Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und ein Taschentuch schien er nicht zu besitzen. Er hatte nur Augen für die Tänzerin und sah auch Tommy Brown nicht, der mit einer sehr sicher anmutenden Bewegung seinen rechten Arm hob – und zuschlug…
    ***
    Je mehr Zeit verstrich, um so unruhiger wurde Suko. Er saß da, und es gefiel ihm überhaupt nicht, daß er die Alraune nicht sah. Er kam damit einfach nicht zurecht, denn diese Person mußte doch eigentlich etwas tun, sonst hätte sie ihre Existenzberechtigung verloren. Sie war vorhanden, Maria tanzte, ihr galt die Aufmerksamkeit der Gäste, und im Prinzip hatte die Alraune freie Bahn.
    Trotzdem ließ sie sich nicht blicken.
    Suko wollte nicht sagen, daß er die Welt nicht mehr verstand, doch seltsam war es schon.
    Er griff nach seinem Glas. Ein Rest des Drinks bedeckte noch den Boden.
    Er nahm den letzten Schluck und schaute dabei über den Rand des Glases hinweg und in den schmalen Raum hinter der Bar.
    Dort befand sich Pepe.
    Auch Tommy sah er. Allerdings hinter seinem Chef, und er bewegte sich auf das Ende der Bar zu. Alle schauten zu, auch Pepe. Tatsächlich?
    Suko war etwas aufgefallen. Er hatte seinen Blick schon wieder durch das Lokal streifen lassen wollen, als er noch einmal zurückschaute, um zu sehen, was ihn gestört hatte.
    Jetzt wußte er es.
    Es war Pepes Haltung gewesen. So wie er da hinter der Bar stand, war es ihm beinahe unmöglich, auf die Tanzfläche zu schauen, auch wenn er den Kopf gedreht hielt. Zudem blickte er nicht mehr über den Rand hinweg, er stand zu tief.
    Da stimmte etwas nicht.
    Da war sogar einiges verkehrt gelaufen. Mochte die Beleuchtung für einen Club oder eine Bar auch stimmig sein, Suko gefiel sie in diesen Augenblicken überhaupt nicht. Es war einfach zu dunkel, um Einzelheiten erkennen zu können.
    Deshalb beugte er sich weiter vor. Er hatte Glück, denn er sah den dunklen Fleck auf dem Nacken des Keepers, der sich immer mehr vergrößerte, weil er aus dem Körper Nachschub bekam.
    Das war kein Fleck, das war Blut!
    Suko saß zuerst stocksteif. Er hatte gedacht, in diesem Club durch nichts mehr überrascht werden zu können, nun aber sah alles anders aus. Da war praktisch unter seinen Augen etwas Schreckliches geschehen. Er konnte sich sogar vorstellen, daß dieser Mann nicht mehr lebte.
    Wer war der Killer?
    Die Alraune?
    Wenn ja, dann mußte sich Suko den Vorwurf machen, nicht richtig aufgepaßt zu haben.
    Etwas lenkte ihn wieder ab.
    Diesmal war es eine Bewegung. Sie fiel ihm deshalb auf, weil die übrigen Gäste an der Bar alle ruhig auf ihren Hockern saßen und sich zur Tanzfläche hingedreht hatten.
    Nur am anderen Ende der Bar nicht. Dort bewegte sich jemand, aber es war kein Gast, sondern der dunkelhäutige Keeper.
    Suko rutschte vom Hocker.
    Er wollte hin, und er bekam auch mit, wie Tommy den Arm hob und ihn dann nach unten sausen ließ.
    Noch im selben Augenblick erklang ein wahnsinniger Schrei!
    ***
    Mein Gott, ich hätte es nicht für möglich gehalten, von einer tänzerischen Darbietung dermaßen fasziniert werden zu können. Was Maria ihren Fans bot – und dazu zählte ich auch mich –, das war Weltspitze. Das war super, das war eine Schau. Es war sogar so gut, daß ich den eigentlichen Grund meines Hierseins, die Alraune, vergessen hatte.
    Maria tanzte nicht, sie schwebte. Sie schien sich dabei in ein überirdisches Wesen verwandelt zu haben, das eins geworden war mit den Melodien und dem Rhythmus. Sie war wunderbar.
    Sie lächelte trotz der Anstrengung der Bewegungen und trotz ihres seelischen Zustands. Was sie den Zuschauern da bot, war perfekt.
    Heller Wahnsinn, eine rare Freude, etwas zum Jubeln, etwas zum Nachdenken darüber, zu welch künstlerischen Leistungen Menschen letztendlich doch fähig waren.
    Es mochte sein, daß ich die Dinge zu subjektiv sah, aber diese Frau war wirklich einmalig.
    Ich mußte mich schon sehr an die Kandare nehmen, um nicht von den eigentlichen Dingen abgelenkt zu werden. Meinen Platz hatte ich in der Nähe der Musiker gefunden, neben ihnen. Die Tanzfläche hatte ich in meinem unmittelbaren Blickfeld, und das war wichtig für mich, denn ich ging davon aus, daß diese Alraune, wenn überhaupt, auf der Tanzfläche angreifen würde, um sich durch diese Tat direkt ins Rampenlicht zu begeben.
    Alles war möglich.
    Der Tod, ein Mord und…
    Etwas stimmte nicht.
    Ich hatte den Eindruck, von einem kalten Hauch berührt zu werden. Oder war es mein Kreuz, das durch eine Reaktion das Zittern auf meiner Haut hinterlassen

Weitere Kostenlose Bücher