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Als ploetzlich alles anders war

Als ploetzlich alles anders war

Titel: Als ploetzlich alles anders war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Dierks
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hatte Teri in der letzten Zeit kaum noch angeschaut. Das blonde Haar, um das Louisa sie insgeheim immer beneidet hatte, hing ihr strähnig ins Gesicht und auf schöne Klamotten legte sie offenbar auch keinen Wert mehr. Ihre alte Jogginghose hatte schon Löcher und Flecken.
    » Ihr könnt beide den Tisch decken«, sagte ihre Mutter. » Nimm du den Besteckkasten aus dem Schrank und Teri holt die Teller aus der Küche.«
    Nachdem Teri das Geschirr auf dem Tisch verteilt hatte, faltete sie aus den Servietten Dreiecke, legte sie auf die Teller und Louisa legte das Besteck an den Rand. Der Tisch war für vier Personen gedeckt. Jetzt fehlten nur noch die Kerzen
    » Ob Papa wirklich kommt?«, fragte Teri, als sie mit den Servietten fertig war und zwei Kerzen aus einer Schublade nahm.
    » Er hat es versprochen«, erwiderte Louisa und legte die letzte Gabel ab.
    Teri steckte die Kerzen in die beiden silbernen Halter.
    » Das habt ihr beide ganz toll gemacht«, sagte Mama, als sie aus der Küche kam, und stellte eine Schüssel Kartoffelsalat auf den Tisch.
    » Wo bleibt denn Papa bloß?«, fragte Louisa ungeduldig und tastete sich am Tisch entlang zu ihrem Stuhl.
    » Keine Ahnung. Wir warten noch zehn Minuten, dann fangen wir mit dem Essen an.«
    Aus den zehn Minuten wurde eine halbe Stunde. Mama wurde immer nervöser und schaute alle paar Minuten auf die Uhr.
    » Genug gewartet«, sagte sie schließlich.
    Dann zündete sie die Kerzen an. Auch für den Baum nahmen sie immer echte. Mama machte alle Lampen aus, sodass nur noch die brennenden Kerzen das Zimmer erhellten, und suchte im Radio einen Sender mit schöner, feierlicher Musik.
    Trotzdem war die Stimmung gedrückt. Alle drei stocherten nur in ihrem Essen herum, auch Louisa war der Appetit vergangen, obwohl sie den ganzen Tag kaum etwas gegessen und eben noch einen Mordshunger gehabt hatte.
    » Nun sprecht es doch endlich aus«, sagte Teri plötzlich. Sie hielt grimmig ihre Gabel umklammert und ihre Lippen bebten.
    » Was denn?«, fragte ihre Mutter überrascht. Louisa blickte gar nicht erst von ihrem Teller auf. Sie ahnte, was Teri durch den Kopf ging. War ja eigentlich nicht schwer zu erraten und Mama tat nur so, als ob sie es nicht selbst ganz genau wüsste.
    » Dass Papa meinetwegen nicht kommt, weil er mich für ein Monster hält… weil…«, sie brach in Tränen aus. » Ich bin ja auch eins…«, schluchzte sie.
    » Teri«, sagte ihre Mutter sanft und wollte ihrer Tochter über den Kopf streichen, aber Teri stieß sie weg. Louisa schluckte. Gleich würde sie auch anfangen zu weinen. Zum ersten Mal, seit ihre Schwester ihr alles erzählt hatte, tat sie ihr leid.
    Vielleicht hätte sie den Helm auch dann nicht gefunden, wenn Teri ihn nicht versteckt hätte, und wäre ihr trotzdem nachgefahren, dachte Louisa.
    So, wie sie im letzten Sommer drauf gewesen war, hätte sie das sogar ganz bestimmt getan. Und wäre sie an Teris Stelle gewesen– wie hätte sie sich verhalten?
    » Ich komm damit klar, Teri«, sagte Louisa leise. » Du musst dir keine Vorwürfe mehr machen. Das bringt uns allen nichts.«
    Langsam hob Teri den Kopf.
    » Ehrlich?«, fragte sie mit tränenschwerer Stimme. » Dann verzeihst du mir?«
    Louisa nickte. Sie würde zumindest versuchen, nicht immer daran zu denken, wenn sie Teri sah, und mit der Zeit würde es bestimmt leichter werden, Verständnis für ihre Schwester aufzubringen.
    » Frohe Weihnachten«, sagte Mama leise, als es an der Tür klingelte und Papa doch noch kam.
    Sieben Monate später…
    Louisa umschlingt den Hals ihres Pferdes und drückt ihr Gesicht ganz fest in seine struppige, nach Sommer und Heu duftende Mähne. Sie spürt, wie sich die Sehnen des Pferdes anspannen, spürt seinen pochenden Puls unter ihrer Wange und entspannt sich, so gut sie es eben jetzt kann. Louisa blinzelt durch ihre halb geöffneten Augen, sie sieht Perle, Jette und Teri in ein ernstes Gespräch vertieft am Gatter lehnen. Tinka hat ihren Rollstuhl unter der Markise auf der großen, weitläufigen Terrasse geparkt, und soweit Louisa es von hier aus sehen kann, döst sie. Es ist so schön hier draußen, unter dem weiten sommerblauen Himmel. Es ist warm, die Sonne scheint und Louisa ist glücklich.
    Wenn es ginge, würde sie ganz hierbleiben und beim Abschied ist sie jedes Mal traurig. Aber so gibt es wenigstens immer etwas, auf das sie sich freut. Seit drei Monaten kommen sie zweimal in der Woche hierher auf den Reiterhof, gut fünfzig Kilometer entfernt von

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