Als unser Kunde tot umfiel - 25 knifflige Fuehrungsprobleme und ihre nachhaltigen Loesungen
Bereichs Operations und unser neuer Vorgesetzter. Sein gleichgültiger Gesichtsausdruck legte sich wie ein lähmender Schleier über den ganzen Meetingraum. Er setzte sich mit einem knappen und gelangweilten „Morgen“ ans Ende des Tisches. Die Moderation für das Meeting übernahm wie immer unser Moderationsprofi Müller. „Also, fangen wir an“, startete er das Meeting. „Wir haben folgende Punkte auf der Agenda. Punkt eins, kurzer Bericht aus den verschiedenen Bereichen. Punkt zwei, die Mitarbeiterbeurteilungen stehen wieder einmal an. Punkt drei, aktuelle Zahlen aus dem Controlling. Wer möchte starten mit den Berichten?“ „Mann, weck mich auf, wenn ich einschlafe.“ Ich hoffte, dass ich das jetzt nicht laut gesagt hatte, und schaute schnell in die Runde, ob es irgendwelche Reaktionen gab. „Bevor wir loslegen, habe ich noch eine Neuigkeit“, meldete sich plötzlich der Chef aus dem Hintergrund. „Wir werden nächstes Quartal mit dem Bereich Qualitätsmanagement der seit kurzem zu uns gehörenden Filiale in Düsseldorf fusionieren“, sagte Wirtz mit seiner monotonen Stimme. „Also, jetzt muss ich einmal was sagen“, hörte ich meine Kollegin Frau Hubert wütend rufen. „Ich weiß ja nicht, wie es den anderen hier geht, aber seitdem Sie hier das Ruder übernommen haben, ist das Arbeitsklima unerträglich geworden. Die Leute sind nur noch krank, dadurch haben alle anderen die doppelte Arbeitsbelastung, auf den Gängen wird kaum noch miteinander geredet und jetzt kommen Sie wie aus heiterem Himmel mit dieser Fusion daher, was, wie jeder hier weiß, wieder reichlich Mehrarbeit bedeutet.“ Das war jetzt aber mehr als deutlich“, dachte ich. Unser Chef bekam große Augen und starrte in die Runde. Alle Blicke im Sitzungszimmer waren nur auf ihn gerichtet. „Sehen das auch andere hier so?“, fragte er. High Noon, Stunde der Wahrheit, dachte ich. Alle schauten sich an und warteten darauf, dass einer den Anfang machte. Müller sagte dann schließlich: „Sehen Sie, Herr Wirtz, ich kann nur für mich sprechen, aber ich vermisse Ihre Führung. Damit meine ich ganz konkret, dass ich Ihre Erwartungen kennen möchte. Ich möchte wissen, wie Ihre Strategie für unseren Bereich aussieht, und ganz bestimmt möchte ich nicht so nebenbei in einem Meeting erfahren, dass wir mit einer anderen Filiale fusionieren.“ Herr Wirtz schaute noch kurz in die Runde, dann stand er auf und verließ ohne ein Wort zu sagen den Raum. Wir waren ebenfalls sprachlos.
Palluch vs. Hinrichsen – Die Rolle als Führungskraft annehmen
Hinrichsen: Na, da hat es ja ganz schön gekracht!
Palluch: Eine ganz üble Situation! Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Sache so eskalieren würde. Wobei, wenn ich es recht bedenke, war das eigentlich nur eine Frage der Zeit. Herr Wirtz hat uns in den Wahnsinn getrieben. Heute so und morgen ganz anders. Und dann seine ganze Art – schrecklich.
H: Was hat dich an dem Mann denn am meisten geärgert?
P: Eigentlich fand ich die Situation eher tragisch, hatte fast Mitleid mit ihm. Klar, seine Art war ziemlich daneben, aber ich weiß selbst, wie das ist, wenn man ins kalte Wasser geworfen wird. Bei meiner ersten Führungsaufgabe hatte ich immer Sorge, ob das, was ich sage, auch überhaupt gemacht wird, ob die Mitarbeiter mich ernst nehmen. Das hat bei mir zum totalen Kontrollwahn geführt. Zum Glück hatte ich erfahrene Mitarbeiter, die mich direkt darauf angesprochen haben. So konnte ich aus der Sache lernen.
H: Oh, das kenne ich. Ich werde nie vergessen, wie das war, als mir meine erste Führungsposition übertragen wurde. Ein Anruf – kein Witz! „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind jetzt Chef.“ Ich wurde überhaupt nicht auf die Sache vorbereitet und hatte mir auch gar keine Gedanken gemacht. Frisch von der Uni. Klar hatte ich Unternehmensführung gelernt, aber das bereitet einen ja nicht auf einen echten Führungsjob vor. Mir selbst war das gar nicht so bewusst, bis meine damalige Chefin zu mir meinte: „Timo, die einzige Chance, die du hast, ist, dass die dich mögen. Sonst gehst du unter.“ So etwas macht nicht gerade Mut.
P: Ganz schön starker Tobak … und wie lief es dann?
H: Das hat mich ehrlich gesagt dazu angespornt, den Job richtig gut zu machen. Schon alleine, um ihr zu beweisen, wie falsch sie da lag, was mir zum Glück auch gelungen ist.
P: Ich habe für mich daraus mitgenommen, wie wenig Zeit man sich als Chef eigentlich dafür nimmt, sich über seine Führungsrolle
Weitere Kostenlose Bücher