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Als ploetzlich alles anders war

Als ploetzlich alles anders war

Titel: Als ploetzlich alles anders war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Dierks
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Papa?«, fragte Teri bang, weil sie mitbekommen hatte, wie ihr Vater gestern Nacht noch verschwunden und seitdem nicht wiedergekommen war.
    Ihre Mutter zuckte die Schultern.
    » Er ist wieder bei seinem Freund. Gib ihm einfach ein bisschen Zeit.«
    » Meinst du, er kommt zurück?«
    » Ich hoffe es, Teri«, antwortete ihre Mutter leise.
    » Und wenn nicht, was dann?«, fragte Teri ängstlich. Eine Trennung ihrer Eltern ginge dann auch auf ihr Konto. Denn vor dem Unfall waren die beiden ein echt glückliches Paar. Viel glücklicher als die Eltern ihrer Freundinnen und vieler anderer Leute, die Teri kannte.
    » Ich will nicht, dass ihr euch trennt«, murmelte Teri jämmerlich.
    » Das will ich doch auch nicht, Teri. Aber ich weiß nicht, wie Papa das sieht. Manchmal ist eine Trennung besser, als wenn man sich das Leben gegenseitig zur Hölle macht.«
    Das klang ja fast so, als wollte sie die Trennung. Teri verstand ihre Mutter nicht. Warum kämpfte sie nicht um Papa? Oder liebte sie ihn jetzt nicht mehr? Gut, er hatte ein paar Fehler gemacht, er ging nicht so mit Louisa um, wie Mama es von ihm erwartete. Teri war ja auch von ihm enttäuscht– trotzdem würde sie nicht einfach in Kauf nehmen, dass er die Familie verließ.
    » Ich will, dass alles wieder so wie früher wird«, sagte Teri verzweifelt.
    » Das ist unmöglich, Teri, und das weißt du«, erwiderte ihre Mutter sanft.
    » Du darfst Papa nicht gehen lassen.«
    » Aber das muss ich, wenn er mit uns nicht mehr zusammenleben kann. Sonst geht nicht nur Louisa daran kaputt.«
    Teri nagte an ihrer Lippe, sie starrte die Flecken auf dem Teppich an. Mama hatte zwar mit allen möglichen Putzmitteln versucht, sie zu entfernen, aber sie waren nur etwas verblasst.
    » Verzeihst du mir?«, fragte Teri leise.
    » Da gibt es nichts zu verzeihen«, erwiderte ihre Mutter. » Du hast einfach nicht nachgedacht, Teri. Ich werde mich hier ganz bestimmt nicht zum Richter aufspielen. Ich weiß, wie schlecht es dir deshalb geht, und ich finde, das ist schon schlimm genug.«
    Wenn mir einer verzeihen muss, dann ist es Louisa, dachte Teri. Sie hatte gar keine Wahl, sie musste auch ihrer Schwester endlich die Wahrheit sagen.

Weil Weihnachten ist
    An Heiligabend schneite es wieder. Louisa konnte sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal weiße Weihnachten in Berlin gegeben hatte.
    Im vorigen Jahr war es Heiligabend fast frühlingshaft mild gewesen. Louisa und Teri hatten sich so geärgert, dass ihnen die Lust auf Weihnachten beinahe vergangen war.
    Doch diesmal kamen trotz der weißen Pracht nur zaghaft weihnachtliche Gefühle in Louisa auf. Sie dachte an ihren Vater, der jetzt schon seit zwei Wochen bei seinem Freund wohnte. Hin und wieder tauchte er auf, stahl sich in die Wohnung wie ein Dieb, um ein paar Sachen zu holen. Louisa ließ sich dann gar nicht erst blicken und er kam auch nie zu ihr ins Zimmer, als wollte er sie gar nicht sehen. Oder er hatte Angst, so wie Louisa auch Angst hatte.
    Er ist so ein Feigling, hatte Teri gesagt. Ausgerechnet Teri, die sich monatelang um die Wahrheit herumgedrückt hatte. Es gab Augenblicke, da glaubte Louisa, sie würde Teri hassen. Jedenfalls hatte sie jetzt jemanden, dem sie die Schuld geben konnte, aber das machte ihr Leben auch nicht leichter. Sie war und blieb behindert, und warum? Weil ihre Schwester aus welchem Grund auch immer etwas Abscheuliches getan hatte. Louisa wusste nicht, ob sie das Teri je verzeihen könnte.
    Sie schaute wieder aus dem Fenster. Allmählich wurde es dunkel und die Straßen leerten sich. Ein Mann zog einen Weihnachtsbaum, der in ein Netz gewickelt war, hinter sich her und hinterließ eine schmale Furche im frisch gefallenen Schnee. Auf Louisas Schreibtisch lagen die Weihnachtsgeschenke, die Louisa in hübschen Schachteln verpackt hatte. Mit Geschenkpapier, Schere und Klebeband hätte sie wegen ihrer rebellischen linken Hand bloß Probleme gehabt. Außerdem ließen sich die Schachteln wieder benutzen, was praktisch war.
    Louisas Handy meldete sich mit dem neuen Klingelton, den sie sich gerade erst heruntergeladen hatte. Es war Fee, die ihre Weihnachtswünsche loswerden wollte.
    » Wie wäre es mit Kino am zweiten Weihnachtsfeiertag?«, fragte Fee. » Nur du, Hatice und ich?«
    » Niki kann ruhig mitkommen«, sagte Louisa und meinte es auch so– nicht trotzig, sondern völlig ernst. Niki war okay, vielleicht ein bisschen eigenartig, aber sie gab sich so viel Mühe, dass Louisa es einfach nicht übers Herz

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