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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Gesicht.
    »Bei Thak«, sprach er dann höhnisch, »du bist wohl eine Frau und kein Mann?«
    Als Antwort schlug ich ihm die geballte Faust in die grinsende Fratze. Ich hatte keine Zeit, mir Vorwürfe zu machen, dass ich auf eine so primitive Herausforderung hin die Beherrschung verloren hatte, denn mein Gegner sprang mit einem Schrei tierischer Wut wieder auf die Füße und stürzte sich brüllend auf mich. Von dem gleichen draufgängerischen Zorn erfüllt, stellte ich mich.
    Und ich, der ich mein Leben lang meine Kräfte hatte zügeln müssen, um meine Mitmenschen nicht zu verletzen, ich fand mich nun zum ersten Male in der Umklammerung eines Mannes, der stärker war als ich. Das wurde mir sofort klar, als wir aufeinander stießen, und nur mit verzweifelter Anstrengung konnte ich mich aus seinem tödlichen Zangengriff befreien. Das durfte mir nicht noch einmal passieren – er konnte mir ohne Zweifel das Rückgrat brechen wie einen morschen Ast.
    Der Kampf war kurz und erbarmungslos. Mich rettete einzig die Tatsache, dass er keine Ahnung von Boxtechnik hatte. Seine mächtigen Fausthiebe waren ungeschickt und schlecht gezielt. Er hatte auch keine Übung im Ausweichen; kein Mensch von der Erde hätte die fürchterlichen Treffer überlebt, mit denen ich ihn mir gerade nur vom Leibe hielt. Immer wieder stürzte er wild auf mich los und versuchte mich umzureißen. Seine Fingernägel waren wie Klauen, mit denen er wie ein Raubtier auf mich einhieb. Ich blutete bald aus einem Dutzend Riss- und Kratzwunden.
    Mir war unverständlich, warum er nicht seinen Dolch zog – es sei denn, er war sich ganz sicher, mich mit bloßen Händen zerquetschen zu können. Zum Schluss, als er kaum mehr aus den Augen sehen konnte und heftig aus aufgeplatzten Lippen blutete, griff er dann doch nach seiner Waffe, und ich nutzte die Gelegenheit.
    Als er sich halb aus der gebückten Verteidigungsstellung aufrichtete, um das Messer zu ziehen, landete ich eine explosive Linke in seinem Bauch, in die ich mein ganzes Gewicht legte. Er gurgelte, stieß zischend die Luft aus und schwankte. Da schmetterte ich ihm mit aller Kraft die rechte Faust an die heruntergesunkene Kinnlade, und er fiel um wie ein gefällter Baum und blieb bewegungslos liegen.
    Blut sickerte aus dem schwarzen Bart. Der Hieb hatte seine Lippe vom Mundwinkel bis übers Kinn aufgerissen und den Kiefer ausgerenkt, wenn nicht zerschlagen.
    Heftig atmend nach diesem bösen Kampf massierte ich meine aufgeschundenen Knöchel und musterte mein Opfer. Damit war wohl mein Schicksal auch auf Almuric besiegelt. Was konnte ich jetzt noch anderes als Feindschaft von seinen Bewohnern erwarten? Da konnte ich genauso gut ganze Arbeit verrichten: Ich bückte mich, nahm meinem Gegner Lendenschurz und Waffengürtel ab und legte beides mir selbst um. Bewaffnet und bekleidet fühlte ich mich gleich zuversichtlicher. Wie stark doch mein irdisches Erbe in mir war! Wie die meisten zivilisierten Menschen fühlte ich mich unsicher, solange ich nackt war.
    Interessiert untersuchte ich den Dolch – das war die mörderischste Waffe, die ich je gesehen hatte. Die Klinge war etwa vierzig Zentimeter lang und besaß beidseitig rasiermesserscharfe Schneiden, die zu einer schmalen Spitze zusammenliefen. Handschutz und Griff waren aus Silber, die Scheide bestand aus einem Material, das Chagrin ähnelte. Die Klinge war ohne Zweifel aus Stahl geschmiedet, aber es war ein Stahl, wie ich ihn noch nie gesehen hatte: fantastisch geschmeidig und doch von diamantener Härte, mit einem eigenartig grünlichen Schimmer. Die Waffe war ein Meisterwerk der Schmiedekunst, was auf eine relativ hoch stehende Kultur deuten musste.
    Nachdem ich meine frisch erkämpfte Waffe bewundert hatte, wandte ich mich wieder ihrem vormaligen Besitzer zu, der eben aus seiner Bewusstlosigkeit aufzuwachen begann. Instinktiv ließ ich meinen Blick über die Ebene wandern, und in der Ferne im Süden entdeckte ich tatsächlich eine Gruppe von bewaffneten Männern, die sich in meine Richtung bewegten. Immer wieder blitzte das Sonnenlicht auf ihren Waffen auf. Ich war sicher, dass das die Gefährten meines Gegners waren, und hielt es aus diesem Grunde für wenig ratsam, ihr Herankommen abzuwarten. Wenn sie mich über ihrem zusammengeschlagenen Freund stehen sahen und feststellten, dass ich ihm überdies Schurz und Waffe geraubt hatte …
    Ich sah mich nach einer Zufluchtsmöglichkeit um und entdeckte, dass in einiger Entfernung die Ebene in grüne Hügel

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