gewesen, er konnte sich kaum erinnern. Dann hatte er ein Jahr lang Tegretol genommen, und das Problem war gelöst. Die Wut hatte sich zurückgezogen, irgendwohin in entfernte dunkle Ecken seines Kopfes.
    Bis heute.
    Als das Telefon klingelte, zuckte er heftig zusammen. Er meinte, den schrillen Ton in den Zähnen zu spüren. Wie Eiswürfel. Bewegungslos saß er da. Wartete mit geschlossenen Augen auf den verdammten Anrufbeantworter.
    »Oh, Dad? … Hey … Ruf mich an wegen Sonntag! Spielen wir achtzehn Löcher? Ich kann dich auch abholen. Hab einen neuen Wagen!«
    Einen neuen Wagen. Derek. Ihr Sohn. Siebenundzwanzig Jahre alt, Agent bei einer großen Schauspieler-Agentur in Beverly Hills. Sie sahen sich ausschließlich sonntags zum Golfen.
    Ob Derek es auch im Büro versuchen würde? Tim biss einen Hautfetzen vom Daumen. Unwahrscheinlich. Derek rief nie im Büro an.
    Fuck. Wusste Derek, dass Liz weg war? Er war seiner Mutter nah. Näher als Tim, das war klar. Verdammt, ob er gewusst hatte, dass sie ihn verlassen wollte?
    Derek hatte sich nichts anmerken lassen. Möglich war alles.
    Als Tims Augen zu tränen begannen, zog er das Gesicht aus dem kalten Luftstrom der Klimaanlage. Er spürte Hunger und ging in die Küche. Seit Tagen hatte er nicht eingekauft. Das hatte immer sie gemacht. Cornflakes, Ahornsirup und Gewürze. Ansonsten war der Schrank leer.
    Im Hängeschrank ordentlich gestapeltes weißes Porzellan. Teure Gläser in ordentlicher Reihe. Tassen daneben.
    Auch Kühlschrank und Kühlfach waren bis auf Eiswürfel und eine Flasche Wodka

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